KÖLN . KÜSSE . KOMIK . KAFFEE . KÖLSCH . KINO . KÖLNISCH WASSER . KLÖNEN . KALTMAMSELL . KLAVIER . KALAUER . KIRCHE . KIRSCHBAUM . KLINGELPÜTZ . KINDHEIT . KARNEVAL . KAMELLEN . KINDERGARTEN . KÜCHE . KLOPSE . KOPIE . KUNST . KREMPEL . KRACH . KARUSSELL . KOMPOTT . KOMPLOTT . KOSTPROBE . KNEIPE . KOPFSTEINPFLASTER . KARTOFFELBREI . KAMERA . KATASTERAMT . KRAMLADEN . KÄUFER . KÄFER . KUGEL . KUPPEL . KNALLER . KÄSE . KRÜCKSTOCK . KLINIK . KOMA . KOMMA . KAMMER . KUMMER . KÖNIGIN . KRIEGERIN . KÄMPFERNATUR . KANONE . KARAMBA . KARACHO . KINNLADE . KESSEL . KASSE . KLINGEL . KUCKUCK . KORRIDOR . KRAGEN . KRAWATTE . KLABAUTERMANN . KISTE . KASTE . KRUSTE . KOST . KLEINGELD . KLIMBIM . KLECKS . KLACKS . KLICKER . KANTATE . KARATE . KLABUSTER . KACHELOFEN . KREUZZUG . KRUZIFIX . KRUMMSÄBEL . KRATZBÜRSTE . KOBOLD . KLAUSE . KLOSTER . KÜSTER . KÖRPER . KURVE . KREIS . KREISSÄGE . KRÖNUNG . KRÖNCHEN . KARFUNKEL . KARBUNKEL . KANISTER . KOHL . KOPF . KERN . KRAFT . KNABE . KNOSPE . KNIRPS . KNECHT . KUTSCHE . KETTE . KESSELFLICKER . KÜFER . KINKERLITZCHEN . KAISER . KLEIDER . KETZER . KRATZER . KATZE . KATER . KURZGESCHICHTE . KLÖPPEL . KALBFLEISCH . KUCHEN . KEKSE . KAMILLENTEE . KRUME . KRÜMEL . KÜMMEL . KÜR . KUR . KAPUZENPULLI . KAPUZINERÄFFCHEN . KARMA . KOMMUNE . KRAWALL . KNUTE . KNÖLLCHEN . KNÜPPEL . KREMPEL . KIRMES . KNÖTERICH . KNALLFROSCH . KNALLERBSE . KICHERERBSE . KASPER . KROKODIL . KÄNGURU . KAKADU . KABELJAU . KARPFEN . KOI . KOLPORTAGE . KRISE . KURZNACHRICHT . KONFLIKT . KONSEQUENZ . KOMPROMISS . KAPITULATION . KANZLERAMT . KATASTROPHE . KOOPERATION . KAFFEEKRÄNZCHEN . KELLERFENSTER . KUPFERBLECH . KRAGENWEITE . KRIMI . KAMINSIMS . KOHLE . KOLIBRI . KLINGELBEUTEL . KALAMITÄTEN . KAPAZITÄTEN . KAPRIOLEN . KALENDER . KARWENDEL . KORPUS . KOITUS . KAKTUS . KASUS . KNACKSUS . KURSUS . KLOSETT . KABINETT . KOTELETT . KASTANIE . KELTER . KULT . KULTUR . KULTURTAXE . KANUTOUR . KNEIPENTOUR . KONZERTAGENTUR . KIMONO . KUPIDO . KA WIE : KÖLN .
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Freitag, 8. Januar 2016
Montag, 16. November 2015
Köln – Paris – Köln oder: Jetzt erst recht!
Vier Tage, 12.11. bis 15.11. in meiner Heimatstadt Köln verbracht. In verschiedenen Ausstellungen* gewesen, im Kino** und in einem Friedenskonzert***, durch die Viertel gebummelt, am Rhein entlang spaziert, Brücken überquert, in Kneipen und Brauhäusern gesessen und gegessen, mein Leben, meine bisherigen und zukünftigen Wege überdacht. Wie immer, wenn ich unterwegs bin, gerät etwas in Bewegung.
Am Samstag früh noch im Hotelbett die Nachrichten gesehen, erschrocken und geweint. Gewohnheitsmäßig Twitter an: Alles hat seine Berechtigung, jeder Ausdruck. Die hilflosen, die unbeholfenen, die danebengreifenden sind für mich die ehrlichsten. Trotzdem ertrage ich sie nicht. Nicht in der Vielzahl. Noch weniger ertrage ich die vermeintlich klugen, die erklärenden, die, die schon die ersten Kommentare kommentieren, die alles besser wissen. Ich will keinen kritisieren, muss mir das aber nicht antun. Also Twitter wieder aus.
Anschließend Überdenken meines Plans für den Tag: Joan Mitchell-Retrospektive im Museum Ludwig. Kann ich das jetzt? Will ich? Darf ich angesichts des Terrors? Schnell komme ich zu dem Schluss: Jetzt erst recht! Ich weigere mich, mit Angst, Rückzug und Hass zu reagieren. Keine Macht dem Terror.
Also mache ich mich auf den Weg und muss dafür nicht ausblenden, was in Paris geschehen ist, sondern nehme es mit. Das entwickelt für mich eine ganz besondere Dynamik an diesem Tag, weitet meinen Blick. Unter anderem für die Bedeutung von Kunst.
Ganz abgesehen davon, dass ich Joan Mitchell einfach großartig finde. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ihre Bilder eine Offenbarung für mich sind. Ich habe seitenweise Notizen dazu gemacht. Vielleicht stelle ich sie irgendwann in geordneter Form hier ein. Die Retrospektive ist umfassend, absolut ansprechend präsentiert, abgerundet durch Archivmaterial und Filme. Sie läuft bis 21. Februar 2016. Empfehlung!
Am Ende der Ausstellung haben Besucher die Möglichkeit, sich in einem Atelier selbst an abstrakter Malerei zu versuchen, behutsam angeleitet und anhand verschiedener kleiner Anregungen. Das sagt mir spontan zu, jagt mir im zweiten Moment aber Angst ein (Ich kann doch gar nicht malen! etc.), so dass ich der freundlichen Betreuerin des Ateliers sage, ich käme lieber eventuell ein andermal, „Auf Wiedersehen!“, um nach drei Schritten zurückzukehren, immer noch das Motto „Jetzt erst recht!“ im Kopf, dem ersten Impuls zu folgen, die Angst zu ignorieren, sie ist ein schlechter Ratgeber, die Freiheit zu nutzen zu tun, was ich will und wozu sich die Möglichkeit bietet. Nichts auslassen. Jetzt erst recht.
Ich war schon früh im Museum, gleich als es öffnete, und hatte dadurch viel Raum für mich beim Betrachten der Bilder. War dann auch die erste Besucherin des Ateliers. Und die erste, die ihre fertigen Bilder in den dafür vorgesehenen Raum hängte (ich hätte sie auch mitnehmen können, wollte aber gerne Teil des Ganzen sein, und hab sie nur mit dem Handy abfotografiert). Das Ganze fühlte sich so gut an. Vielleicht ein Stück Selbsttherapie? Ach, das muss nicht alles analysiert werden. Ans Licht mit den unbekannten Seiten! Jetzt erst recht.
Thanks to Joan Mitchell for her inspiring work!
Am Abend das Konzert in der St. Agnes Kirche: „In Terra Pax“, eine Gedenkveranstaltung zu 70 Jahre Frieden, also Rückblick einerseits und gleichzeitig Blick in die Zukunft in der Formulierung des Wunsches nach und des Willens zum Frieden.
Ein schönes Konzert, vorgetragen vom Europäischen Kammerchor Köln unter Leitung von Michael Reif. Gerahmt von guten Vorträgen des Leiters des NS-Dokumentationszentrums Köln, Dr. Werner Jung, und dem Leiter des Friedensbildungswerks Köln, Roland Schüler.
Wie passend diese Veranstaltung ausgerechnet an diesem Tag.
Natürlich wurden die Ereignisse in Paris angesprochen, gab es eine Schweigeminute, war das ganze Konzert auch Ausdruck der Solidarität mit den Opfern des Terrors.
Das war eine gute, angemessene Veranstaltung.
Apropos „angemessen“: Wie reagiert man, reagiere ich angemessen auf die furchtbaren Morde in Paris und auf den Terror weltweit? Schlagartig entzünden sich ja immer die Metadiskussionen zu dieser Frage. Im Netz nervt mich das tierisch, inzwischen reagiere ich mit Abschalten. Ich weiß nicht, ob sich diese Frage eindeutig beantworten lässt. Was heißt denn „angemessen“? Ich denke für mich darüber nach und bin an diesem Wochenende, wiederum nur für mich, zu einer Antwort gekommen, die ich seitdem fast mantramäßig in mir trage: Jetzt erst recht. Die Freiheit, die mir mein Staat schriftlich garantiert, nicht nur theoretisch kennen, sondern praktisch leben. Weil ich sie damit zugleich verteidige.
Seit gestern bin ich zurück. Alltag? Irgendwie schon. Aber Paris ist in allem gegenwärtig.
* Schalcken im Wallraf-Richartz-Museum
Madonna trifft Uma, eine Kooperation der Museen Schnütgen und Rautenstrauch-Joest
Joan Mitchell Retrospective im Museum Ludwig
** Familienfest im Odeon, meinem Lieblingskino in Köln
*** In Terra Pax in der St. Agnes Kirche
Nachtrag am Abend: Astrid vom Le Monde de Kitchi-Blog hat in ihrer Reihe Great Women schon mal einen Artikel über Joan Mitchell geschrieben, sehr lesenswert und mit einigen von Mitchells Bildern.
Am Samstag früh noch im Hotelbett die Nachrichten gesehen, erschrocken und geweint. Gewohnheitsmäßig Twitter an: Alles hat seine Berechtigung, jeder Ausdruck. Die hilflosen, die unbeholfenen, die danebengreifenden sind für mich die ehrlichsten. Trotzdem ertrage ich sie nicht. Nicht in der Vielzahl. Noch weniger ertrage ich die vermeintlich klugen, die erklärenden, die, die schon die ersten Kommentare kommentieren, die alles besser wissen. Ich will keinen kritisieren, muss mir das aber nicht antun. Also Twitter wieder aus.
Anschließend Überdenken meines Plans für den Tag: Joan Mitchell-Retrospektive im Museum Ludwig. Kann ich das jetzt? Will ich? Darf ich angesichts des Terrors? Schnell komme ich zu dem Schluss: Jetzt erst recht! Ich weigere mich, mit Angst, Rückzug und Hass zu reagieren. Keine Macht dem Terror.
Also mache ich mich auf den Weg und muss dafür nicht ausblenden, was in Paris geschehen ist, sondern nehme es mit. Das entwickelt für mich eine ganz besondere Dynamik an diesem Tag, weitet meinen Blick. Unter anderem für die Bedeutung von Kunst.
Ganz abgesehen davon, dass ich Joan Mitchell einfach großartig finde. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ihre Bilder eine Offenbarung für mich sind. Ich habe seitenweise Notizen dazu gemacht. Vielleicht stelle ich sie irgendwann in geordneter Form hier ein. Die Retrospektive ist umfassend, absolut ansprechend präsentiert, abgerundet durch Archivmaterial und Filme. Sie läuft bis 21. Februar 2016. Empfehlung!
Am Ende der Ausstellung haben Besucher die Möglichkeit, sich in einem Atelier selbst an abstrakter Malerei zu versuchen, behutsam angeleitet und anhand verschiedener kleiner Anregungen. Das sagt mir spontan zu, jagt mir im zweiten Moment aber Angst ein (Ich kann doch gar nicht malen! etc.), so dass ich der freundlichen Betreuerin des Ateliers sage, ich käme lieber eventuell ein andermal, „Auf Wiedersehen!“, um nach drei Schritten zurückzukehren, immer noch das Motto „Jetzt erst recht!“ im Kopf, dem ersten Impuls zu folgen, die Angst zu ignorieren, sie ist ein schlechter Ratgeber, die Freiheit zu nutzen zu tun, was ich will und wozu sich die Möglichkeit bietet. Nichts auslassen. Jetzt erst recht.
Ich war schon früh im Museum, gleich als es öffnete, und hatte dadurch viel Raum für mich beim Betrachten der Bilder. War dann auch die erste Besucherin des Ateliers. Und die erste, die ihre fertigen Bilder in den dafür vorgesehenen Raum hängte (ich hätte sie auch mitnehmen können, wollte aber gerne Teil des Ganzen sein, und hab sie nur mit dem Handy abfotografiert). Das Ganze fühlte sich so gut an. Vielleicht ein Stück Selbsttherapie? Ach, das muss nicht alles analysiert werden. Ans Licht mit den unbekannten Seiten! Jetzt erst recht.
Thanks to Joan Mitchell for her inspiring work!
Am Abend das Konzert in der St. Agnes Kirche: „In Terra Pax“, eine Gedenkveranstaltung zu 70 Jahre Frieden, also Rückblick einerseits und gleichzeitig Blick in die Zukunft in der Formulierung des Wunsches nach und des Willens zum Frieden.
Ein schönes Konzert, vorgetragen vom Europäischen Kammerchor Köln unter Leitung von Michael Reif. Gerahmt von guten Vorträgen des Leiters des NS-Dokumentationszentrums Köln, Dr. Werner Jung, und dem Leiter des Friedensbildungswerks Köln, Roland Schüler.
Wie passend diese Veranstaltung ausgerechnet an diesem Tag.
Natürlich wurden die Ereignisse in Paris angesprochen, gab es eine Schweigeminute, war das ganze Konzert auch Ausdruck der Solidarität mit den Opfern des Terrors.
Das war eine gute, angemessene Veranstaltung.
Apropos „angemessen“: Wie reagiert man, reagiere ich angemessen auf die furchtbaren Morde in Paris und auf den Terror weltweit? Schlagartig entzünden sich ja immer die Metadiskussionen zu dieser Frage. Im Netz nervt mich das tierisch, inzwischen reagiere ich mit Abschalten. Ich weiß nicht, ob sich diese Frage eindeutig beantworten lässt. Was heißt denn „angemessen“? Ich denke für mich darüber nach und bin an diesem Wochenende, wiederum nur für mich, zu einer Antwort gekommen, die ich seitdem fast mantramäßig in mir trage: Jetzt erst recht. Die Freiheit, die mir mein Staat schriftlich garantiert, nicht nur theoretisch kennen, sondern praktisch leben. Weil ich sie damit zugleich verteidige.
Seit gestern bin ich zurück. Alltag? Irgendwie schon. Aber Paris ist in allem gegenwärtig.
* Schalcken im Wallraf-Richartz-Museum
Madonna trifft Uma, eine Kooperation der Museen Schnütgen und Rautenstrauch-Joest
Joan Mitchell Retrospective im Museum Ludwig
** Familienfest im Odeon, meinem Lieblingskino in Köln
*** In Terra Pax in der St. Agnes Kirche
***
Nachtrag am Abend: Astrid vom Le Monde de Kitchi-Blog hat in ihrer Reihe Great Women schon mal einen Artikel über Joan Mitchell geschrieben, sehr lesenswert und mit einigen von Mitchells Bildern.
Dienstag, 10. März 2015
Ankunftsort (aus der Reihe Kleine Bekenntnisse am Morgen)
Sollte mein Bedürfnis, endlich irgendwo anzukommen, eines Tages übermächtig werden, dann hoffe ich sehr, dass ich mir als Ankunftsort nicht eine feste Überzeugung wähle, sondern die Kapitulation vor einer Wahrheit, deren ganzes Ausmaß mit unseren beschränkten menschlichen Mitteln nicht zu fassen ist. Ich stelle mir diesen Ort der Kapitulation als einen sehr freien und friedlichen vor, und vielleicht stehe ich längst mit einem Fuß darin, sehnsüchtig, aber noch zögerlich, denn vorerst bin ich noch unglaublich gerne ziel- und absichtslos unterwegs.
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Donnerstag, 19. Februar 2015
Meine Stadt zieht an mir
Meine Stadt zieht an mir. Ganz unglaublich tut sie das. Was soll ich davon halten? Alles wiederholt sich, so scheint es mir, über die Generationen hinweg. (Oder durch sie hindurch?) Sollte ich nun ebenfalls ..., genau wie sie damals ...?
Im Gespräch dröselt R. mir auf, dass es sich nicht um eine Wiederholung handeln muss, beziehungsweise vielleicht eine in äußeren Details, aber keine in den wesentlichen inneren Entwicklungen. (Ich muss hier leider ein wenig in Rätseln sprechen, will ich das allzu Private vermeiden.) Ich bleibe misstrauisch, mir und meinen tiefsitzenden Motiven gegenüber. Um mir einen Beweis zu liefern, befragt R. mich ausführlich und fertigt nach meinen Angaben eine grafische Darstellung, eine Art Genogramm. Darin kommt deutlich zutage, welche Abweichungen es gibt, wie originär mein Weg ist, trotz nicht zu leugnender Parallelen. Das überzeugt mich. Kein Grund zur Panik also. Insgeheim fürchtete ich, ich würde nicht wirklich meinen eigenen Weg beschreiten, sondern den einer/der anderen wiederholen oder fortsetzen. Dem ist nicht so.
(Diese Furcht vor Beeinflussung, dieser dringende Wunsch nach Freiheit, von und zu.)
Meine Stadt darf also ruhig an mir ziehen. Ich lasse es zu, will dem großen Fluss folgen, meerwärts. Es manifestiert sich ein Wunsch in mir, und mit ein wenig Glück wird daraus ein Plan wird daraus eine Tat. Dieses Quäntchen Glück in Form einer sich öffnenden Tür, das brauche ich noch.
Im Gespräch dröselt R. mir auf, dass es sich nicht um eine Wiederholung handeln muss, beziehungsweise vielleicht eine in äußeren Details, aber keine in den wesentlichen inneren Entwicklungen. (Ich muss hier leider ein wenig in Rätseln sprechen, will ich das allzu Private vermeiden.) Ich bleibe misstrauisch, mir und meinen tiefsitzenden Motiven gegenüber. Um mir einen Beweis zu liefern, befragt R. mich ausführlich und fertigt nach meinen Angaben eine grafische Darstellung, eine Art Genogramm. Darin kommt deutlich zutage, welche Abweichungen es gibt, wie originär mein Weg ist, trotz nicht zu leugnender Parallelen. Das überzeugt mich. Kein Grund zur Panik also. Insgeheim fürchtete ich, ich würde nicht wirklich meinen eigenen Weg beschreiten, sondern den einer/der anderen wiederholen oder fortsetzen. Dem ist nicht so.
(Diese Furcht vor Beeinflussung, dieser dringende Wunsch nach Freiheit, von und zu.)
Meine Stadt darf also ruhig an mir ziehen. Ich lasse es zu, will dem großen Fluss folgen, meerwärts. Es manifestiert sich ein Wunsch in mir, und mit ein wenig Glück wird daraus ein Plan wird daraus eine Tat. Dieses Quäntchen Glück in Form einer sich öffnenden Tür, das brauche ich noch.
Sonntag, 9. November 2014
Die Straßen meiner Kindheit 4 (und darüber hinaus)
Bruchstücke, unvollständig, unsortiert
Hierseinsberechtigung
Stadt meiner Mütter
die Luft, die ich atme, kennt mich noch
der Dom begrüßt mich mitHandSteinschlag
Wo warst du solange? fragen alle Straßen
und frage ich mich selbst
der alte Fluss fließt durch mich hindurch
überwältigendes Zuhausegefühl: das hatte ich so nicht erwartet
Da fanden sich zwei, geschlagen vom Krieg und konnten nicht miteinander und blieben dennoch zusammen. Der Rettungsversuch misslang. Was wusste man schon über das persönliche Leid des anderen? Was konnte man schon über das eigene sagen? Dieses fast gewalttätige aneinander Festhalten. Aus lauter Angst vorm Fallen. Das unerträgliche Geräusch der Stummheit. Die Unmöglichkeit einer echten Annäherung. Dieser Generationen währende Krieg, weit über sein Ende hinaus.
Hierseinsberechtigung
Stadt meiner Mütter
die Luft, die ich atme, kennt mich noch
der Dom begrüßt mich mit
Wo warst du solange? fragen alle Straßen
und frage ich mich selbst
der alte Fluss fließt durch mich hindurch
überwältigendes Zuhausegefühl: das hatte ich so nicht erwartet
*
Da fanden sich zwei, geschlagen vom Krieg und konnten nicht miteinander und blieben dennoch zusammen. Der Rettungsversuch misslang. Was wusste man schon über das persönliche Leid des anderen? Was konnte man schon über das eigene sagen? Dieses fast gewalttätige aneinander Festhalten. Aus lauter Angst vorm Fallen. Das unerträgliche Geräusch der Stummheit. Die Unmöglichkeit einer echten Annäherung. Dieser Generationen währende Krieg, weit über sein Ende hinaus.
*
Ich habe Glück mit dem Wetter. Den einzigen komplett verregneten Tag verbringe ich im Museum. Kunst essen. Satt werden. Ansonsten durch die Straßen laufen, schlendern, bummeln, spazieren, das Laub hochwirbeln. Das Straßenpflaster und meine Fußsohlen: alte Vertraute, die ihre eigenen Wiedersehensgespräche führen: Weißt du noch, damals? Immer wieder Einkehr in Kunst- und Kinoräume, in Restaurants, Cafés und Imbisse, Eintauchen in den kölschen Singsang (wie ich den liebe). Hin und wieder verlaufe ich mich oder schlage absichtlich andere Wege ein als geplant, weil mich der Anblick einer Häuserreihe reizt oder Stimmengeräusch oder irgendein Duft, der irgendwoher weht. Baden in einer Mischung aus Wehmut und fröhlichem Selbstverständnis.
*
Nachsinnen über Heimat, über Prägung, über Zugehörigkeitsgefühl, über Alleinsein und Einsamkeit. Nachdenken über Wahlmöglichkeiten, über Weichenstellung, über Entscheidungen, die nicht richtig oder falsch sind, sondern gut allein dadurch, dass sie getroffen werden. Die verschiedenen möglichen Leben und das eine gelebte. Der riesige Berg und die vielen kleinen Schritte. Das Dunkel und der Ausblick. Die Ideen und der fehlende Mut. Die leeren Hände. Der unformulierbare Wunsch. Das große Ach.
*
Gedankenbruch, unsortiert.
Warum gelingt es mir schon seit einiger Zeit so gar nicht mehr, von mir abzusehen?
Schreib mal wieder ein Gedicht, denke ich mir. Oder schreib endlich an der Vogelfrau weiter. Nein?
Wie das Schreiben und das Leben einander in die Quere kommen können und wie doch das eine das andere nährt.
Ich falle so ganz und gar in einen tiefen Herbst hinein. (und will das nicht bewerten, sondern einfach mal so annehmen)
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Tagebuch
Samstag, 8. November 2014
Die Straßen meiner Kindheit 3
Eine Woche Köln in Stichworten:
- Montag hin mit dem Zug
- Zweimal Museum: Museum Ludwig und Käthe-Kollwitz-Museum
- Zweimal Kino: Like Father, Like Son und Mr. Turner
- Ein ganzer Tag in meiner nächsten Kindheitsumgebung einschließlich alter Arbeitsstelle meines Vaters, wir hatten eine Dienstwohnung auf dem Gelände; Sturm von Erinnerungen
- Man lebt ja nicht allein von Luft und Erinnerungen: Klasse asiatischer Imbiss im Belgischen Viertel, lekker belgische Fritten auf der Hohe Straße, Kännchen Kaffee und Törtchen im überaus gemütlichen Café Wahlen, gut bürgerlicher Mittagstisch im Alten Brauhaus auf der Severinstraße et cetera pp.
- Unzählige Straßen und Stunden gelaufen, nur einmal 4 Stationen mit der Tram, weil ich echt nicht mehr konnte, und die dann schwarz, weil der Ticketautomat mein 2,-€-Stück immer wieder ausspuckte
- In einige sehr unterschiedliche Buchläden reingestöbert, Kolleg_innengespräche geführt, Anregungen getauscht
- Viel gesehen, viel nachgedacht, ein paar nette Begegnungen genossen; Notizbüchlein bis zur letzten Seite vollgeschrieben, einiges davon wird hier sicher noch einfließen
- DB-Rückfahrticket storniert, Busticket gekauft, in drei Stunden geht's los
Ach, und die Ahornblätter, die ich im ersten Kindheitsstraßentext erwähnte, sind in Wirklichkeit natürlich Platanenblätter!
- Montag hin mit dem Zug
- Zweimal Museum: Museum Ludwig und Käthe-Kollwitz-Museum
- Zweimal Kino: Like Father, Like Son und Mr. Turner
- Ein ganzer Tag in meiner nächsten Kindheitsumgebung einschließlich alter Arbeitsstelle meines Vaters, wir hatten eine Dienstwohnung auf dem Gelände; Sturm von Erinnerungen
- Man lebt ja nicht allein von Luft und Erinnerungen: Klasse asiatischer Imbiss im Belgischen Viertel, lekker belgische Fritten auf der Hohe Straße, Kännchen Kaffee und Törtchen im überaus gemütlichen Café Wahlen, gut bürgerlicher Mittagstisch im Alten Brauhaus auf der Severinstraße et cetera pp.
- Unzählige Straßen und Stunden gelaufen, nur einmal 4 Stationen mit der Tram, weil ich echt nicht mehr konnte, und die dann schwarz, weil der Ticketautomat mein 2,-€-Stück immer wieder ausspuckte
- In einige sehr unterschiedliche Buchläden reingestöbert, Kolleg_innengespräche geführt, Anregungen getauscht
- Viel gesehen, viel nachgedacht, ein paar nette Begegnungen genossen; Notizbüchlein bis zur letzten Seite vollgeschrieben, einiges davon wird hier sicher noch einfließen
- DB-Rückfahrticket storniert, Busticket gekauft, in drei Stunden geht's los
Ach, und die Ahornblätter, die ich im ersten Kindheitsstraßentext erwähnte, sind in Wirklichkeit natürlich Platanenblätter!
Donnerstag, 6. November 2014
Die Straßen meiner Kindheit 2
Als ich gestern Abend zurück ins Hotel kam, taten mir die Füße weh. Macht aber nix und ist heute früh schon wieder vergessen. Meine Stadt ist schön. Und sie will im Gehen erfahren werden. (Man beachte das Wortspiel!) Stundenlang bin ich durch die Straßen spaziert, habe gierig alles aufgesogen, konnte gar nicht mehr aufhören, bis mir, wie gesagt, irgendwann die Füße wehtaten.
Keine andere Stadt kann ich so selbstverständlich als "meine Stadt" bezeichnen wie Köln. Vielleicht annähernd noch Berlin, mir auch von klein auf vertraut, weil mein Vater dort her kam, ein Teil seiner Familie bis heute dort lebt, wir mindestens einmal im Jahr ein bis zwei Wochen dort verbrachten und ich seit Jahren wieder regelmäßig Zeit da verbringe, liebgewonnene Menschen treffe, Freunde, alle durchs Internet kennengelernt. Thank you technischer Fortschritt!
Aber in Köln bin ich geboren, im Krankenhaus in Köln-Kalk. Als ich zwei war, zogen wir an den Karthäuserwall. Die Südstadt, das Severinsviertel - diese Ecke vor allem prägte mein Bild der Stadt. Natürlich auch der Dom, der Rhein, Heinzelmännchenbrunnen, Brauhaus, 4711 ...
Wir zogen um nach Hagen, da war ich acht und kam in die dritte Klasse. Ein Jahr später nach Saarbrücken, vierte Klasse. Nicht schön, diese vielen Umzüge, aber das ist ein anderes Thema, oder nein, natürlich auch Bestandteil des Themas Heimat, aber aktuell nicht der Aspekt, der mich hier in meinem Urlaub beschäftigt. Dass die gesamte Familie meiner Mutter in Köln blieb, ließ uns die Verbindung zur Stadt halten, in den Sommerferien waren meine Schwester und ich regelmäßig bei einer Tante zu Besuch, die selbst kinderlos geblieben war und uns restlos verwöhnte. Erst mit der Gründung meiner eigenen kleinen Familie wurden die Heimatbesuche spärlicher, brachen irgendwann ab. Wir leben tief im Süden, auch schön da, Nähe zur Schweiz und zu Frankreich. Nur das Meer ist so weit weg! Alle Meere.
Jedenfalls ist es schon ein paar Jahre her, seit ich das letzte Mal in Köln, in meiner Stadt war.
Gestern alles wie geplant: Kaffee, Käthe Kollwitz, Kurrywurst, kurze Pause, Konditorei-Café, Kino, Kommunikation, kein Kölsch (ich vertrage leider kein Obergäriges)
Später mehr, ich habe viele Notizen gemacht unterwegs, zahlreiche Erinnerungen stellten sich ein, nicht nur eigene, interessanterweise, sondern auch Erinnerungen meiner Eltern, meiner Mutter vor allem, mein Vater erzählte nie viel, eigentlich so gut wie nichts, leider. Erinnerungen an die letzten Kriegsjahre. Bestimmt ausgelöst durch den Besuch des Käthe-Kollwitz-Museums. Und durchs Gehen. Das setzt viel in Bewegung.
Aber wie gesagt: Später. Jetzt will ich wieder los.
Aber in Köln bin ich geboren, im Krankenhaus in Köln-Kalk. Als ich zwei war, zogen wir an den Karthäuserwall. Die Südstadt, das Severinsviertel - diese Ecke vor allem prägte mein Bild der Stadt. Natürlich auch der Dom, der Rhein, Heinzelmännchenbrunnen, Brauhaus, 4711 ...
Wir zogen um nach Hagen, da war ich acht und kam in die dritte Klasse. Ein Jahr später nach Saarbrücken, vierte Klasse. Nicht schön, diese vielen Umzüge, aber das ist ein anderes Thema, oder nein, natürlich auch Bestandteil des Themas Heimat, aber aktuell nicht der Aspekt, der mich hier in meinem Urlaub beschäftigt. Dass die gesamte Familie meiner Mutter in Köln blieb, ließ uns die Verbindung zur Stadt halten, in den Sommerferien waren meine Schwester und ich regelmäßig bei einer Tante zu Besuch, die selbst kinderlos geblieben war und uns restlos verwöhnte. Erst mit der Gründung meiner eigenen kleinen Familie wurden die Heimatbesuche spärlicher, brachen irgendwann ab. Wir leben tief im Süden, auch schön da, Nähe zur Schweiz und zu Frankreich. Nur das Meer ist so weit weg! Alle Meere.
Jedenfalls ist es schon ein paar Jahre her, seit ich das letzte Mal in Köln, in meiner Stadt war.
Gestern alles wie geplant: Kaffee, Käthe Kollwitz, Kurrywurst, kurze Pause, Konditorei-Café, Kino, Kommunikation, kein Kölsch (ich vertrage leider kein Obergäriges)
Später mehr, ich habe viele Notizen gemacht unterwegs, zahlreiche Erinnerungen stellten sich ein, nicht nur eigene, interessanterweise, sondern auch Erinnerungen meiner Eltern, meiner Mutter vor allem, mein Vater erzählte nie viel, eigentlich so gut wie nichts, leider. Erinnerungen an die letzten Kriegsjahre. Bestimmt ausgelöst durch den Besuch des Käthe-Kollwitz-Museums. Und durchs Gehen. Das setzt viel in Bewegung.
Aber wie gesagt: Später. Jetzt will ich wieder los.
Dienstag, 4. November 2014
Die Straßen meiner Kindheit
durch die Straßen meiner Kindheit weht ein jahrzehntealter Wind, ich quere den Platz mit dem raschelnden Ahornlaub, werde grundschulkindklein im vertrauten Duftgemisch aus U-Bahnschacht und Streuselstreifen von Merzenich, schmiege mich in den vertrauten Singsang des heimatlichen Dialekts und in die warme Kontur meiner alten Stadt ... wo ist mein Zuhause?
*
Die Straßen meiner Kindheit. Bin seit Jahren erstmals wieder hier. Gestern, am Tag meiner Ankunft, noch ein wenig umhergeirrt. Schon heute kannten sich meine Füße wieder aus. Auch meine Augen und Ohren. Und die Nase erst!
Wegen Dauerregens sechseinhalb Stunden Museum Ludwig. Guuute Entscheidung. Kunst kucken sortiert mich immer aufs wunderbarste.
Für morgen plane ich einen K-Tag. Muss so in der Stadt mit K.: Auf jeden Fall wieder Kunst kucken: diesmal Käthe Kollwitz; später Kaffee, aber nicht bei Kamps, sondern in einer schönen Konditorei, ich habe das Café Eigel in dunkler, aber guter Erinnerung; Kino vielleicht; Kölsch und Kurrywurst (oder Reibekuchen ...); Kommunizieren? Man kann nicht nicht kommunizieren in einer Stadt voller Menschen.
Am Donnerstag soll das Wetter besser sein, dann will ich ausgedehnt spazierengehen, das Haus aufsuchen, in dem ich aufgewachsen bin, durch den Volksgarten schlendern. Von dort ist uns damals ein Entenpaar zugeflogen und geblieben. Mein Vater hat ihnen im Garten einen Miniswimmingpool gebuddelt. Das Weibchen hat Eier gelegt, denen die harte Kalkschale fehlte. Windeier. Da gab's leider keinen Nachwuchs.
Vielleicht finde ich auch noch den Weg zu meiner alten Grundschule. Frau Weihrauch-Kollenbusch, so hieß meine Lehrerin. Kein anderer Name blieb mir seither so gut im Gedächtnis. "Sich selbst bekämpfen ist der allerschwerste Krieg; sich selbst besiegen ist der allerschönste Sieg. von Friedrich von Logau", hat sie mir in mein in grünen Cordsamt gebundenes Poesiealbum geschrieben. Auch das weiß ich bis heute auswendig. Einmal sollte ich nachsitzen, weswegen, weiß ich nicht mehr. Da behauptete ich glattweg, zum Zahnarzt zu müssen. Ob sie mir glaubte? Jedenfalls ließ sie mich gehen, und ich kam mir ungeheuer verwegen vor mit meinen sechs, sieben Jahren.
Ach, damals ...
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