Samstag, 31. August 2013

Was du mir bist

Was du mir bist
wenn ich dich lasse
ist so viel mehr
als wenn ich fasse
was du mir bist

Donnerstag, 29. August 2013

Apropos Political Correctness oder: Was mich manchmal wirklich nervt

- Achtung, hier wird jetzt ein wenig geschimpft und Dampf abgelassen. -

*

Da stand er mal wieder im Raum, der Vorwurf der Political Correctness. Wie kam's? Ach, Beispiele gibt's ohne Ende. Hab keine Lust auf detaillierte Ausführungen. Ich fasse es mal so zusammen:
Sie denken und behaupten, es ginge dir um Political Correctness, weil du es z.B. gut findest, wenn bestimmte - z.B. rassistische - Wörter aus bestimmten (Kon)texten entfernt werden, oder weil Du pseudokünstlerischoriginelle Werbespots, in denen ein Kind zu Tode kommt - haha, was für 'ne geile Idee! -, doof und menschenverachtend findest. Sie denken - und sagen und meinen es von oben herab -, es ginge dir um Political Correctness. Also um eine Sache, eine Anschaung, deren Regeln strikt zu befolgen du bedacht bist, womit du - und das aus freien Stücken! Wie kann man nur so blöd sein! - einen moralisch-engmaschigen Zaun um deine Welt ziehst. Denken sie.
So. Ein. Quatsch. 
Denn was sie schlichtweg nicht verstehen, ist, dass es dir nicht um Political Correctness und überhaupt um gar keine Anschauung, um keine Sache geht, sondern um den Menschen. Und sie verstehen's deshalb nicht, weil es ihnen selbst nämlich um nichts anderes als so etwas Unbelebtes wie eine Sache geht, eine Anschauung, deren Regelwerk sie sich verschrieben haben und der sie blind folgen. Der Ästhetik, der Kunst, der Philosophie, dem misanthropischen Blabla ... In ihrem Weltbild kommt der Mensch nicht vor, dem es um den Menschen geht. Es mangelt ihnen an Vorstellungskraft. Was für ein ungeheurer Vorwurf an sie, die sie sich doch selbst als so weit und frei im Geist betrachten, als so reich gerade an Vorstellungskraft. Der Erkenntnis der Begrenzung ihres Horizonts entfliehen sie, indem sie dahinter, also außerhalb dieser Begrenzung nichts als dürftig konstruierte Nichtigkeiten imaginieren. Die Armen!
Wie sie mir manchmal mit ihren kurzsichtigen, phantasielosen Unterstellungen auf die Nerven gehen. 

*


zur Wortbedeutung: Political Correctness

Mittwoch, 28. August 2013

Nicht auszudenken (Loses Blatt #64)

Nicht auszudenken, wenn es für alles und jedes Worte gäbe.

Dienstag, 27. August 2013

Sandfarbschlaf (Blogempfehlung)

Momentan (den ganzen August schon und auch noch den September) komme ich kaum zum Schreiben, arbeite viel, mache aus betrieblichen Gründen massenhaft Überstunden, die mir aber das Glück bescheren, im Oktober noch 10 zusätzliche Urlaubstage nehmen zu können, die ich mit meiner Tochter auf einer der nordfriesischen Inseln verbringen werde. Zug, Fähre und Ferienwohnung sind bereits gebucht. Schönste Aussichten also: INSEL! MEER! ...!

Wenn ich mal frei habe, schaue ich Filme, lese, in Büchern wie in Blogs, in letzteren nur nicht so intensiv wie sonst. 
Eins aber möchte ich hier heute empfehlen, das habe ich selbst erst vor einigen Wochen entdeckt: 
Das Schwungkunst-Blog von Jörg Meyer aka ögyr. Er textet, vertont und fotografiert (z.B. Toiletten) und das auf sehr eigene und - wie ich finde - freie, mutige Weise. Ja, jedenfalls bin ich Fan. Und der heutige Beitrag hat es mir, wie die meisten aus der Reihe Sommer 49, besonders angetan. Seht und hört selbst:



Mittwoch, 21. August 2013

Genügsam

Zu manchen Zeiten bin ich so genügsam, dass ich zu meinem Glück nicht mehr brauche als einen Film und ein Buch. Wie zum Beispiel ...


... gerade eben:



Ein sehr zärtlicher, einfühlsamer Film, den man heute Abend auf ARTE sehen konnte und der mich vor allem durch die schauspielerische Leistung von Colin Firth beeindruckt hat.


... und gleich:


Der neue Roman von Elizabeth Strout, den man ab dem 2. September 2013 erwerben kann und in dem ich nun bis zum Einschlafen noch ein wenig lesen werde. Gute Nacht!



***

Samstag, 17. August 2013

Bist's denn noch du ?

Verschwendung
und Wendung
zu allem hin
das dich von dir/
das dich zu dir
und ganz und gar 
hinfort/ in dich
[ver]führt

Hunger 
Durst
ein sattes Brot
ein trunknes Wasserglas

Der tiefe Blick hinein
ist nur ein Blick hindurch
wenn gar nichts haften will
an deiner überglatten
Augenhaut

Bist's denn noch du
die sich in dir/ 
in der du dich
verlier[s]t 

?

Sonntag, 11. August 2013

Bevor das letzte Wort

Du hast das Brot aufgegessen
morgen wirst du 
ein neues kaufen

Jemand hat dich zuende geliebt
und an jeder Ecke wartet 
niemand auf dich

Was dir weiterzuleben befiehlt
besteht aus Luft

Du zählst die Stunden nicht
sie zählen dich

Geduld ist die Stärke der Zeit
von der zu lernen 
du dir vorgenommen hast

Ein Abschied Anfang wartet vor der Tür
du lässt ihn nicht herein
bevor das letzte Wort

Sonntag, 4. August 2013

One

Wo ist sie, die Gärtnerin, zu finden, wenn nicht in ihrem Garten?

Die Welt liegt draußen vor dem Tor. Es gibt nur eine. Nicht deine, nicht meine. Nur eine.
Hinterm Tor liegt sie demzufolge also auch, untergräbt und übersteigt den Zaun in beide Richtungen als wäre da nichts.

Aber wo ist sie, die Gärtnerin, denn nun?

Man könnte sagen, sie befindet sich in Zerstreuung und Sammlung zugleich.

Der Garten liegt nicht verlassen, nur unbestellt. Da wachsen grüne Schatten über Wege, es wuchert und platzt und explodiert. 

Und die Gärtnerin wartet. Nicht auf etwas. Auch wartet sie nichts ab. Vielleicht ist warten auch gar nicht das richtige Wort für diesen Zustand, der trotz mangelnder Produktivität kein unbewegter ist. Etwas windet sich in ihr, rankt empor, als glitte eine feingliedrige Hand durch sie hindurch, zärtlich, besänftigend, deutend, weisend. So in etwa.

Will das überhaupt jemand wissen?
Als wenn das die Frage wäre!

Sie sucht die blaue Bank, rodet den Platz um sie herum und lässt sich nieder im Spiel der Licht- und Schattenflecke, dem Gemeinschaftswerk von Blätterdach, Sonne und Wind.

Sie kann sich nicht entziehen, weder dem Hunger, noch dem Überfluss, weder der Gewalt, noch dem Vogelgesang noch dem Schmetterlingsflügelschlag, weder den Schmerzensschreien der einen noch dem Lachen der anderen, weder der Schönheit noch der Hässlichkeit noch den Versuchen, Grenzen zu errichten, weder der Liebe noch dem Scheitern.

Sie besitzt einen Garten. Den Garten umschließt ein Zaun.
Es gibt nur eine Welt.


*






*


Vor einigen Wochen, genauer im Mai, es ist also schon ein Weilchen her, las ich drüben in Claudias Sammelmappe als Reaktion auf einen Artikel zu sexueller Gewalt von einer Kommentatorin, die Claudias Schilderungen nicht nachvollziehen konnte oder wollte, den Satz "Offenbar lebe ich in einer anderen Welt als du".
Dieser Satz beschäftigt mich seither latent. Jede kennt ihn vermutlich aus eigenem Hören und Sagen. Was wir nicht nachvollziehen können, ist nicht unsere Welt und ist mit dieser Formel treffend ausgedrückt. Es gibt aber auch Situationen, in denen zeigt man, wenn man diesen Satz gebraucht, eine schlimme Ignoranz, distanziert sich von Dingen, die einen vielleicht in die Mitverantwortung ziehen könnten, verlagert die Problematik in eine andere, von der eigenen klar abgegrenzte Welt. Schön bequem. Aber nicht allein das, manchmal geht die Aussage auch weiter, meint nicht nur, dass diese Dinge in einer anderen Welt geschehen, sondern sagt aus, dass sie quasi gar nicht geschehen, gar nicht existieren können, weil man sie in der eigenen Welt noch nicht wahrgenommen hat. Das ist schlimm. Richtig schlimm. Es ist verletzend wie eine tiefe Schnittwunde, wie eine mitten durchs Herz gepflügte Furche.
Und es geht ja nicht darum, sich um alles zu kümmern, alles zu verstehen, sich für alles zu interessieren, noch nicht einmal darum, alles zu sehen, aber es geht darum, das, was einem vor Augen geführt wird, wenigstens zu glauben und respektvoll zu der einen Welt gehörig zu erkennen. Das hat etwas mit Würdigung des anderen und seines Erlebens zu tun.
Aber ich hör schon auf, mag mich selbst nicht predigen hören. Nur manchmal wünschte ich mir, wir würden uns alle ein bisschen mehr Mühe geben. Wirklich wahr.