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Sonntag, 14. Mai 2017

Zum Muttertag: „Mein vagabundierendes Herz“ oder Meine geheime Superkraft

„Die Schauspielerin Helena Bonham Carter sagte in einem Interview auf die Frage, was sich durch ihre Mutterschaft verändert habe: ,Du siehst dein Herz auf der Straße spazieren!‘ Meines ist gleich mehrfach unterwegs und ich kenne niemanden, der mehr Zugriff darauf hätte als unsere Kinder. Für sie würde ich alles stehen und liegen lassen, um die ganze Welt reisen und mich in die Höhle jedes Löwen begeben. Über diese Kraft wird manchmal gelächelt, viel gespottet und allzu oft hinweggesehen. Doch davon leben kleine und große Kinder, weil sie auf diese Weise mindestens einen sicheren Platz im Leben haben. Erst nehmen sie das Herz ihrer Mütter in Beschlag – und später mit in die Welt hinaus.“ (Martina Kreisler-Kos)

Über diesen Text ließe sich diskutieren, wollte man ihn verallgemeinernd oder unter Genderaspekten lesen. Ich lese ihn für mich und für den Moment ganz persönlich und subjektiv. Da trifft er hundertprozentig zu. (Ob meine Kinder das aus ihrer Warte bestätigen können, wäre noch mal eine andere Frage. :-) )
Mein Mutterherz funktioniert genau so. Es vagabundiert mit meinen Kindern durch die Welt. Das ist meine geheime Superkraft.

Sonntag, 15. Januar 2017

Wochenrückblick 9. - 15. Januar 2017

Gelesen

Imbolo Mbue: Das geträumte Land


Imbolo Mbues hochgelobtes Debüt erzählt die unvergessliche Geschichte zweier Familien unterschiedlicher Herkunft, die in New York kurz vor der Bankenkrise aufeinandertreffen. Die Lehman-Brothers-Pleite bringt nicht nur ihr Leben, sondern auch ihr Wertesystem gehörig durcheinander.[...]" (Kiwi-Verlag)


Bemerkenswertes Debüt, erscheint am 16. Februar












Geschaut

Die Vorpremiere von Manchester by the Sea




Unglaublich berührend, herausragend gespielt (Casey Affleck! Den hatte ich noch gar nicht so auf dem Schirm.). Ein sehr schöner, sehr trauriger Film, in dem Tempo und Lautstärke heruntergedreht sind, was der Glaubwürdigkeit sehr zugute kommt. Erwähnenswert in dem Zusammenhang die oscarreife Filmmusik. Ich glaube, ich muss da noch ein zweites Mal rein.


Paula – Mein Leben soll ein Fest sein




Ach Paula, was du in deinem viel zu kurzen Leben geschaffen hast – einfach großartig. Ich hoffe, der Film wird dir gerecht. Mir scheint es jedenfalls so. Nicht zuletzt dank Carla Juri, die ihre Rolle herrlich unkonventionell spielt, mit Humor und ohne Angst, sich lächerlich zu machen, mit Leidenschaft (natürlich!) und irgendwie unverstellt – einfach umwerfend. Ich dachte so oft „Diese furchtbaren, dummen Männer!“ und „Diese großartige, tolle Frau!“ 
Es gibt zu lachen, zu weinen und zu denken. Was will Frau mehr.



Gefunden

Gebot von Jost Renner

Gibt es das perfekte Gedicht? Ich meine ja, hin und wieder, nicht oft, gibt es das, gelingt es einer oder einem. Das Gedicht „Gebot“ von Jost ist für mich so eines. Perfekt in Inhalt und Form, kein Wort zu viel und keins zu wenig. Und vor allem ist es so genau, so treffend in seiner Bildwahl, dass es schmerzt.


Skizze (30) von Diana Jahr 

Darin die Zeile „und wie man sich durch das schreiben nahe geht“. Das ging/geht mir nahe und nach.



Gedacht

Ich hätte gerne mehr Zeit, komme immer noch nicht ganz klar damit, dass mir weniger als früher davon zur freien Verfügung steht. Nicht alles lässt sich durch bloßes Organisieren verbessern. Ich hadere ein wenig, weiß nicht so recht ... Bin andererseits nicht unzufrieden, glaube weiterhin, das es sich finden wird, ein wenig hat es das ja schon ... 
Immerhin gibt es hier schon meinen zweiten Wochenrückblick für 2017. Nicht schlecht (auch wenn er hauptsächlich aus Links besteht ;-)).

Montag, 30. Mai 2016

alle Arten von Büchern

„Daher möchte ich Sie bitten, alle Arten von Büchern zu schreiben, sich vor keinem Thema zu scheuen, wie trivial oder umfangreich es sein mag.“
(Virginia Woolf 1928 zu ihren Schriftstellerkolleginnen) 

Donnerstag, 28. Januar 2016

Psst

Sie sehnt sich nach Flügeln.
Einem größeren Abstand.
Weite.
Stille.
Sie wartet.
Und wendet sich zu:
der einen, die sie in sich trägt.
Nimmt sich bei der Hand.
Und beim Wort.
Sagt:
Psst


„Singet leise, leise, leise“


Samstag, 23. Januar 2016

Lichtblicke in der Debatte um Köln

Es gibt Lichtblicke in der Debatte um die Silvesternacht in Köln, einer Debatte, die nun doch zunehmend stattfindet, auch wenn die Vertreter*innen der extremen Positionen, seien es rechtspopulistische oder links- u./o. feministisch-ideologische, samt ihrer Anhängerschaft noch so laut tönen. Es gibt sie inzwischen, die sachlichen, nüchtern argumentierenden Stimmen, die weder beschönigen noch polemisieren, sondern benennen und gemeinschaftlich nach Lösungsansätzen suchen.


Die „Kölner Botschaft“ ist so ein Lichtblick. Ein Statement prominenter Bürger der Stadt, das leidenschaftlich ist im Ausdruck seiner Liebe zu Köln und das sachlich ist in seinen Forderungen, die den Ereignissen der Silvesternacht und ihren Folgen entspringen:
[...] Um der wachsenden Polarisierung in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken, ist es wichtig, an das Gemeinsame zu erinnern – und zwar auch ganz konkret mit Blick auf die Ereignisse der Silvesternacht. Denn gleich welchen Geschlechts und Alters wir sind, welcher Herkunft und Religion, welchen Beruf wir ausüben und welcher Partei wir angehören, welche sexuelle Orientierung wir haben und welche private Leidenschaft - wir alle wollen uns in Köln sicher, frei und offenen Blicks bewegen. So haben wir vier Forderungen aufgeschrieben, von denen wir glauben, dass sie nicht nur unsere eigenen sind. Und wir haben jeweils Erläuterungen hinzugefügt, die bei manchen wahrscheinlich Widerspruch provozieren – aber das ist auch gut, solange es ein konstruktiver, im Ton nicht verletzender Widerspruch ist. Nichts tut aus unserer Sicht mehr not, als die Debatte zu versachlichen, die wir in Köln und über Köln hinaus spätestens seit der Silvesternacht zu Recht führen. [...]
Die vier Forderungen (in ihren Überschriften): 
1. Keinerlei Tolerieren von sexueller Gewalt
2. Kampf gegen bandenmäßige Kriminalität
3. Konsequenzen aus dem behördlichen Versagen
4. Schluss mit fremdenfeindlicher Hetze – Deutschland bleibt ein gastfreundliches Land

Juttas Blogbeitrag „Kölner Botschaft“ statt #ausnahmslos ist ein weiterer Lichtblick in der Debatte. Sie analysiert in gewohnt kluger Weise, sieht genau hin, differenziert, und benennt konkret. Sie schreibt zu Beginn ihres Artikels:
Ich habe #ausnahmslos, den "Aufruf des progressiven Feminismus", wie "Der Freitag" diese Reaktion auf die Silvesternacht von Köln nennt, nicht unterzeichnet. Obwohl ich - selbstverständlich - ausnahmslos gegen sexualisierte Gewalt, Sexismus und Rassismus bin, egal von wem sie ausgehen.
Wer allerdings sexualisierte Gewalt, Sexismus und Rassismus auch für strukturelle Probleme (patriarchaler) Gesellschaften und Weltanschauungen hält - und nicht nur für individuelle Defekte - , muss sich durchaus Fragen zum sogenannten "soziokulturellen Hintergrund" von Tätern stellen. [...]
Liebe Jutta, ich freue mich sehr über deinen Mut und deine Klarheit. Danke dafür!


Juttas Text wiederum wird von Bersarin in seinem Blogbeitrag „Kölner Botschaft“, Teil 2 aufgegriffen. Es pflanzt sich fort. Das lässt hoffen.


Liebe Leser*innen, das ist viel Stoff, der sich aber lohnt, wenn man unter all den einseitigen Überzeugungen, die einem vor allem im Netz verzehrfertig aufgetischt werden, Anstöße  zum differenzierten und vor allem Selber-Denken sucht.

Montag, 23. November 2015

Zeichensetzen (Meta)

Eben stieß ich über mehrere Querverweise auf den Artikel Ein Zeichen setzen bei Holio, der mich dazu bewegte, über das Thema Zeichensetzen, speziell nach den Anschlägen in Paris, nachzudenken. Ich schrieb einen Kommentar unter seinen Artikel und stellte während meines Schreibens fest, dass ich von einer konkreten Reaktion auf einen Abschnitt in seinem Artikel mehr und mehr zu einem assoziierenden Nachdenken über meine eigenen Beweggründe hindriftete. Deshalb kopiere ich meinen Kommentar zusätzlich als eigenen Post hier herüber:


„Sie schreiben: „Bei Zeichen stellen sich Fragen.“ und fragen: „An wen richtet sich das Zeichen?“ und stellen ein paar Antwortmöglichkeiten vor: Terroristen (die aber weniger, sagen Sie), Medien, nähere Umgebung, als Ausdruck der Trauer (an wen gerichtet, sagen Sie da nicht).
Ich stelle mir auch Fragen zu den verschiedenen Zeichen, auch und vor allem zu denen, die ich selbst setze. (Kann ich, will ich, soll ich, darf ich, muss ich?) Die Frage, die ich mir dabei bisher nicht gestellt habe, ist die nach einem Adressaten. Deshalb verblüfft sie mich im ersten Moment, als ich sie hier bei Ihnen lese. Und ich überprüfe dann doch noch einmal meine Motivation, denn klar, das Zeichen, das ich setze, geht ja nach außen, wird sichtbar für jeden, der hinsieht. Beabsichtigt oder unbeabsichtigt?
Die Ereignisse in Paris begleiten mich seit ich davon erfuhr in meinem Denken und Tun. Ich schrieb darüber ( http://iris-bluetenblaetter.blogspot.de/2015/11/koln-paris-koln-oder-jetzt-erst-recht.html ), persönlich und ohne Manifestcharakter, mehr in dem Sinn eines Entwicklungsschritts, dem mit Sicherheit weitere folgen werden. Während ich für mich zu einer „Jetzt erst recht“-Haltung kam, war mein Blick auf Paris und auf mein Inneres gerichtet, nicht auf einen möglichen Adressaten. Das Gefühl, meine Haltung der Welt zeigen zu müssen, kam später dazu, aber auch da ohne einen bestimmten Adressaten im Blick. Der Gedanke dahinter vor allem, dass ich es mir selbst schulde und – vielleicht etwas abstrakt – den Werten, die mir wichtig sind. Und eigentlich zeige ich es damit dann allen. Alle, die hinsehen, sollen sehen, was ich denke. Ich verstecke es/mich nicht.
Es klingt vielleicht nach einem unwesentlichen Unterschied in der Motivation, am Ergebnis kaum abzulesen, für mich aber doch bedeutend. Denn einen Adressaten im Blick zu haben, würde meine Beweggründe verwässern, würde mein Zeichensetzen, würde mein Reden und Schreiben beeinflussen, es wäre auf Wirkung ausgerichtet. Es wäre wie das Überstreifen einer (öffentlichkeitswirksamen) Maske. Ohne die Ausgerichtetheit auf einen Adressaten ist es aber genau das Gegenteil, nämlich das Ablegen einer Maske. Gesicht zeigen, das ist wohl das eigentliche Zeichen.

[...]“
Ich bin tatsächlich dankbar für den Anstoß, denn ich finde das Nachdenken über meine Beweggründe wichtig. Mir bedeutet es viel, nicht für jemanden zu schreiben, sondern aus mir. Wer regelmäßig hier liest, weiß das vielleicht, ich thematisiere es in regelmäßigen Abständen. Inwieweit mir das tatsächlich gelingt sei dahingestellt, ich lebe ja nicht in einem bezugslosen Raum. Es ist nur so, dass dieses Schreiben (und Reden und Handeln) nicht für jemanden, sondern aus mir heraus, für mich ein wesentliches Kriterium für Aufrichtigkeit ist. Und nur diese, glaube ich, bringt mich und uns weiter. Nicht zuletzt deshalb weil sie immer auch die Vorläufigkeit alles Denkens erkennt, die Möglichkeit des Irrens und Scheiterns und die Notwendigkeit des inneren und äußeren Dialogs.
Und raus damit.


(Metameta: Manchmal frage ich mich, ob Metatexte nicht sogar die eigentlichen Texte sind ...)

Sonntag, 8. November 2015

(vom Worthunger) Beflügelungen ...

... durch die Worte der anderen

hier („Immer“ von Tikerscherk) 
und hier („Sandsteinburg“ von Michael Perkampus) 
und hier („Niemand kann jemand sein. Mein Zimmer für mich allein...“ von Jutta Pivecka) 
und hier („Fremdkörper“ von Phyllis Kiehl) *

Die machen was mit mir, diese vollen Texte. Und ich lass sie machen, setze mich aus, verzichte auf kritische Distanz. Weil ich hungrig bin. Also spreche ich hier nicht nur eine nüchterne Empfehlung aus, sondern schreibe, wie immer, auch von mir.

Diese Beflügelungen, diese inspirierenden Texte, die ich trinke wie Wasser und esse wie Brot, die ich verstoffwechsle, sie machen aus mir eine andere, eine mir Nähere, mehr mich ...

Ob das erlaubt ist, ein solch distanzaufhebendes, vereinnahmendes Lesen? Das frage ich mich nicht. Ich kann auch anders, ganz von außen, ohne Vermischung, mit kritisch distanziertem Blick, wertend. Kann ich. Tue ich. Oft oder meistens. Und manchmal ist es eben anders. Ist es so: distanzlos, aufsaugend, aus einem Hunger heraus oder aus purer Lust. Why not?

Das alles ist nur ein Bild. Ein anderes wäre: Da wächst mir etwas zu. (was mit Federn, oh ...)

es wächst dir zu, wächst dir an, wächst in dich hinein und aus dir heraus
(nur fliegen musst du selbst)

Ich lese höre Texte. Die werfen Anker. Die strecken Wurzeln. Die sitzen dann fest. Und rühren in mir herum. Rühren etwas auf. Da fällt Staub ab. Und Schorf. Und schweres Tuch. Da rührt sich etwas in mir. Dieses Etwas, das Ich ist, greift nach den Wurzeln. Hält den Anker. Zieht an der Kette. Will. Schlingt sich hinein in das Durch-/Ein-/Vor-Dringende. Saugt daran. Streckt sich. Dringt selbst. Verwächst. Wächst. Hinaus! Bricht durch. Wird weiß von Licht. Fächert sich auf. Überlässt sich der Luft. Wächst weiter. Zu wissen. Zu kennen. Wohin? Keine Frage: Wiederholt: Hinaus! Das Ziel im Wachsen schaffend. Und dann: Eine Bewegung über das Wachsen hinaus: Ein Schritt. Ein Flügelschlag. Das, ja.

Es wächst dir zu. Fliegen musst du selbst.

Das Pathos des Notwendigen. Wasser und Brot. Ein Fest.

Die Worte der anderen und was sie mit mir machen (weil ich sie lasse).


* Tolle Texte finde ich an vielen Stellen. Wer sich durch meine Blogroll scrollt, kann da Verschiedenstes entdecken. Nachhaltig beeindruckt und beflügelt haben mich in den letzten Tagen/Wochen u.a. die oben verlinkten Texte aus den Blogs Kreuzberg Süd-Ost, Die Veranda, Gleisbauarbeiten, Tainted Talents.

Samstag, 24. Oktober 2015

Und wieder: Schattenfund (Kichern und Herbstmelancholie)

Habe einen weiteren Schattentext unter den älteren Beiträgen in meinem Blog gefunden:
Zudem eins meiner Lieblingsgedichte. Ein wenig schräg, finde ich, das mag ich besonders, und von zwei Quellen (Waldsaum, Trakl) inspiriert.

Ich schreib‘s hier nochmal auf, hab‘s sowieso grade mit Wiederholungen. Wiederholungen. Gegen die Unwiederbringlichkeit.


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Trakl lesen oder Es kichert unterm Verfall


Herbst, lose Zeit
Licht faltet Schatten
Wind atmet Flug
Wald säumt das Streben
das Sterben

Nichts pulst so schön wie das Fremde
neidlos besehn

Einmal die Hand in ein Raunen getaucht
wirst du gepflückt
Zeit, loser Frühling
dort welkt dein Ach
und/oder/aber
ob du's glaubst oder nicht:

Es kichert unterm Verfall


****************************************************************


PS: Ich glaube wirklich, dass es kichert unterm Verfall. 

(Ach, und Alice? Bist du noch dort? Musste grade an dich denken. Werde dich ebenfalls wiederholen, eines schönen Tages, und dich weitererzählen, versprochen. Gruß an Mario. Habt‘s schön warm. )

Wiederholungen/Wiederholungen gegen die unausweichliche Unwiederbringlichkeit.

***

Shadow rises ...
And everything goes back to the beginning.


Never said it was good, never said it was near, 
Muted whisper of the things you feel.

Montag, 28. September 2015

Schreiben ist ... (Antwort auf einen Text, der gar nicht fragt)

Einer, den/dessen Blog ich seit kurzem lese, schreibt:
„[...] Schreiben ist entweder das Mittel der Befreiung von gesellschaftlichen Fesseln, Konventionen und Zwängen, oder es ist nichts. Null und nichtig.“ (hier der ganze Artikel)
Und meine innere Antwort/Reaktion darauf? Ja! Was sonst? Ich meine, wie sonst sollte ich antworten/reagieren (mal ganz abgesehen davon, dass der Text ja gar keine Antwort will/fordert/braucht).

Ja!

Und nein. 

Denn ja, genau das (so vereinnahme ich die Worte, den einen stark behauptenden Satz) bedeutet mir mein Schreiben: Mittel zur Befreiung. Zur Befreiung von – schon da trenne ich mich von den Worten des anderen, denn ja, Fesseln sind es auch bei mir, von denen ich mich in einem langen und andauernden Prozess befreie, aber ob diese Fesseln aus dem gleichen Material sind? Darum geht es auch nicht. Und natürlich brauche ich, um dies über mich und mein Schreiben zu sagen, nicht die Worte, den starken Satz eines anderen, denn ich weiß das ja in mir, weiß es besser und richtiger, als es ein von außen drauf Schauender wissen oder auch nur ahnen kann, dass es genau so ist und stimmt, für mich. Ich brauche diese Worte nicht, die vertrauten des Fremden, brauche diesen starken Satz nicht, den ganzen kleinen großen Text nicht, der da aus fremder Feder kommt. Brauche ihn nicht, da er längst in mir ist. Okay, hin und wieder ein Spiegel zur Bestätigung: Ja, du bist noch da, Entfesslungswille, bist noch genauso wahr und stark da wie je, wirst bleiben, ja, das wirst du. Und ein Spiegel zur Erinnerung: Da sind noch Reste der Fesseln, lass nicht nach. Ja, dafür sind sie gut, diese fremden Worte, Sätze, Texte. Deshalb greife ich zu, nehme sie mir, verleibe sie mir ein, erlaube mir das, überhaupt: nichts als Erlaubnis, Selbsterlaubnis, entfesselte.

Und nein. Nein, nein, nein!, tobt es zugleich in dir, denn eine deiner Fesseln heißt „Ausschließlichkeit“, heißt „die eine Wahrheit“. Von der hast du dich zuerst befreit, als es soweit war, als du anfingst. Von der hast du dich befreit und willst es bleiben, in aller Konsequenz. Willst kein „entweder oder“ mehr, sondern nur noch das „sowohl als auch“, das „alles“, selbst im krassest scheinenden Widerspruch, ja, dann erst recht, weil dich das herausfordert wie ein unermesslicher Ozean. 
(Und warum wechsle ich jetzt eigentlich vom ich zum du? Immer wieder passiert mir das, erst im letzten Blogeintrag habe ich mich selbst darauf aufmerksam gemacht. Es muss etwas bedeuten, deshalb ändere ich es nicht, wie ich es kurz überlegt habe, das du im Nein-Abschnitt zum ich, wie es noch im Ja-Abschnitt steht. Nein, ich lasse es so, es ist relevant, denke ich mir, in irgendeiner mir noch nicht einleuchtenden Weise.) 
Nein auch deshalb, weil ich die anderen Beweggründe und Formen des Schreibens nicht so als null und nichtig abtun kann und will. Immerhin liebe ich Geschichten, Fiktion, halte das Erzählen, ob mündlich, schriftlich oder im Film oder ... für gesellschaftlich bedeutend, mag in gewissem Maße sogar den Schund (den ich nicht in Anführungszeichen setze, weil ich mir durchaus erlaube, hin und wieder, ein Urteil zu fällen über gewisse Literatur und sie Schund zu nennen und dann nicht zu sagen „Ich finde“ oder „Meiner Meinung nach“, sondern „Das ist“, ja, so, das erlaube ich mir hin und wieder, auch das ist Teil meiner Freiheit), mag also diesen Schund auch, weil er Teil des Ganzen ist, wichtig für die Beleuchtung und die Reibung, physikalisch ausgedrückt, wichtig für die Freiheit, die über meine eigene Freiheit, die keine wäre ohne die der anderen, hinausgeht.

Verzettele ich mich? Nein. Was ist das überhaupt für ein Wort: verzetteln? Darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Nein, ich begebe mich hinein und lasse mich mitreißen, bewusst, und jetzt hangele ich mich wieder ans Ufer, schüttle mich, nehme meine Umgebung wahr, denke: ach, du hast ja noch ein paar Stündchen, bis du zur Arbeit musst, könntest bei diesem schönen Wetter doch ... dies und das und jenes ... alles ist möglich, hab mich schon für eins entschieden, jedenfalls hinaus, beschwingt, danke für den Text, den einen starken Satz, die Worte, danke für den Spiegel, der mich nicht meinte, in den ich trotzdem, ohne um Erlaubnis zu fragen!, einen Blick warf und dann sah, was wichtig ist, für mich, immer noch. Danke.

Mittwoch, 26. August 2015

Eveline Hasler: Mein Schatten

Mein Schatten

Ich will nicht in der Hocke leben
um zu essen und zu trinken von euren
Becherchen und Tellerchen
auf Kindsgröße schrumpfen
um in euren Betten zu schlafen
mir Streicheleinheiten
erschleichen

Ich richte mich auf
Die Arme wachsen aus den Fenstern
Mein Kopf hebt das Dach ab
Vögel nisten in meinem Haar
Ich bin die Solitärin
mein Schatten fällt
wo er fällt



Eveline Hasler. In: Neue Freuden, neue Kräfte. Ermutigungen. Hrsg. Herbert Schnierle-Lutz. Insel Verlag Berlin 2013

Gefunden in Sonjas Wildgansblog, hier, und gedacht, dass ich es zu mir rüberholen muss, wegen der Schatten, you know.


*


Ich richte mich ebenfalls auf. Und aus. Und verabschiede mich in den Urlaub. Farben sammeln. Licht und Schatten. Eindrücke.





Bis bald!

Sonntag, 14. Juni 2015

Wochenrückblick 8. - 14. Juni 2015

Gelesen:

1. Harper Lee: Wer die Nachtigall stört


in der Neuausgabe, die am 10. Juli 2015 bei Rowohlt erscheint, eine Woche vor dem Erstverkaufstag der deutschen Ausgabe von Harper Lees vor über 50 Jahren geschriebenem und erst jetzt verlegtem Roman „Gehe hin, stelle einen Wächter“. Dieser ist Harper Lees Erstlingswerk, das aber inhaltlich betrachtet an ihren 50 Jahre zuvor erschienen Weltbestseller „Wer die Nachtigall stört“ anknüpft.

Für die Neuausgabe hat Nikolaus Stingl die deutsche Übersetzung Claire Malignons aus dem Jahr 1962 überarbeitet und aktualisiert. Ein wenig habe ich mich davor gefürchtet, habe ich doch meine alte Ausgabe so oft gelesen, dass ich glaubte, manche Passagen Wort für Wort auswendig zu kennen. 
Dem war aber nicht so. Die Überarbeitung ist feinfühlig und stimmig. Um zu beurteilen, ob sie tatsächlich (aus Sicht der heutigen Zeit) besser ist, müsste ich beide Ausgaben parallel lesen. Aber so wissenschaftlich will ich gar nicht herangehen an dieses Werk, das bis heute nichts von seinem Zauber und seiner Brisanz eingebüßt hat.

Wer Harper Lees „Wer die Nachtigall stört“ noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt nachholen, bevor er/sie zu „Gehe hin, stelle einen Wächter“ greift. Auf den freue ich mich sehr, wie ich an dieser Stelle schon einmal schrieb.

Und natürlich kann man, ist man des Englischen mächtig genug, auch gleich die Originalausgaben lesen:
To Kill a Mockingbird & Go Set a Watchman


2. zwei Texte über das Traurigsein und das Weinen

das unterdrückte, das unbegründbare, das unstillbare, das notwendige, das unvermittelbare ... 

den einen, „Achtsame Arbeitstage“, bei Melusine

den anderen, „But then, Paeon, dear – we always loved you best“, bei Stattkatze

Beide haben mich beeindruckt und rühren mich an.



Geschaut:

Broadchurch Staffel I




Das Serien-Highlight aus England, spannender Krimi und mehr als das: großartige Studie einer Kleinstadt, in der nach einem Mord nichts mehr ist, wie es einmal war. Zahlreiche Bewohner geraten in Verdacht, zerstörerisches Misstrauen hält Einzug. Einige zerbrechen daran, andere wachsen über sich hinaus. Großartig die schauspielerische Leistung, mehr als erwähnenswert der Soundtrack von Ólafur Arnolds. 
Sehr zu Herzen gehend, deshalb immer ein Päckchen Papiertaschentücher in Reichweite haben!

Mein Fazit: Fünf ✰✰ für Broadchurch I



Geschrieben:



In der Ruhe liegt, was klafft:
Die Wunde unterm Wort.
  Es schwärt dein feiges Unterlassen.
Eroberst du den fernen Ort,
bevor die Träume ganz verblassen?


Jetzt! Aufgerafft!
Verlass die Schwelle:
Das Vorwärts ist dir eingeschrieben.
Noch vor dem Sprunge aus der Quelle
war‘s dir bestimmt, das Meer zu lieben.



Dieses Gedicht liegt mir am Herzen, erscheint mir aber gleichzeitig irgendwie unausgegoren, nicht ganz stimmig und hängt deshalb noch im Entwurfordner herum. Hier im Wochenrückblick erfährt es nun eine Art unkorrigierte Vorabveröffentlichung. Manchmal macht das etwas mit mir, wenn ich einen Text „aussetze“ und ihn gewissermaßen ungeschützt vor mir sehe. Dann kommt es vor, dass ich ihn mit anderen Augen, wie erstmals von außen statt von innen betrachte. Ich sehe besser, was ihm fehlt, möglicherweise. Es ist ein Versuch. 



Gefreut:

darüber, wie es manchmal passt; wie einem scheinbar zufällig die richtigen Menschen über den Weg laufen; wie man sich plötzlich in einem Gespräch wiederfinden kann, das lauter Gemeinsamkeiten offenbart. Schön ist das und mir in der vergangenen Woche gleich mehrmals passiert



Geschockt:

von der Bestätigung von Raif Badawis Verurteilung zu 10 Jahren Haft und 1000 Peitschenhieben durch den obersten Gerichtshof Saudi-Arabiens am 7.6.2015. Die Ignoranz dieses Unrechtsregimes macht mich so wütend. Genauso die völlig unzureichenden Reaktionen unserer westlichen Regierungen.

Astrid hat in ihrem Blog eine gute Zusammenfassung geschrieben: Raif Badawi – Es geht weiter



Auch Amnesty International bleibt am Ball. Hier kann man sich informieren und sich für Raif Badawi sowie seinen ebenfalls inhaftierten Anwalt einsetzen.



Getwittert (aus Gründen):

„Na klar hinterlässt der Verzicht auf Definitionen eine Lücke. 
Mit dem Elektronenmikroskop ist sie sogar erkennbar.“


In diesem Sinne: Eine gute neue Woche euch allen!

Montag, 8. Juni 2015

Wochenrückblick 1. - 7. Juni 2015

Gelesen:

zwei Manuskripte, ein paar Leseexemplare und die Juniausgabe des Rolling Stone. 



Den kaufe ich mir immer am Bahnhof, wenn ich länger mit dem Zug unterwegs bin. Und das war ich gestern anlässlich einer Geburtstags- und Wohnungseinweihungsfeierfeier in Frankfurt –––>>>


Gefeiert:

den Geburtstag und die neue Wohnung einer lieben Freundin in Frankfurt, dabei viele tolle Menschen kennengelernt und wiedergesehen. Das war schön. Belebend, anregend, lecker, entspannt und fröhlich.


Gewandert:

auf dem Brend, der uns an Fronleichnam, als hier „unten“ lähmende Hitze herrschte, wunderbare Fluchtmöglichkeit war mit angenehmen 25° Celsius. Sonne, Wiesen, Wald, Aussichtsturm und nette Lokale am Weg. 


http://media-cdn.tripadvisor.com/media/photo-s/03/3e/1f/17/berggasthof-hotel-brend.jpg


Geliebt:

was ich tue und die Wege, die sich momentan abzeichnen und von denen ich noch gar nicht weiß, wohin sie führen, aber das ist auch nicht so wichtig (versuche ich, mir zu sagen).


Geklickt:

den Button zum Versenden einer E-Mail, die die sofortige Freilassung von Atena Farghadani fordert.




„Am 1. Juni wurde die Künstlerin und Aktivistin Atena Farghadani zu einer Gefängnisstrafe von zwölf Jahren und neun Monaten verurteilt. Sie wurde aufgrund ihres friedlichen Engagements als Aktivistin wegen "Beteiligung an Versammlungen und Verschwörungen gegen die nationale Sicherheit", "Beleidigung von Parlamentsabgeordneten durch Zeichnungen", "Verbreitung von Propaganda gegen das System", "Beleidigung des Präsidenten" und "Beleidigung des Religionsführers" anklagt. Unter anderem bezogen sich die Anklagen auf ihre Bekanntschaft mit den Familien von politischen Gefangenen, ihre regierungskritischen Einträge auf Facebook und ihre Kunst. Atena Farghadani hatte eine Kunstausstellung veranstaltet, die den Getöteten in der Folge der umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Jahr 2009 gewidmet war. Sie zeichnete zudem eine Karikatur, in der sie Parlamentsabgeordnete kritisierte, die einen Gesetzentwurf eingebracht hatten, der freiwillig durchgeführte Sterilisationen unter Strafe gestellt hätte. Der Entwurf ist Teil eines groß angelegten Plans, den Zugang zu Verhütungsmitteln und Dienstleistungen bezüglich der Familienplanung zu beschränken.“ (Text: ai)

Hier geht’s zur Urgent Action von Amnesty International.

Sonntag, 3. Mai 2015

Wochenrückblick 27. April - 3. Mai 2015

Gefunden:

ein wunderbar vielschichtiges Frühlingsgedicht bei einem, der nur ab und zu Gedichte schreibt und dessen Blog deshalb treffenderweise Abundzugedichte heißt (Es lohnt sich, ab und zu bei ihm reinzuschauen!): 





Gefreut:

über zwei Bücher: 


1. den soeben erschienenen neuen Roman von Siri Hustvedt (endlich! Ja, ich bin absoluter Fan dieser klugen Frau und Schriftstellerin): 



Die gleißende Welt“ („The Blazing World“) 

Der wird meine Urlaubslektüre in der Woche vom 16.-23. Mai (*).


2. den im Juli erscheinenden zweiten Roman von Harper Lee:



Gehe hin, stelle einen Wächter“ („Go Set A Watchman“) 

Er knüpft an ihren weltberühmten ersten und über Jahrzehnte einzigen Roman „Wer die Nachtigall stört“ („To Kill A Mockingbird“) an. 


Wie habe ich dieses Buch geliebt; mit fünfzehn zum ersten Mal gelesen, seitdem mindestens sechsmal wiedergelesen, verliebt in alle Figuren, in die Geschichte; es gehört zu den wenigen Büchern, die mich, mein Denken, meine Weltsicht nachhaltig beeinflusst haben und käme deshalb mit auf die einsame Insel.


Und nun eine Fortsetzung!, ein Wiedersehen!, was für ein unerwartetes Glück!

„Eine inzwischen erwachsene Jean Louise Finch, „Scout“, kehrt zurück nach Maycomb und sieht sich in der kleinen Stadt in Alabama, die sie so geprägt hat, mit gesellschaftspolitischen Problemen konfrontiert, die nicht zuletzt auch ihr Verhältnis zu ihrem Vater Atticus infrage stellen.“ (Zitat DVA)
Ich bin so gespannt.



Gehört:

Nils Frahm rauf und runter, der hat sowas Beruhigendes, Kontemplatives, das kann ich gerade gut gebrauchen






*

Gewundert:

darüber, dass 145 PEN-Mitglieder (die Zahl ist vom 26. April und kann noch steigen) einen Brief unterzeichnet haben, mit dem sie gegen die diesjährige Verleihung des „PEN/Toni and James C. Goodale Freedom of Expression Courage Award“ an das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ protestieren.



Geteilt: 


und zwar absolut, Salman Rushdies Meinung zur oben genannten Aktion seiner Schrifstellerkollegen und -kolleginnen:
“This is a clear cut issue,” [...] “The Charlie Hebdo artists were executed in cold blood for drawing satirical cartoons, which is an entirely legitimate activity. It is quite right that PEN should honour their sacrifice and condemn their murder without these disgusting ‘buts’."  
(zitiert aus Scroll.in, 27.April 2015, hier der ganze Artikel)

Damit bleibe ich bei meiner Meinung, Charlie Hebdo betreffend, wie ich sie hier bereits im Januar geäußert habe.


*


Gedacht:

(und als Loses Blatt bereits hier veröffentlich):


Die Gedanken sind frei, das Denken ist es theoretisch auch.




Gebucht:


(*) ganz spontan und kurz entschlossen: ein kleines Ferienhäuschen in der Bretagne, genauer an der Côte de Granit Rose; eine Woche Wandern und Luftholen; Wind und Meer und Felsenküste und hoffentlich ein wenig Sonne


Freitag, 17. April 2015

Kunst kommt von Schauen

 „man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn“  (Goethe) *





träumen will ich
hinter Türen aus Blütenstaub
zwischen Laken aus Sand
und Seide
unter Baldachinen aus
gebrochenem Licht



I
wir ignorieren mit Lust
die Legenden auf den Zungen
der Belehrten


II
wir nennen unser Schauen:
KUNST **



III
und widerstehen mit Lust
den Legenden von den Zungen
der Belehrten



wachen will ich
vor den Toren aus Blütenstaub
zwischen Speeren aus Sand
und Seide
hinter Schilden aus
gebrochenem Licht







* Quelle: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, hier: Schauen

** [...]

Sonntag, 29. März 2015

Wochenrückblick 23. - 29. März 2015

Gelesen:

Anne Tyler: Der leuchtend blaue Faden 


Ich habe mal an irgendeiner Stelle gesagt, dass ich in meinem nächsten Leben am liebsten eine Romanfigur von Elizabeth Strout wäre. Hiermit füge ich hinzu, dass ich mich bei Anne Tyler genauso gut aufgehoben fühlen würde. Sie selbst bezeichnet ihre Familienromane als "Milch und Kekse"; für mich sind sie großartige Abbildungen ganz gewöhnlicher Menschen in ganz gewöhnlichen Beziehungsgeflechten, liebevoll, klug und psychologisch genau gezeichnet, erhellend und wärmend zugleich. Ich verschlinge jedes einzelne ihrer Bücher, so auch ihr jüngstes, in dem sie – zum wiederholten Male und trotzdem neu – die Geschichte "einer mehr oder weniger glücklichen Familie über mehrere Generationen" (NDR) erzählt.


Geschaut:

True Detective




Es gab schon einige Serien, die mich wirklich begeistert haben. Erst in der vorigen Woche habe ich mich nach der letzten Folge schweren Herzens von den Protagonisten von "Borgen" verabschiedet.

Diese Woche dann "True Detektive", und ich muss sagen, es ist die erste Serie seit "Twin Peaks", die einen vergleichbar unwiderstehlich-schauerlichen Zauber auf mich ausübt wie Lynchs Kultserie. 

Das verdankt sich dem perfekten Zusammenspiel von atmosphärisch starken Bildern, ungewöhnlichen Dialogen und Exkursen, die sich in einer Bandbreite zwischen abweisend-wortkarg und düster-philosophisch-ausschweifend bewegen, einem wunderbaren, der morbiden Stimmung angepassten Soundtrack:



Desweiteren natürlich der ganzen verwickelten, leicht surrealen, auf drei Zeitebenen erzählten Geschichte um die Aufklärung einer ritualartigen Mordserie. Und last but not least den wirklich grandiosen Hauptdarstellern Matthew McConaughey und Woody Harrelson. Die beiden sind echt ein Traumpaar. Applaus!

Ich bin gespannt auf die zweite Staffel der Serie, die mit einer komplett neuen Story und neuem Cast daherkommen wird.

Vorerst aber:
Fünf ✰für "True Detective I".


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und weiter mit dem Wochenrückblick:

Gedacht:

Irgendwas blüht (dir) immer.


Gemieden:

Twitter, in den Tagen nach dem Absturz der Germanwings-Maschine am 24.3., weil ich die Kommentar- und Replyflut nach solchen Ereignissen nicht ertrage.


Gesucht:

einen Ort, irgends


Gefunden:

Fiktion
"ein Modellprojekt deutsch- und englischsprachiger Autoren, das die sich durch die Digitalisierung eröffnenden Chancen für die Wahrnehmung und Verbreitung anspruchsvoller Literatur weiterzuentwickeln sucht. Dies geschieht auf mehreren Ebenen:"
(in Stichworten; hier im Detail nachzulesen)
– alle Titel kostenlos
– alle Titel simultan deutsch/englisch
– Aufbau eines internationalen Autorennetzwerks
– Vertiefung der Debatte über das Uberheberrecht
– Entwicklung eines neuen, die Konzentration fördernden digitalen Leseformats

Dies könnte im weitesten Sinne eine Übung in Freiheit und Unabhängigkeit sein. Grund genug für mich, dieses Projekt gespannt zu verfolgen.

Darauf gestoßen bin ich über einen Beitrag im Literaturcafé.

Gepriesen sei das Netz. Halleluja.


Gefreut:

über Astrid, die seit dem 13. Januar wöchentlich einen ausführlichen Artikel über Raif Badawi schreibt und darin die neuesten Infos mit eigenen Gedanken zum Thema verknüpft. Sie hat sich vorgenommen, "erst dann auf[zu]hören, über diesen mutigen Blogger zu posten, wenn seine Strafe ausgesetzt ist."

Es ist enorm wichtig, dranzubleiben, auch bzw. erst recht dann, wenn das Medieninteresse langsam nachlässt und sich verlagert. Daher an dieser Stelle noch ein Link zu einem Appell von Raif Badawis Frau Ensaf Haidar.


Gearbeitet:

Viel. Und deshalb bis auf einen Amnestyaufruf und meinen Rückblick nichts gebloggt in dieser Woche. So what? Time works. 


Was man so:




oder so:




oder anders interpretieren kann.


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Ich wünsche all meinen Leser_innen einen guten Start in die neue Woche.

Und vergesst nicht, von Zeit zu Zeit einen Blick/einen Fuß aus dem Fenster/vor die Tür zu werfen/zu setzen. Weil nämlich:


Mittwoch, 18. März 2015

Ich seh den Sternenhimmel


"vaist ˈdu: viˈfi:l ʃtɛrnlain ˈʃte:ən an ˈde:m ˈvaitn̩ ˈhɪml̩stɛlt?"
"ˈgants fi:lə!"

*

Ich seh den Sternenhimmel oho



*

Denkt dran: Der Frühling beginnt in diesem Jahr mit einer Sonnenfinsternis.


*

Und sonst so? 
Spielen. Ich habe die Lust daran nie verloren. Habe mir nur immer weniger Zeit dafür genommen. Alles so ernst und wichtig. Ist gar nicht ironisch gemeint, denn es stimmt ja. Trotzdem oder gerade deshalb: Spielen. Egal ob Brettspiele, Kartenspiele, Rollenspiele, Wort- und Sprachspiele, Spiele wie Frisbee, Kicker, Billard, Gedankenspiele ... Ich liebe das. Entdecke es gerade wieder. Mal bisschen rumprobieren ...

Natürlich will ich euch in dem Zusammenhang mein neuestes ʃpi:ltsɔyk nicht vorenthalten. :-)


***

"Völlig losgehelöst von der Erde ..."