Sonntag, 26. April 2015

Wochenrückblick 20. - 26. April 2015


Gelesen & geschaut:

vor allem Nachrichten; in Zeitungen, im Internet, im Fernsehen


Gedacht:

Es ist eine Schande.


Geschämt:
für mein Land, für unsere Politiker, für Europa.

Zur Aktion auf amnesty.de/soseuropa



Geschrieben:

Plöhzinn gegen den Irrsinn; was nichts zur Rettung der Welt beiträgt, mir aber Luft verschafft.


Gehört:

Rio Reiser: „Der Traum ist aus (aber ich werde alles geben, dass er Wirklichkeit wird)“





(„Das Merkwürdige an diesem Lied ist, dass das nicht älter wird." Zitat Rio Reiser)


Gefunden:

Schönes, dennoch; Grund; eine zarte Möglichkeit; ein Stückchen Blau ...


Mittwoch, 22. April 2015

Da da da. Plöhzinn (nee, eigentlich nicht) Nummer vier (Eckritür otomatick ɑ djalɔg)

Was war zuerst da, Erleben oder Text?

Fragst du das im Ernst?

Das ist keine Frage, sondern ein Statement.

Aber du beendest den Satz mit einem Fragezeichen.

Das gehört zum Statement.

Versteh ich nicht.

Das ist der übliche Vorgang.

Wie meinst du das?

Du verstehst es nicht, weil du zu schnell überzeugt warst, es verstanden zu haben.

Aber ...

Nicht jede einmal geschlossene Tür lässt sich so leicht wieder öffnen.

Du mit deinen Metaphern.

Du mit deinem trägen Kopf.

Hey, hey, hey, nun mach aber mal halblang!

Okay: Nicht einmal Tür sich leicht öffnen.
Besser so?

Du nimmst mich nicht ernst.

Ich nehme dich beim Wort.

Wie komm ich hier je wieder raus?

Das nenn ich mal ein Statement! Bravo, du kannst es also auch.

...

...

...


der Rest des Gespräches geht unter im Drehgeräusch der Erde
derweil sprießen Blümchen
singen Vögel
ertrinken Menschen
werden Bücher gedruckt
hoffen zu Unrecht Inhaftierte
nimmt das Grün überhand mich an der Hand
sind die Gedanken freifreifreifreifreifffreiffffrrrrrrrreifff



*


Noch mehr Plöhzinn da da da





Dienstag, 21. April 2015

Schande

Es ist eine Schande – wie oft denke ich diesen Satz in den letzten Tagen angesichts der Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer, die so eindeutig wie kaum etwas dem Versagen unserer Politiker zuzuschreiben ist. 
Über diesen in meinem Kopf kreisenden Satz hinaus fehlen mir einfach die Worte, es verschlägt mir regelrecht die Sprache, und dann bin ich froh über Menschen, die in klarer und besonnener Weise auf den Punkt bringen, worum es geht und worauf es jetzt ankommt:

AMNESTY INTERNATIONAL, 20. April 2015 - Am Sonntag ist ein Boot mit vermutlich über 900 Menschen im Mittelmeer gekentert. Gerettet werden konnten vermutlich nur 28. Angesichts dieser neuerlichen Katastrophe im Mittelmeer fordert Selmin Çalışkan, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland:



HIER geht es zur Petition „SOS Europa: Erst Menschen, dann Grenzen schützen!“


*


Und wie geht es eigentlich Raif Badawi?
Er ist weiterhin in Haft und von Folter bedroht, aber längst nicht mehr täglich in den Medien. Die Aufmerksamkeit lässt nach mit der Zeit, wird anderweitig beansprucht.
Wenn man auf dem laufenden bleiben möchte, kann man das ganz gut über den Hashtag #FreeRaif, unter dem seine Frau, Freunde, Unterstützer, Amnesty International täglich Neuigkeiten posten.
Außerdem kann man sich nach wie vor an den Petitionen für Raif Badawi und seinen ebenfalls inhaftierten Anwalt Waleed Abu al-Khair beteiligen:

Sonntag, 19. April 2015

Wochenrückblick 13. - 19. April 2015

Gelesen:

– zwei Bücher nochmal überflogen, weil ich sie bei einer internen Veranstaltung vorstellen will („Tal der Herrlichkeiten" von Anne Weber, jetzt neu als Taschenbuch, und „Der leuchtend blaue Faden“ von Anne Tyler, beide schon hier und hier von mir erwähnt)

– im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, nicht auf dem Papier, sondern im Netz, habe mich regelrecht festgelesen, wie früher, wenn ich irgendwas im Brockhaus suchte und dann stundenlang auch alle vorherigen und folgenden Artikel lesen musste. Ihr kennt das. Die pure Freude am Wissen und Lernen.
Beim Grimmschen Wörterbuch noch dazu die Freude an der Sprache, an der Genauigkeit der Erklärungen bis zu den Ursprüngen eines Wortes, die Beispielsätze aus den verschiedenen Epochen der Sprachentwicklung ...

Das Wort „Schauen" hatte es mir diesmal angetan, weil ich es in einem Blogpost verwendet habe und tiefer einsteigen wollte ...

und damit habe ich die perfekte Überleitung zum nächsten Punkt:


Geschaut:

so einiges ...

Erwähnenswert scheint mir vor allem der Tatort vom letzten Sonntag, der erste Tatort aus Franken. 
Ein wenig habe ich mich davor „gefürchtet“ nach so einigen hyperambitionierten neuen Tatorten der letzten Zeit mit supercoolen Ermittlerteams, all den megaschrägen oder voll trendigen Typen und den achso kunstvoll (nee: künstlich!) konstruierten, bebilderten, vertonten, ausgeleuchteten Geschichten, teilweise so hektisch wie langweilig (*gähn*, *fremdschäm*)

Aber es gab gar keinen Grund, sich vor diesem Tatort zu fürchten, der war und hatte nämlich schlichtweg klasse/Klasse. Interessante und glaubwürdige Charaktere, hervorragende Darsteller (mal keine SELBSTdarsteller), ein nachvollziehbarer Plot, gut erzählt und in Szene gesetzt mit schönen langsamen Einstellungen, aufschlussreiche (statt „künstlerisch wertvoller“ (höhö), aber leider verwirrender) Rückblenden, die richtige Dosis selbstironisches Lokalkolorit usw. 




Klar gab es auch kleine Schwächen, in erster Linie bezüglich des zu lösenden Falls. Geschenkt. Inszenierung und Darsteller waren topp. Alles in allem ein vielversprechender Auftakt des neuen Franken-Tatorts. Gerne mehr davon!

Die Besprechung in der Süddeutschen trifft es in meinen Augen ganz gut.
Auch die ZEIT zieht in ihrem Tatort-Kritikerspiegel ein positives Fazit.
Albern fand ich die Kritik in der FAZ, die den ersten fränkischen Tatort einem sogenannten „Realitätstest“ unterzog. Wie bitte? Realitätstest für Fernsehkrimis? Ich schmeiß mich weg.


Gelitten:

unter meiner ersten richtigen Blasenentzündung ever 
(Jetzt weiß ich, wie sich ein Mann mit Schnupfen fühlen muss.)
((Ja, ich kann auch mal ein Jammerlappen sein.))


Gelassen:

– jeden meiner Blogposts auf Twitter zu verlinken

– meinen Ärger von letzter Woche weiter zu analysieren

fühlt sich beides gut an, befreit


Gefreut:

– über meine zumindest partielle Gelassenheit (s.o.) 

– über: ... (da müsste ich mich jetzt wiederholen (s. letzter Wochenrückblick), es gibt da gerade so eine Art Grundzufriedenheit ... vielleicht freue ich mich einfach über die)


Gedacht:

Don’t worry, just stumble.



In diesem Sinne: Schöne neue Woche!


Freitag, 17. April 2015

Kunst kommt von Schauen

 „man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn“  (Goethe) *





träumen will ich
hinter Türen aus Blütenstaub
zwischen Laken aus Sand
und Seide
unter Baldachinen aus
gebrochenem Licht



I
wir ignorieren mit Lust
die Legenden auf den Zungen
der Belehrten


II
wir nennen unser Schauen:
KUNST **



III
und widerstehen mit Lust
den Legenden von den Zungen
der Belehrten



wachen will ich
vor den Toren aus Blütenstaub
zwischen Speeren aus Sand
und Seide
hinter Schilden aus
gebrochenem Licht







* Quelle: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, hier: Schauen

** [...]

Sonntag, 12. April 2015

Wochenrückblick 6. - 12. April 2015

Gelesen:

Edith Pearlman: Honeydew, Erzählungen

Die Times nennt sie „die beste Erzählerin der Welt“. Ich finde solche Superlative grundsätzlich überflüssig und wenig hilfreich. Die Literaturlandschaft ist in meinen Augen keine Leiter, sondern eine vielgestaltige Ebene.

Aber hervorragend finde ich Edith Pearlman auch. 
Absolut liebenswerte und originelle Figuren, die sie in ihren Erzählungen erschafft:
Eine Fußpflegerin mit einer besonderen Gabe; ein Anästhesist, der seinen Patienten nicht in die Augen schauen kann, zugleich aber ungeheuer einfühlsam ist; ein Au-Pair-Mädchen, das ein äußerst anrührendes Geheimnis des Familienvaters entdeckt; eine ältere Dame, die für drei Monate aus New York aufs Land zieht und mit einer weitsichtigen Entscheidung gleich mehrere Leben in der Bahn hält ....

Ein Lesegenuss zwischen zwei meerblauen Buchdeckeln, zum Abtauchen schön.


Geschaut:

HER



Originelle Idee, klug umgesetzt, in schöne Bilder gefasst, gut gespielt, eine gedankliche Herausforderung ...

Trotzdem vermag mich, seit ich ein paar großartige Serien gesehen habe, zuletzt True Detective, kaum ein 120-minütiger Film wirklich zu fesseln. Hm ...


Geärgert:

[...]


Den Text habe ich nachträglich gelöscht, zu kleinlich erscheint mir mein Ärger, zu gering der Anlass, trotzdem ist er da, der Ärger, und bewegt mich zum Nachdenken.
––>


Gedacht:

Alles hat immer auch einen persönlichen Aspekt.


Gefreut:

über die Sonne, die Vögel im Garten, das Knospen und Blühen rundherum, meine Kinder, die besondere Aufmerksamkeit einer Kollegin, eine Einladung, ein wohltuendes Telefongespräch, meinen derzeitigen „Neben“Job und und und ... 
Da ist wirklich vieles.


***







Freitag, 10. April 2015

Verleihung des "AMBASSADOR OF CONSCIENCE AWARD" an Joan Baez und Ai Weiwei

(Text: ai)


Die US-amerikanische Folkmusikerin Joan Baez und der chinesische Künstler Ai Weiwei - beides weltbekannte Aktivisten - werden mit dem Ambassador of Conscience Award 2015 ausgezeichnet.
Mit dem Preis würdigt Amnesty Aktivisten und Künstler, die sich durch ein herausragendes, langjähriges Engagement für die Menschenrechte auszeichnen. Auf der feierlichen Preisverleihung am 21. Mai 2015 in Berlin wird unter anderem die Sängerin Patti Smith sprechen. Der irische Musiker und Oscar-Gewinner Glen Hansard (The Frames, The Swell Season) und die britische Blues-Sängerin Jo Harman werden den Abend musikalisch unterstützen. Karten sind ab sofort im Vorverkauf erhältlich.
„Joan Baez und Ai Weiwei sind eine Inspiration für tausende Menschenrechtsaktivisten, in Amerika, Asien und darüber hinaus." - Salil Shetty, Internationaler Generalsekretär von Amnesty International.

Karten erhältlich über: www.eventim.de/art-for-amnesty

Mehr Informationen zum Preis und den Preisträgern: www.amnesty.de/ambassador-of-conscience




Wie gerne würde ich dahin. Mal sehn ...



Everlasting:











Never Sorry:





Mittwoch, 8. April 2015

Gespenster

Sitzest am Fenster
und die Gespenster
sitzen bei dir.

Lauschst ihren Worten
gleich fernen Orten.

"Nicht hier, nicht hier!",
rufen die Sterne.

Hör zu und lerne,
allein zu sein.

Bist ohne Frage
nachts und bei Tage
dein, und nur dein.

Dienstag, 7. April 2015

A female game (noch mehr Plöhzinn (Écriture automatique en dialogue))

...

vergisst du nun?

wir schweigen
dann wiederum ver-schweigen wir

was?

wir wüssten, wenn wir sagten
wenn wir uns ver-sagten, zu schweigen

sollen wir?

frag lieber: wollen wir?
(und frag um Himmels willen nicht: dürfen wir? das macht dich sandkornklein, meine Liebe)

lass uns etwas formen, mit den Händen formen, nicht mit dem Mund, einen weichen Körper aus Fundstücken der Seele



das verstehe, wer will

genau!

(wer will? will wer?)


ach, wie gerne ...

wir brauchen sie, diese Momente der Schweigsamkeit, eingeleitet durch ein tiefes Seufzen, brauchen sie dringender als alles andere

das war jetzt ein wenig übertrieben


deshalb habe ich es auch nachträglich gestrichen, du voreilige Kritikerin, lass mich doch ausdenken, nicht auszudenken, was wir uns sparten, er-sparten, ließen wir uns nur in aller Ruhe aus- und zu Ende denken, und wie froh ich bin, dass du mir diesmal nicht dazwischenquatschst ...

...

... sondern lediglich ein beredtes Schweigen an den Tag legst

an den Tag? ich legte es in den Tag, mitten hinein legte ich es, damit es umringt und fokussiert wird

...

da! siehst du, du kannst es auch

wie sie aneinander lehnen, unsere Schweigen

wie sie sich ineinander legen

wie sie sich vermischen und eins werden

wie sie nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind

wie ich mir nicht sicher bin, ob mir das noch gefällt. so extrem

ja, irgendwie ...

ich schaue es mir einfach mal an

und ich lass das jetzt so

...

...

es ist, wie es scheint

ja, scheint so

...

...

du, sag mal

Hmhm?

das war jetzt gar kein echter Plöhzinn, oder?

ich weiß nicht recht

aber ein dialogue war es, ist es 

wie vornehm du dich ausdrückst

regelrecht fürnehm, nicht wahr?

okay, so könnte wenigstens noch ein Amalgam daraus werden

Aaaah, mal gam! – Gib mir ein e! Gib mir ein e! Tadaaa: A male game!

No, wait! Gib mir ein f! Gib mir ein e! Tadaaa: A female game!

yes!

yes, sister! gimme five!

5

thx



(da haben wir ja gerade noch die die Kurve gekriegt)



*


weiterer Plöhzinn hier: Ziemlicher Plöhzinn, Neuer Plöhzinn

Montag, 6. April 2015

Wochenrückblick 30. März - 6. April 2015

Gelesen:

ein paar Krimis angelesen, nichts wirklich Erwähnenswertes dabei


Geschaut:





Jetzt erst. War bisher irgendwie an mir vorbeigegangen. Hat mir ganz gut gefallen, Paulina Garcia ist hinreißend in ihrer Rolle, und eigentlich müsste der Film, die Geschichte, das Thema genau meinen Nerv treffen, bin ich doch fast (fünf Jahre fehlen noch) im selben Alter wie die Protagonistin, sogar in einer ähnlichen Lebenssituation. Ja, irgendwie trifft er tatsächlich meinen Nerv, aber weniger in Form eines Anstoßes, sondern eher als Bestätigung, schließlich bin ich längst unterwegs ...
Trotzdem: Empfehlung!


Gewesen:

Unterwegs. Fünf erholsame Tage bei der Freundin in der Schweiz. Berge, Wasser, Wiesen, Sonne, Schnee, Regen. Gespräche, Spaziergänge, gutes Essen, ausreichend Schlaf, ein bisschen Arbeit ...


Geschrieben:

noch mehr Plöhzinn
einen Freundinnen-Text
ein Gedicht

muss alles noch ein wenig in der Nestwärme des Entwurfordners bleiben ...


Geplant:

psst, geheim



Mittwoch, 1. April 2015

Raif Badawi: 1000 Peitschenhiebe


Ab heute ist im Handel das Buch "1000 Peitschenhiebe" erhältlich. Es versammelt die zentralen, verbotenen Texte Raif Badawis.  Die Veröffentlichung durch den Ullsteinverlag ist ein Non-profit-Projekt zugunsten des Autors. Zusätzlich enthält das Buch einen aktuellen Text, den Badawi über sein Leben im Gefängnis geschrieben hat.

Auszug aus einem Artikel über Raif Badawi, Amnesty Journal April 2015:
[...] "Sobald ein Denker seine Ideen äußert", schrieb Raif Badawi in seinem inzwischen abgeschalteten Blog, "werden sofort Hunderte Fatwas (islamische Rechtsgutachten) ­erlassen, die ihn als Ungläubigen anprangern, nur weil er den Mut besessen hat, heilige Themen zur Diskussion zu stellen. Ich habe die Befürchtung, dass arabische Denker demnächst alle das Land verlassen werden, um wieder frei atmen zu können und dem Schwert der Religionsbehörden zu entkommen."
Er ging sogar noch einen Schritt weiter, als er sagte: "Die Trennung von Staat und Religion ist die beste Lösung, um Länder (wie auch das unsere) aus der Dritten Welt in die Erste, die moderne Welt zu katapultieren." Jeder Mensch sollte das Recht haben, seine Religion frei zu wählen. Badawi sieht Religion als das persönliche spirituelle Verhältnis zwischen dem Individuum und seinem Schöpfer und sagt, dass weltliches Recht, wie zum Beispiel Verkehrsregeln oder das Arbeitsrecht, nicht von der Religion abgeleitet werden könne. [...]
 
 Hier kann man den ganzen Artikel lesen.