Stell dich ein Stück weit vom Morgen entfernt
und von der Frage 'Was wird sein?'
du bist schön
so schön, das sieht kein Spiegel
in hundert Jahren wirst du schlafen
und was war wird weiterwachsen
wir werden - vielleicht -
beieinander liegen
Schulter an Schulter
in unserer Brust ein Leuchten
das wird uns wecken
und aus der Frage 'Weißt du noch?'
wird ein Strom von Geschichten entspringen
aus mehr als tausend Leben
Samstag, 30. Juni 2012
Freitag, 29. Juni 2012
So what?
Sie sprach mit ihm gerne verblümt, weil er sie dann so liebevoll zerpflückte. Umgekehrt dasselbe.
Ach, und sie konnten ja gar nicht anders!
Wie sehr hätten sie sich gegen ihre Natur stellen müssen, wären sie immer klar und gemessen gewesen. Diese Fesselung hatten sie sich erspart. Und auch die Bereinigung. Viel Unaufgeräumtes türmte sich um sie herum, Berge, unfassbar bunt, und aus jeder Ritzte sprießten vorwitzige Halme.
So ließ sich leben, dachten sie, und sprachen weiter in Bildern, die auf Rahmungen pfiffen. Ein Puzzle mit ungezähmten Teilen. Kein Ende in Sicht.
So what? Liberty rocks!
Ach, und sie konnten ja gar nicht anders!
Wie sehr hätten sie sich gegen ihre Natur stellen müssen, wären sie immer klar und gemessen gewesen. Diese Fesselung hatten sie sich erspart. Und auch die Bereinigung. Viel Unaufgeräumtes türmte sich um sie herum, Berge, unfassbar bunt, und aus jeder Ritzte sprießten vorwitzige Halme.
So ließ sich leben, dachten sie, und sprachen weiter in Bildern, die auf Rahmungen pfiffen. Ein Puzzle mit ungezähmten Teilen. Kein Ende in Sicht.
So what? Liberty rocks!
Donnerstag, 28. Juni 2012
Rezept für die Aufzucht eines Poeten:
"So viel Neurose, wie das Kind verträgt." (W.H. Auden)
Gefunden in Ken Bruen, Jack Taylor fliegt raus, meiner Lektüre während der Zugfahrt nach Frankfurt und zurück.
Was wollte ich denn in Frankfurt?
Das hier: Besuch der Jeff-Koons-Ausstellung (Must see!), Kaffee mit Melusine von Gleisbauarbeiten und Phyllis von Tainted Talents (Frauen, yeah!) am Mainufer, dann mit Melusine zu Thomas Hartmanns Ausstellung Mountains of Disbelief (beeindruckend (Lieber Thomas, es hallt noch nach.)), die leider heute zum letzten Mal zu sehen ist.
Liebe Melusine, schön war's!
Gefunden in Ken Bruen, Jack Taylor fliegt raus, meiner Lektüre während der Zugfahrt nach Frankfurt und zurück.
Was wollte ich denn in Frankfurt?
Das hier: Besuch der Jeff-Koons-Ausstellung (Must see!), Kaffee mit Melusine von Gleisbauarbeiten und Phyllis von Tainted Talents (Frauen, yeah!) am Mainufer, dann mit Melusine zu Thomas Hartmanns Ausstellung Mountains of Disbelief (beeindruckend (Lieber Thomas, es hallt noch nach.)), die leider heute zum letzten Mal zu sehen ist.
Liebe Melusine, schön war's!
Dienstag, 26. Juni 2012
Sonntag, 24. Juni 2012
Zettelkram
Einmal hatte ich draußen im Freien einen Zettel gefunden, auf dem stand in Krakelschrift ein kleines vollkommenes Gedicht. Das heißt, ob es vollkommen war, wagte ich eigentlich nicht zu beurteilen. Es sprach mit mir, so war das, und es griff in mich hinein und drehte etwas in mir herum, sodass mein Interieur anschließend umgeordnet war.
Aber was für ein Mensch war ich denn, und wie war denn meine Tür beschaffen, musste man klopfen oder klingeln, stand sie möglicherweise offen, und man konnte einfach eintreten ins Innere? War sie aus Glas oder aus Holz? Eine schwere Eisentür? Nein, sicher nicht.
Vielleicht war es leicht, mich zu beeindrucken, war da etwas Schlichtes, das auf ebenso Schlichtes reagierte.
Wüsste ich nur den Verfasser dieser Verse. Wüsste ich, ob es ein obenstehender oder ein uneingeordneter war, ob ich hoch zur goldenen Schublade oder unten hinein ins Sonstige greifen sollte.
Ich steckte den Zettel in meine Jackentasche und faltete ihn dort mit blinden Fingern zu einer Blüte. Als ich ihn zuhause in der Diele herausnahm, duftete er, und das Papier schimmerte bläulich.
Ich bereitete mir Tee und belegte einige Scheiben Brot mit irgendwas, das hatte keine Wichtigkeit. In der Stube am Tisch strich ich den Zettel glatt, seine Farbe changierte ins Grün. Ich las das Gedicht erneut, es sprach von Urteilskraft, ohne dieses Wort zu verwenden. Und es sprach zu mir ohne Absicht, so schien es mir, und das war ja auch plausibel, kannten mich doch weder Verfasser noch Gedicht.
Diese Absichtslosigkeit machte mich weich und durchlässig. Die Worte leuchteten mir ein. Und sie leuchteten weiter, nachdem das Licht ausgeknipst war, und auch noch, als ich längst die Augen geschlossen hatte. Selbst in meinen Schlaf und in meine Träume hinein leuchteten sie.
Am Morgen saß der Zettel auf dem Fensterbrett. Als ich nach ihm griff, breitete er zwei winzige durchscheinende Flügel aus und entwich durch einen Spalt ins Freie. Und in meinem Kopf flatterte die Erinnerung an etwas, das ich für mich behalten würde wie einen Schatz, denn ich würde sowieso nicht die Worte finden, um es zu beschreiben. Und wer würde mir schon glauben?
Aber was für ein Mensch war ich denn, und wie war denn meine Tür beschaffen, musste man klopfen oder klingeln, stand sie möglicherweise offen, und man konnte einfach eintreten ins Innere? War sie aus Glas oder aus Holz? Eine schwere Eisentür? Nein, sicher nicht.
Vielleicht war es leicht, mich zu beeindrucken, war da etwas Schlichtes, das auf ebenso Schlichtes reagierte.
Wüsste ich nur den Verfasser dieser Verse. Wüsste ich, ob es ein obenstehender oder ein uneingeordneter war, ob ich hoch zur goldenen Schublade oder unten hinein ins Sonstige greifen sollte.
Ich steckte den Zettel in meine Jackentasche und faltete ihn dort mit blinden Fingern zu einer Blüte. Als ich ihn zuhause in der Diele herausnahm, duftete er, und das Papier schimmerte bläulich.
Ich bereitete mir Tee und belegte einige Scheiben Brot mit irgendwas, das hatte keine Wichtigkeit. In der Stube am Tisch strich ich den Zettel glatt, seine Farbe changierte ins Grün. Ich las das Gedicht erneut, es sprach von Urteilskraft, ohne dieses Wort zu verwenden. Und es sprach zu mir ohne Absicht, so schien es mir, und das war ja auch plausibel, kannten mich doch weder Verfasser noch Gedicht.
Diese Absichtslosigkeit machte mich weich und durchlässig. Die Worte leuchteten mir ein. Und sie leuchteten weiter, nachdem das Licht ausgeknipst war, und auch noch, als ich längst die Augen geschlossen hatte. Selbst in meinen Schlaf und in meine Träume hinein leuchteten sie.
Am Morgen saß der Zettel auf dem Fensterbrett. Als ich nach ihm griff, breitete er zwei winzige durchscheinende Flügel aus und entwich durch einen Spalt ins Freie. Und in meinem Kopf flatterte die Erinnerung an etwas, das ich für mich behalten würde wie einen Schatz, denn ich würde sowieso nicht die Worte finden, um es zu beschreiben. Und wer würde mir schon glauben?
Freitag, 22. Juni 2012
Erdung
Sie hatten sich im Licht der langen Tage verfangen, waren in Hitze geraten und gruben sich, um zu entkommen, ein Lager ins kühlere Erdreich. Sie umsteckten es mit verblühenden Rosen, ihnen so ähnlich. Am Rand stellten sie ein Becken auf, um darin den flüssigen Mond zu sammeln, für ein Bad am Morgen.
Sie waren Sommer, von ihren Gliedern tropfte purpurner Saft, zwischen ihren Zehen wucherte Gras, von den Zungen rieselte Salz. Sie waren übersatt, geschmirgelt vom Sand, verwaschen von Sonne und Wind, ihre Sinne loderten und lechzten nach Dunkelheit.
Tief unten in ihrem Bett erzitterten sie zwischen Würmern und moderndem Laub, erhielten sie die erhoffte Ahnung von Schnee. Der Abkühlung entsprangen klarere Bilder und Schmerzlinderung. Aus der Restwärme ihrer Körper bereiteten sie sich ein gemeinsames Mahl.
Es war ihr erstes Leben, noch konnten sie nichts aus Erfahrung tun, aber ihre Köpfe machten Notizen für alle folgenden Reisen. Wege kamen auf sie zu.
Sie waren Sommer, von ihren Gliedern tropfte purpurner Saft, zwischen ihren Zehen wucherte Gras, von den Zungen rieselte Salz. Sie waren übersatt, geschmirgelt vom Sand, verwaschen von Sonne und Wind, ihre Sinne loderten und lechzten nach Dunkelheit.
Tief unten in ihrem Bett erzitterten sie zwischen Würmern und moderndem Laub, erhielten sie die erhoffte Ahnung von Schnee. Der Abkühlung entsprangen klarere Bilder und Schmerzlinderung. Aus der Restwärme ihrer Körper bereiteten sie sich ein gemeinsames Mahl.
Es war ihr erstes Leben, noch konnten sie nichts aus Erfahrung tun, aber ihre Köpfe machten Notizen für alle folgenden Reisen. Wege kamen auf sie zu.
Donnerstag, 21. Juni 2012
Zusammensetzung
Ich tummle mich im Netz und wäre viel lieber am Meer.
Ich brauche einen neuen Laptop und träume von einer Reiseschreibmaschine.
Ich lösche per Tastendruck und würde lieber einen Bogen Papier zerreißen.
Ich sammle und streue Äußerungen und sehne mich nach Innerung.
Ich spiele mit einem Gedanken, ich bahne mir einen Weg, ich halte die Schere schon in der Hand.
Ich setze mich auseinander und wieder zusammen.
Ich halte fest, um auf mich wirken zu lassen.
Ich nehme ernst, was in mir spricht.
Ich warte ab und handle zugleich.
Ich schenke meinem Kopf eine Tür.
Ich brauche einen neuen Laptop und träume von einer Reiseschreibmaschine.
Ich lösche per Tastendruck und würde lieber einen Bogen Papier zerreißen.
Ich sammle und streue Äußerungen und sehne mich nach Innerung.
Ich spiele mit einem Gedanken, ich bahne mir einen Weg, ich halte die Schere schon in der Hand.
Ich setze mich auseinander und wieder zusammen.
Ich halte fest, um auf mich wirken zu lassen.
Ich nehme ernst, was in mir spricht.
Ich warte ab und handle zugleich.
Ich schenke meinem Kopf eine Tür.
Mittwoch, 20. Juni 2012
Nachtwunsch
für T.
Du sollst behütet sein
Du sollst behütet sein
wie das kleinste
wie das schwächste
sollst du beschützt sein
wie das empfindlichste
blassgelbe Blütenblatt
sollst du gehalten sein
an deinem Platz
unter den Wolken
unter dem Mond
unter dem Sturm
sollst du geborgen sein
in einer Hand aus Güte
sollst du wissen
dass du sicher bist
nicht vor aller Gefahr
aber mitten hindurch
sollst du beruhigt sein
und gesehen
und geliebt
aber mitten hindurch
sollst du beruhigt sein
und gesehen
und geliebt
Morgengedicht
Den Morgen in den Wänden
über Abnutzungen lachen
und nehmen
nichts als nehmen
aus dem Unübertönten
über Abnutzungen lachen
und nehmen
nichts als nehmen
aus dem Unübertönten
Montag, 18. Juni 2012
Was sie im Winter tun wird
Im Winter werde ich wieder ganz sein, dachte sie, dann fließt nichts mehr zu den geöffneten Fenstern hinaus, dann dürfen die Läden geschlossen bleiben, dann gehört mein Raum mir.
Im Winter werde ich ein Buch nach dem anderen verzehren, ohne ins Schwitzen zu geraten. Ich werde mich am Knistern der Seiten wärmen, meine Fingerspitzen zwischen die Zeilen legen und die Figuren daran schnuppern lassen.
Wenn ich satt bin, werde ich mir Platz schaffen im Regal und mich zwischen sie betten, mitten hinein in ihre sprechenden Bände. Dann dürfen auch sie zubeißen und aussaugen und sich einverleiben.
Ich werde nach Schnee schmecken und nach Holzfeuer, werde heiß und kalt sein und in Geschichten passen, die im Kongo spielen und auf dem Atlantischen Ozean, in einem winterlichen Hochtal, auf grünen Teppichen und grauem Stein.
Ich werde die Vermischung suchen und finden, was mir passt, und werde meinen Teil dazu beitragen.
Im Winter.
Bald beginnt der Sommer. Ich werde mit einem Buch am See liegen, werde Eis essen, Rosen schneiden, Pfirsiche in Rotwein einlegen und nicht immer, nein, nicht immer an Flucht in etwas Überschaubareres denken.
Wir haben den 18. Juni, dachte sie, ein perfekter Tag, um irgendetwas zu tun. Irgendetwas, das sich noch richtiger anfühlt als die Erledigung von Pflichten, mit denen man völlig einverstanden ist.
Ich könnte, dachte sie, zusätzlich zu den Fenstern die Türen öffnen und sie auch bei Einbruch der Dunkelheit nicht wieder verschließen.
Im Winter werde ich ein Buch nach dem anderen verzehren, ohne ins Schwitzen zu geraten. Ich werde mich am Knistern der Seiten wärmen, meine Fingerspitzen zwischen die Zeilen legen und die Figuren daran schnuppern lassen.
Wenn ich satt bin, werde ich mir Platz schaffen im Regal und mich zwischen sie betten, mitten hinein in ihre sprechenden Bände. Dann dürfen auch sie zubeißen und aussaugen und sich einverleiben.
Ich werde nach Schnee schmecken und nach Holzfeuer, werde heiß und kalt sein und in Geschichten passen, die im Kongo spielen und auf dem Atlantischen Ozean, in einem winterlichen Hochtal, auf grünen Teppichen und grauem Stein.
Ich werde die Vermischung suchen und finden, was mir passt, und werde meinen Teil dazu beitragen.
Im Winter.
Bald beginnt der Sommer. Ich werde mit einem Buch am See liegen, werde Eis essen, Rosen schneiden, Pfirsiche in Rotwein einlegen und nicht immer, nein, nicht immer an Flucht in etwas Überschaubareres denken.
Wir haben den 18. Juni, dachte sie, ein perfekter Tag, um irgendetwas zu tun. Irgendetwas, das sich noch richtiger anfühlt als die Erledigung von Pflichten, mit denen man völlig einverstanden ist.
Ich könnte, dachte sie, zusätzlich zu den Fenstern die Türen öffnen und sie auch bei Einbruch der Dunkelheit nicht wieder verschließen.
Sonntag, 17. Juni 2012
Hauptberufliche Spaziergängerin (Loses Blatt #44)
Ich wäre gerne hauptberufliche Spaziergängerin mit der einzigen Aufgabe, den Dingen am Wegrand Beachtung zu schenken.
Samstag, 16. Juni 2012
In meinem Kopf
- Was kraust da deine Stirn?
- Es sind die Namen, die ein Recht behaupten.
- Welche Namen, welches Recht?
- Die Namen der Alten, die behaupten, alleinige Besitzer zu sein.
- Besitzer wovon?
- Besitzer des Rechts auf Betrachtung der Dinge in meinem Kopf.
- Aber wenn sie doch in deinem Kopf sind, diese Dinge ...
- Ich verstehe es ja auch nicht.
- Lass es uns anders angehen: Nimm eine Linie.
- Und dann?
- Lege sie zwischen Dinge und Namen.
- Und dann?
- Nimm deinen Platz ein.
(Gelächter)
- Was ist so lustig?
- Sie schwenken Fähnchen und trompeten.
- Alle?
- Nein, nicht alle, aber einige.
- Das sind die, denen es nie um ihren Namen ging und auch nicht um Besitz.
- Sondern?
- Um die Dinge und darum, dass es weitergeht.
- Mit denen will ich feiern.
- Tu das. Prost!
- Es sind die Namen, die ein Recht behaupten.
- Welche Namen, welches Recht?
- Die Namen der Alten, die behaupten, alleinige Besitzer zu sein.
- Besitzer wovon?
- Besitzer des Rechts auf Betrachtung der Dinge in meinem Kopf.
- Aber wenn sie doch in deinem Kopf sind, diese Dinge ...
- Ich verstehe es ja auch nicht.
- Lass es uns anders angehen: Nimm eine Linie.
- Und dann?
- Lege sie zwischen Dinge und Namen.
- Und dann?
- Nimm deinen Platz ein.
(Gelächter)
- Was ist so lustig?
- Sie schwenken Fähnchen und trompeten.
- Alle?
- Nein, nicht alle, aber einige.
- Das sind die, denen es nie um ihren Namen ging und auch nicht um Besitz.
- Sondern?
- Um die Dinge und darum, dass es weitergeht.
- Mit denen will ich feiern.
- Tu das. Prost!
Freitag, 15. Juni 2012
Glücksspiel
Sieh hin, das tust du:
Betrittst dein unbewohntes Haus
bringst nur den Staub
an deinen Füßen mit
legst die zersausten Flügel ab
nimmst Platz am Tisch
der deine Jahre trägt
siehst dich an ihnen satt
und siehst dich hungrig
du nimmst den Becher
mit den Wörtern
mit den Träumen
und würfelst um dein Glück
dies ist das erste Spiel
für das du selbst
die Regeln schreibst
Betrittst dein unbewohntes Haus
bringst nur den Staub
an deinen Füßen mit
legst die zersausten Flügel ab
nimmst Platz am Tisch
der deine Jahre trägt
siehst dich an ihnen satt
und siehst dich hungrig
du nimmst den Becher
mit den Wörtern
mit den Träumen
und würfelst um dein Glück
dies ist das erste Spiel
für das du selbst
die Regeln schreibst
Dienstag, 12. Juni 2012
Hoppe oder Mein schönstes Ferienerlebnis war, ...
... als wir mit der Reisegruppe in dem total überfüllten Bus nach Hameln gefahren sind. Dort hat uns die Reiseleiterin Frau Hoppe in Empfang genommen, sie war als Ratte verkleidet und hat uns mit ihrem Dirigierstab nach Kanada gelotst auf das dickste Eis der Welt. Wir spielten im Dunkeln Eishockey mit einem leuchtenden Puck, den hat sie erfunden, wie noch einiges andere mehr, sie ist nämlich eine ganz patente Frau. Und eine glückliche dazu, was von ihrem Namen kommt (Felicitas) und davon, dass sie eine Erfindungsgabe besitzt, die ihr erlaubt, alle möglichen Leben zu leben, nicht nur das eine, von dem man immer denkt, es sei vorgeschrieben. Nein, sie schreibt es sich selbst, und zwar weder vor noch nach, sondern im Entstehen. Oder entsteht es im Schreiben? Ach, das ist eigentlich eins.
So ist sie, die Frau Hoppe, sie sprengt die Grenzen, aber das macht sie ganz leise, ohne lautes Sprenggeräusch mit Knall und Bumm, sie macht es leise, und das heißt, sie geht in ein fremdes Land hinein, als sei da gar keine Grenze, und dann ist da auch keine. Einen Augenblick lang zweifelt man an der eigenen Wahrnehmung, aber dann merkt man auch schon, dass das überhaupt keine Rolle spielt, denn nun befindet man sich ja schon in diesem fremden Land und musste sich gar nicht ausweisen. So einfach! (Es ist nie zu spät, notiere ich mir, denn da gibt es doch noch so einiges Fremde zu bereisen.)
Frau Hoppe hat auch das Glück, dass sie alles darf, und das kommt so: Sie erlaubt es sich einfach. Immer wieder kommen Menschen zu ihr, die wissen möchten, in welches Schubfach sie ihr geschriebenes Leben einordnen sollen, und denen sagt Frau Hoppe: Machen Sie es einfach, wie Sie mögen, ruhig auch komplementär, falls das hilft. Was natürlich keiner versteht, und das sollte doch nun wirklich ein Hinweis sein, wie er deutlicher nicht zu haben ist.
Wir waren dann auch noch mit ihr in Australien, und dort hat sie uns wieder uns selbst überlassen, nicht ohne jedem von uns eine handschriftlich beglaubigte Kopie ihrer Reiseerlebnisse zu überreichen. Und sie hat es zwar nicht ausdrücklich gesagt, aber ich glaube, wir dürfen diesen Bericht lesen, wie wir wollen und einordnen, wie wir wollen, wenn wir es denn wollen, denn Frau Hoppe ist nicht nur eine patente und eine glückliche Frau, sondern auch eine großzügige und eine weitherzige.
Ja, das war schön, und in aller Freude habe ich ganz und gar vergessen, mich bei Frau Hoppe zu bedanken, aber das ist nicht so schlimm, denke ich, denn ich kann es ja nachher aufschreiben in meinem Blog, und vielleicht liest sie es dann und schließt daraus, dass es sich lohnt, diese abenteuerhungrigen Reisegruppen in Empfang zu nehmen und im Rattenkostüm durch Hameln zu führen und weit über Hamelns Grenzen hinaus.
So ist sie, die Frau Hoppe, sie sprengt die Grenzen, aber das macht sie ganz leise, ohne lautes Sprenggeräusch mit Knall und Bumm, sie macht es leise, und das heißt, sie geht in ein fremdes Land hinein, als sei da gar keine Grenze, und dann ist da auch keine. Einen Augenblick lang zweifelt man an der eigenen Wahrnehmung, aber dann merkt man auch schon, dass das überhaupt keine Rolle spielt, denn nun befindet man sich ja schon in diesem fremden Land und musste sich gar nicht ausweisen. So einfach! (Es ist nie zu spät, notiere ich mir, denn da gibt es doch noch so einiges Fremde zu bereisen.)
Frau Hoppe hat auch das Glück, dass sie alles darf, und das kommt so: Sie erlaubt es sich einfach. Immer wieder kommen Menschen zu ihr, die wissen möchten, in welches Schubfach sie ihr geschriebenes Leben einordnen sollen, und denen sagt Frau Hoppe: Machen Sie es einfach, wie Sie mögen, ruhig auch komplementär, falls das hilft. Was natürlich keiner versteht, und das sollte doch nun wirklich ein Hinweis sein, wie er deutlicher nicht zu haben ist.
Wir waren dann auch noch mit ihr in Australien, und dort hat sie uns wieder uns selbst überlassen, nicht ohne jedem von uns eine handschriftlich beglaubigte Kopie ihrer Reiseerlebnisse zu überreichen. Und sie hat es zwar nicht ausdrücklich gesagt, aber ich glaube, wir dürfen diesen Bericht lesen, wie wir wollen und einordnen, wie wir wollen, wenn wir es denn wollen, denn Frau Hoppe ist nicht nur eine patente und eine glückliche Frau, sondern auch eine großzügige und eine weitherzige.
Ja, das war schön, und in aller Freude habe ich ganz und gar vergessen, mich bei Frau Hoppe zu bedanken, aber das ist nicht so schlimm, denke ich, denn ich kann es ja nachher aufschreiben in meinem Blog, und vielleicht liest sie es dann und schließt daraus, dass es sich lohnt, diese abenteuerhungrigen Reisegruppen in Empfang zu nehmen und im Rattenkostüm durch Hameln zu führen und weit über Hamelns Grenzen hinaus.
***
Wie vermutlich unschwer zu erraten ist, komme ich gerade von einer Lesung mit Felicitas Hoppe. Von den ca. tausend möglichen Arten, über meine Eindrücke von diesem Abend zu schreiben, hat sich mir obige aufgedrängt, warum weiß ich nicht, frage ich mich aber auch nicht. Vielleicht liegt es einfach an dieser bodenständigen und zugleich innerlich so weiten Frau, die zu erleben für mich ein großes Vergnügen war und ein Anstoß hinsichtlich des Erinnerns und Bewertens meiner eigenen Biographie und meines Schreibens.
(Wer "kluge" Rezensionen lesen möchte, wird sie im Netz zur Genüge finden.)
***
Und hier nun, wärmstens empfohlen: Hoppe
Samstag, 9. Juni 2012
Hände und Himmelshöhe
Wie er mich hoch in die Luft warf und als jauchzendes Bündel wieder auffing, wie er mich auf seinen Schultern reiten ließ in gemächlichem Trab und wildem Galopp, dass meine Zöpfe flogen, wie er mich auf gefährlich hohe Mauern hob, damit ich dort entlang balancieren konnte mit hoheitsvollem Blick auf die unter mir liegende Welt, seine Hände sichernd zu mir emporgereckt, wie er die Schaukel am höchsten der starken Äste aufhängte, damit ich weit hinauf in den Himmel schwingen konnte, um mit den Zehenspitzen die Wolken anzutippen, wie er mir Gutenachtgeschichten vom Fliegen erzählte, damit ich's im Traum ausprobieren konnte, wie er mich durch das große Teleskop schauen ließ und mich lehrte, nach den Sternen zu greifen, all das erinnere ich wieder, nachdem ich es mir so lange verboten hatte, weil mein Vater in der Schublade "der Böse" und meine Mutter in der Schublade "die Arme" steckte, denn ich hatte eine Entscheidung getroffen, für die ich viel zu jung war und die zu revidieren mich einen langen Entwicklungsprozess kostete, der sich gelohnt hat, weil seit Jahren Stück für Stück Erinnerungen zurückkommen, deren schönste mit zwei Händen zu tun haben, die mich halten und emporheben, zwei Händen, die als Kind voller Vertrauen ergriffen und festgehalten zu haben mich längst nicht mehr reut, im Gegenteil.
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Kurze Texte
Donnerstag, 7. Juni 2012
Hinter den Häuten
Er fand ihre Haut zu dünn. "Wie ein
Mohnblütenblatt." Sie
verzieh ihm, denn er konnte nicht wissen, dass diese Haut bereits ein
Fortschritt war gegenüber der offenen Wunde darunter.
Im
Gegenzug fand sie seine zu Haut zu dick. "Wie
die eines Gürteltiers." Er verzieh ihr, denn sie konnte nicht
wissen, mit welchen Waffen er seit jeher gepiesackt worden war.
Hatten
sie nun Glück? Da war doch beiderseitiges Verzeihen.
Hin
und wieder probierten sie es mit Erklärungen. Und reagierten mit Abwinken. Und
lächelten schief.
Versuchten
sich an Definitionen von dünn, dick, Liebe und Glück.
Scheiterten
an der Unterart des Verzeihens, die zu Genickstarre beim Empfangenden
führt.
Wo
lag denn nun der Fehler? Übten sie nicht Nachsicht und Gnade vor Recht und
Großzügigkeit, sie alle beide.
Sie
besaßen getrennte Spiegel, manchmal warfen sie verstohlene Blicke in den des
jeweils anderen. Da blitzten beängstigende Möglichkeiten auf. Ganz und gar
fremde, an denen verschluckten sich ihre Augen. Danach schliefen sie unruhig, gepeinigt
von der Furcht, am Morgen in vertauschten Häuten zu erwachen.
Fragte
sie jemand "Liebt Ihr
Euch?", antworteten sie "Natürlich,
Du Dich nicht?", zwinkerten sich zu und lachten verschmitzt, ließen
ein verdutztes Gegenüber zurück und bewahrten Fassung bis hinter ihre hastig
verschlossene Tür. Erst vor ihren getrennten Spiegeln weinten sie.
Sie
ahnten, dass es nicht ums Verzeihen ging und auch nicht ums Definieren. Aber
sie sahen nicht.
Und
sie schauten nicht hin.
Und irgendwie versperrten ihre Häute den Weg.
Und irgendwie versperrten ihre Häute den Weg.
Mittwoch, 6. Juni 2012
Wes Anderson: Moonrise Kingdom
Als ich am Sonntag Abend aus einem internetfreien (aber nicht kinofreien) Kurzurlaub zurückkam, hatte ich vor, einen kleinen Begeisterungsausruf über Wes Andersons neuen Film "Moonrise Kingdom" zu posten, entdeckte dann jedoch bei Melusine schon eine sehr schöne Rezension, hier nachzulesen.
Da dieser Film aber gar nicht genug empfohlen werden kann, hier noch ein Link zur Filmwebsite.
"Moonrise Kingdom" macht glücklich, weil er schön ist in jeder Hinsicht, von innen und außen.
Da dieser Film aber gar nicht genug empfohlen werden kann, hier noch ein Link zur Filmwebsite.
"Moonrise Kingdom" macht glücklich, weil er schön ist in jeder Hinsicht, von innen und außen.
Dienstag, 5. Juni 2012
Spielgefährten
- Du hast da was in deinem Kopf.
- Ich weiß.
- Aber du weißt nicht, was es ist.
- Das ist das Problem.
- Es könnte ein weißes Blatt sein.
- Oder ein Knoten.
- Oder ein Sucher.
- Es könnte nicht identifiziert werden wollen.
- Oder müssen.
- Jetzt gesellt sich Heiterkeit dazu.
- Vielleicht will es spielen.
- Mit mir?
- Mit dir und zwei Gefährten.
- Welche sollen das sein?
- Das Alphabet und die Welt vor deiner Tür.
- Ich weiß.
- Aber du weißt nicht, was es ist.
- Das ist das Problem.
- Es könnte ein weißes Blatt sein.
- Oder ein Knoten.
- Oder ein Sucher.
- Es könnte nicht identifiziert werden wollen.
- Oder müssen.
- Jetzt gesellt sich Heiterkeit dazu.
- Vielleicht will es spielen.
- Mit mir?
- Mit dir und zwei Gefährten.
- Welche sollen das sein?
- Das Alphabet und die Welt vor deiner Tür.
Montag, 4. Juni 2012
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