Wie man Fuß fasst in der Welt, der großen weiten und der eigenen kleinen nicht minder weiten, wenn die Fesseln erst einmal abgeworfen sind.
Welche Fesseln, fragst du, und ich antworte nicht gleich, weil es schwierig ist, etwas zu vermitteln, wirklich schwierig. Es so zu vermitteln, dass es unverfälscht ankommt. Du würdest, vermutlich, nicht verstehen.
Welche Fesseln? Du insistierst, ich frage mich, welche Möglichkeiten ich habe.
Weißt du, sage ich, ich habe Angst um meine Antwort, deshalb fällt es mir schwer, sie hinauszulassen.
Du redest vielleicht ein wirres Zeug, sagst du.
Siehst du, sage ich, genau davor habe ich meine Antwort beschützt.
Wie man Fuß fasst in einer Welt, die wissen will, nicht um zu wachsen, sondern um zu herrschen. Wie man dort Fuß fassen soll, frage ich mich. Und wieso man dort Fuß fassen will, wenn man doch gerade erst die Fesseln ...
Ich gehe dann lieber mal, sagst du.
Gute Idee, sage ich, und schließe die Tür, meine Tür, hinter dir.
Wer fällt mir jetzt ins unausgesprochene Wort? Ins nicht zu Ende Gedachte? Wer stellt die falschen Fragen aus den falschen Gründen?
Woran wachse ich jetzt? (Das fragst du nicht im Ernst!)
Posts mit dem Label Meins werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Meins werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Mittwoch, 16. November 2016
Sonntag, 13. November 2016
Lass mich (Innerung II)
Lass mich, sage ich, lass mich in Ruhe arbeiten (auch wenn es für dich so aussehen mag, als säße ich untätig herum, nur weil meine Hände im Schoß liegen, weil mein Blick durchs Fenster in die Ferne schweift und sich zugleich nach innen richtet, weil meine Brust sich hebt und senkt mit Atemzügen so regelmäßig wie im Schlaf). Du weißt (oder könntest wissen, wenn du neben all deinen Tätigkeiten auch diese Form der Arbeit – es ist müßig, lassen wir das), du weißt, könntest wissen, aus Erfahrung, dass auf meine Zeit der Innerung stets eine Zeit der Äußerung folgt (dass du nicht beide brauchst und praktizierst – wie schaffst du das?). Also noch einmal die Bitte (die Aufforderung, der Befehl): Lass mich. In Ruhe. Arbeiten.
Montag, 28. September 2015
Schreiben ist ... (Antwort auf einen Text, der gar nicht fragt)
Einer, den/dessen Blog ich seit kurzem lese, schreibt:
Ja!
Und nein.
Denn ja, genau das (so vereinnahme ich die Worte, den einen stark behauptenden Satz) bedeutet mir mein Schreiben: Mittel zur Befreiung. Zur Befreiung von – schon da trenne ich mich von den Worten des anderen, denn ja, Fesseln sind es auch bei mir, von denen ich mich in einem langen und andauernden Prozess befreie, aber ob diese Fesseln aus dem gleichen Material sind? Darum geht es auch nicht. Und natürlich brauche ich, um dies über mich und mein Schreiben zu sagen, nicht die Worte, den starken Satz eines anderen, denn ich weiß das ja in mir, weiß es besser und richtiger, als es ein von außen drauf Schauender wissen oder auch nur ahnen kann, dass es genau so ist und stimmt, für mich. Ich brauche diese Worte nicht, die vertrauten des Fremden, brauche diesen starken Satz nicht, den ganzen kleinen großen Text nicht, der da aus fremder Feder kommt. Brauche ihn nicht, da er längst in mir ist. Okay, hin und wieder ein Spiegel zur Bestätigung: Ja, du bist noch da, Entfesslungswille, bist noch genauso wahr und stark da wie je, wirst bleiben, ja, das wirst du. Und ein Spiegel zur Erinnerung: Da sind noch Reste der Fesseln, lass nicht nach. Ja, dafür sind sie gut, diese fremden Worte, Sätze, Texte. Deshalb greife ich zu, nehme sie mir, verleibe sie mir ein, erlaube mir das, überhaupt: nichts als Erlaubnis, Selbsterlaubnis, entfesselte.
Und nein. Nein, nein, nein!, tobt es zugleich in dir, denn eine deiner Fesseln heißt „Ausschließlichkeit“, heißt „die eine Wahrheit“. Von der hast du dich zuerst befreit, als es soweit war, als du anfingst. Von der hast du dich befreit und willst es bleiben, in aller Konsequenz. Willst kein „entweder oder“ mehr, sondern nur noch das „sowohl als auch“, das „alles“, selbst im krassest scheinenden Widerspruch, ja, dann erst recht, weil dich das herausfordert wie ein unermesslicher Ozean.
Verzettele ich mich? Nein. Was ist das überhaupt für ein Wort: verzetteln? Darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Nein, ich begebe mich hinein und lasse mich mitreißen, bewusst, und jetzt hangele ich mich wieder ans Ufer, schüttle mich, nehme meine Umgebung wahr, denke: ach, du hast ja noch ein paar Stündchen, bis du zur Arbeit musst, könntest bei diesem schönen Wetter doch ... dies und das und jenes ... alles ist möglich, hab mich schon für eins entschieden, jedenfalls hinaus, beschwingt, danke für den Text, den einen starken Satz, die Worte, danke für den Spiegel, der mich nicht meinte, in den ich trotzdem, ohne um Erlaubnis zu fragen!, einen Blick warf und dann sah, was wichtig ist, für mich, immer noch. Danke.
„[...] Schreiben ist entweder das Mittel der Befreiung von gesellschaftlichen Fesseln, Konventionen und Zwängen, oder es ist nichts. Null und nichtig.“ (hier der ganze Artikel)Und meine innere Antwort/Reaktion darauf? Ja! Was sonst? Ich meine, wie sonst sollte ich antworten/reagieren (mal ganz abgesehen davon, dass der Text ja gar keine Antwort will/fordert/braucht).
Ja!
Und nein.
Denn ja, genau das (so vereinnahme ich die Worte, den einen stark behauptenden Satz) bedeutet mir mein Schreiben: Mittel zur Befreiung. Zur Befreiung von – schon da trenne ich mich von den Worten des anderen, denn ja, Fesseln sind es auch bei mir, von denen ich mich in einem langen und andauernden Prozess befreie, aber ob diese Fesseln aus dem gleichen Material sind? Darum geht es auch nicht. Und natürlich brauche ich, um dies über mich und mein Schreiben zu sagen, nicht die Worte, den starken Satz eines anderen, denn ich weiß das ja in mir, weiß es besser und richtiger, als es ein von außen drauf Schauender wissen oder auch nur ahnen kann, dass es genau so ist und stimmt, für mich. Ich brauche diese Worte nicht, die vertrauten des Fremden, brauche diesen starken Satz nicht, den ganzen kleinen großen Text nicht, der da aus fremder Feder kommt. Brauche ihn nicht, da er längst in mir ist. Okay, hin und wieder ein Spiegel zur Bestätigung: Ja, du bist noch da, Entfesslungswille, bist noch genauso wahr und stark da wie je, wirst bleiben, ja, das wirst du. Und ein Spiegel zur Erinnerung: Da sind noch Reste der Fesseln, lass nicht nach. Ja, dafür sind sie gut, diese fremden Worte, Sätze, Texte. Deshalb greife ich zu, nehme sie mir, verleibe sie mir ein, erlaube mir das, überhaupt: nichts als Erlaubnis, Selbsterlaubnis, entfesselte.
Und nein. Nein, nein, nein!, tobt es zugleich in dir, denn eine deiner Fesseln heißt „Ausschließlichkeit“, heißt „die eine Wahrheit“. Von der hast du dich zuerst befreit, als es soweit war, als du anfingst. Von der hast du dich befreit und willst es bleiben, in aller Konsequenz. Willst kein „entweder oder“ mehr, sondern nur noch das „sowohl als auch“, das „alles“, selbst im krassest scheinenden Widerspruch, ja, dann erst recht, weil dich das herausfordert wie ein unermesslicher Ozean.
(Und warum wechsle ich jetzt eigentlich vom ich zum du? Immer wieder passiert mir das, erst im letzten Blogeintrag habe ich mich selbst darauf aufmerksam gemacht. Es muss etwas bedeuten, deshalb ändere ich es nicht, wie ich es kurz überlegt habe, das du im Nein-Abschnitt zum ich, wie es noch im Ja-Abschnitt steht. Nein, ich lasse es so, es ist relevant, denke ich mir, in irgendeiner mir noch nicht einleuchtenden Weise.)
Nein auch deshalb, weil ich die anderen Beweggründe und Formen des Schreibens nicht so als null und nichtig abtun kann und will. Immerhin liebe ich Geschichten, Fiktion, halte das Erzählen, ob mündlich, schriftlich oder im Film oder ... für gesellschaftlich bedeutend, mag in gewissem Maße sogar den Schund (den ich nicht in Anführungszeichen setze, weil ich mir durchaus erlaube, hin und wieder, ein Urteil zu fällen über gewisse Literatur und sie Schund zu nennen und dann nicht zu sagen „Ich finde“ oder „Meiner Meinung nach“, sondern „Das ist“, ja, so, das erlaube ich mir hin und wieder, auch das ist Teil meiner Freiheit), mag also diesen Schund auch, weil er Teil des Ganzen ist, wichtig für die Beleuchtung und die Reibung, physikalisch ausgedrückt, wichtig für die Freiheit, die über meine eigene Freiheit, die keine wäre ohne die der anderen, hinausgeht.Verzettele ich mich? Nein. Was ist das überhaupt für ein Wort: verzetteln? Darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Nein, ich begebe mich hinein und lasse mich mitreißen, bewusst, und jetzt hangele ich mich wieder ans Ufer, schüttle mich, nehme meine Umgebung wahr, denke: ach, du hast ja noch ein paar Stündchen, bis du zur Arbeit musst, könntest bei diesem schönen Wetter doch ... dies und das und jenes ... alles ist möglich, hab mich schon für eins entschieden, jedenfalls hinaus, beschwingt, danke für den Text, den einen starken Satz, die Worte, danke für den Spiegel, der mich nicht meinte, in den ich trotzdem, ohne um Erlaubnis zu fragen!, einen Blick warf und dann sah, was wichtig ist, für mich, immer noch. Danke.
Labels:
Blogempfehlung,
Denken,
Entwicklung,
Freiheit,
Meins,
Schreibreflexionen,
Textfund
Sonntag, 8. März 2015
Lieber Freund und Kritiker (Nein, dies ist keine Polemik)
an einen/jeden – auch den imaginierten – Kritiker gerichtet
Warte!, sagst du, sagst: Halt!, du bist noch nicht soweit, dir fehlt noch dies und vor allem noch das, lies noch mehr, lerne noch intensiver, beschäftige dich noch konzentrierter mit diesem und vor allem mit jenen, die sich schon lange vor dir damit beschäftigt haben, die es bereits von zahllosen Seiten beleuchtet, die es auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt haben, die viele kluge und aufschlussreiche Dinge schon lange vor dir geäußert haben, tu das, sagst du, lies die, sagst du, wenn du mitreden willst, aber ..., sage ich, nichts aber, sagst du, doch, sage ich, doch, es muss da ein voraussetzungsloses Denken geben, ein frischgebürtliches, das etwas Neues hinzufügt aus einer Ungeprägtheit heraus, nicht aufbauend oder anschließend an etwas Altes, Übermitteltes, Angeeignetes, sondern ausgehend vom ersten erblickten Lichtstrahl, vom ersten wahrgenommenen Geruch, vom ersten gehörten Laut, von der ersten gefühlten Berührung, vom ersten erlebten Geschmack, so etwas Frisches, Eigenes, Unnachahmliches, den Wunsch nach Wiederholung Einpflanzendes, so etwas ..., Blödsinn, sagst du, das alles ist nichts ohne Referenz, ohne ein Bezugssystem, dafür braucht es Jahre und Jahrzehnte des Fleißes und des klar ausgerichteten Interesses, das kriegst du nicht so schwupps aus dem Mutterleib gleitend mit, das musst du dir hart erarbeiten, das dauert, das fordert, darüber wirst du unter Umständen faltig und grau, ja, sage ich, und dann bin ich tot, da hab ich dann aber wirklich was von gehabt, habe meinen Beitrag des gläubigen Zitierens geleistet, brave Jüngerin, ich, treue Vermittlerin der Altehrwürdigen, supersupertoll das, nichts Besseres, Schöneres, Wahreres kann ich mir vorstellen, danke danke danke für die Lektion, großer Meister, Hey, stopp, sagst du, jetzt aber mal nicht so polemisch, nee, stimmt ja, sage ich, die Polemik ist ja dein Fachgebiet, ich sollte mal schön bei meiner Naivität bleiben, da gehöre ich hin, in die einfältigen Räume, die ich mir selbst auffächere, nach außen stülpe, in denen ich mich selbst frei bewege, aus mir heraus und über mich hinaus, in denen ich Rahmen in unvorbestimmte Richtungen sprenge und Grenzen mal überschreite, mal untergrabe, in denen ich lese, was ich will, das ist mein Gesetz, es gibt ja auch kein anderes und wenn, wäre es eingebildet, künstlich, und klar, sage ich, klar will ich lernen, begierig sogar, aber ohne Zwang, künstlich auch der, ohne überhöhtes Muss, ohne jegliche Gläubigkeit und Folgsamkeit, ohne all das, und, sage ich, ich wünschte, jeder und jede wäre so frei, ach was, das sind sie ja, aber sie nutzen diese Freiheit nicht, bitten erst um Erlaubnis, machen sich klein, vorgeburtlich klein, wie so ein Embryo, ich aber, sage ich, ich will mich strecken, weit ausstrecken, nicht nach den alten Büchern, sondern nach dem Himmel, dem azurnen Raum über mir und weit am Horizont, den will ich berühren und greifen, in den will ich mich vertiefen, den will ich bitten, sich zu offenbaren, mich zu lehren, dem will ich glauben ..., und jetzt sagst du nichts mehr, hältst mich vielleicht für einen hoffnungslosen Fall, kurz bin ich versucht, deinem sich bereits abwendenden Blick die Tür zu öffnen in einen meiner Räume, der mit Büchern vollgestellt ist, alle von mir gelesen, verschlungen, ja, was sagst du nun, und denke, du wärest für einen Augenblick komplett verwirrt, wie jetzt?, würdest du mit hochgezogenen Augenbrauen fragen, also doch nicht so jungfräulich naiv?, und ich würde lachen, nee, würde ich sagen, ich liebe es, zu lesen und zu lernen, da staunste, was?, aber ich lasse mir nicht befehlen, lasse mich nicht konditionieren, nicht von Buchstaben, und dann würde ich dich stehen lassen in deiner Perplexität und würde hinaustreten an die Luft und in die von ihr umschlossene Komplexität und würde einmal tief durchatmen, lieber Freund und Kritiker, ja, du hast richtig gehört: Freund, als den ich dich in aller Freiheit immer noch sehe und bezeichne, sag, bist du auch so frei?
Warte!, sagst du, sagst: Halt!, du bist noch nicht soweit, dir fehlt noch dies und vor allem noch das, lies noch mehr, lerne noch intensiver, beschäftige dich noch konzentrierter mit diesem und vor allem mit jenen, die sich schon lange vor dir damit beschäftigt haben, die es bereits von zahllosen Seiten beleuchtet, die es auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt haben, die viele kluge und aufschlussreiche Dinge schon lange vor dir geäußert haben, tu das, sagst du, lies die, sagst du, wenn du mitreden willst, aber ..., sage ich, nichts aber, sagst du, doch, sage ich, doch, es muss da ein voraussetzungsloses Denken geben, ein frischgebürtliches, das etwas Neues hinzufügt aus einer Ungeprägtheit heraus, nicht aufbauend oder anschließend an etwas Altes, Übermitteltes, Angeeignetes, sondern ausgehend vom ersten erblickten Lichtstrahl, vom ersten wahrgenommenen Geruch, vom ersten gehörten Laut, von der ersten gefühlten Berührung, vom ersten erlebten Geschmack, so etwas Frisches, Eigenes, Unnachahmliches, den Wunsch nach Wiederholung Einpflanzendes, so etwas ..., Blödsinn, sagst du, das alles ist nichts ohne Referenz, ohne ein Bezugssystem, dafür braucht es Jahre und Jahrzehnte des Fleißes und des klar ausgerichteten Interesses, das kriegst du nicht so schwupps aus dem Mutterleib gleitend mit, das musst du dir hart erarbeiten, das dauert, das fordert, darüber wirst du unter Umständen faltig und grau, ja, sage ich, und dann bin ich tot, da hab ich dann aber wirklich was von gehabt, habe meinen Beitrag des gläubigen Zitierens geleistet, brave Jüngerin, ich, treue Vermittlerin der Altehrwürdigen, supersupertoll das, nichts Besseres, Schöneres, Wahreres kann ich mir vorstellen, danke danke danke für die Lektion, großer Meister, Hey, stopp, sagst du, jetzt aber mal nicht so polemisch, nee, stimmt ja, sage ich, die Polemik ist ja dein Fachgebiet, ich sollte mal schön bei meiner Naivität bleiben, da gehöre ich hin, in die einfältigen Räume, die ich mir selbst auffächere, nach außen stülpe, in denen ich mich selbst frei bewege, aus mir heraus und über mich hinaus, in denen ich Rahmen in unvorbestimmte Richtungen sprenge und Grenzen mal überschreite, mal untergrabe, in denen ich lese, was ich will, das ist mein Gesetz, es gibt ja auch kein anderes und wenn, wäre es eingebildet, künstlich, und klar, sage ich, klar will ich lernen, begierig sogar, aber ohne Zwang, künstlich auch der, ohne überhöhtes Muss, ohne jegliche Gläubigkeit und Folgsamkeit, ohne all das, und, sage ich, ich wünschte, jeder und jede wäre so frei, ach was, das sind sie ja, aber sie nutzen diese Freiheit nicht, bitten erst um Erlaubnis, machen sich klein, vorgeburtlich klein, wie so ein Embryo, ich aber, sage ich, ich will mich strecken, weit ausstrecken, nicht nach den alten Büchern, sondern nach dem Himmel, dem azurnen Raum über mir und weit am Horizont, den will ich berühren und greifen, in den will ich mich vertiefen, den will ich bitten, sich zu offenbaren, mich zu lehren, dem will ich glauben ..., und jetzt sagst du nichts mehr, hältst mich vielleicht für einen hoffnungslosen Fall, kurz bin ich versucht, deinem sich bereits abwendenden Blick die Tür zu öffnen in einen meiner Räume, der mit Büchern vollgestellt ist, alle von mir gelesen, verschlungen, ja, was sagst du nun, und denke, du wärest für einen Augenblick komplett verwirrt, wie jetzt?, würdest du mit hochgezogenen Augenbrauen fragen, also doch nicht so jungfräulich naiv?, und ich würde lachen, nee, würde ich sagen, ich liebe es, zu lesen und zu lernen, da staunste, was?, aber ich lasse mir nicht befehlen, lasse mich nicht konditionieren, nicht von Buchstaben, und dann würde ich dich stehen lassen in deiner Perplexität und würde hinaustreten an die Luft und in die von ihr umschlossene Komplexität und würde einmal tief durchatmen, lieber Freund und Kritiker, ja, du hast richtig gehört: Freund, als den ich dich in aller Freiheit immer noch sehe und bezeichne, sag, bist du auch so frei?
Montag, 12. Januar 2015
to be continued
... der Wunsch, es möchte etwas aufscheinen vom Willen zur Wahrhaftigkeit in den Erschreibungen, den Herantastungen, auch in den Verschlüsselungen, auch in den Verschweigungen, die ihre Begründung aus was auch immer beziehen, vielleicht aus einer Notwendigkeit, das möchte ich jedenfalls glauben, möchte es m i r glauben, die ich mir mit jedem, auch jedem nach außen gerichteten, Text Briefe schreibe, ohne mir deshalb ununterbrochen als meine eigene Adressatin bewusst zu sein, Briefe von mir und aus mir an mich und in mich, um m i c h zu schreiben und zu lesen in einer fortwährenden Arbeit der Aufdeckung und der Häutung, die in Aufrichtigkeit geschehen soll und auch muss, weil es sonst nichts nützt, einer gewissen Schonungslosigkeit auch, die schmerzt, aber viel weniger schmerzt als eine fortwährende Schonung, eine echte Aufrichtigkeit, so der Wille, von dem ich hoffe, dass er aufscheint in den Bruchstücken, auch den fantasierten, dennoch aus mir oder wenigstens dem mir Bekannten geschöpften, um zu zeigen, was war und was ist und wie es war und wie es ist und d a s s es ist, ja, vor allem das, so eine Art Selbstvergewisserung abseits von Einordnungen und Bewertungen, nichts anderem verpflichtet als eben der Wahrhaftigkeit oder zumindest dem Willen dazu, mehr geht ja vielleicht gar nicht ... und am Ende nie das to be continued vergessen, weil es ein echtes Ende ja erst ganz am Schluss gibt, wenn wirklich nichts mehr geht, jedenfalls nichts, von dem wir wissen könnten, höchstens ahnen oder hoffen, aber j e t z t i s t und nur jetzt, alles andere ...
(beim abschließenden Lesen fiel mir auf, dass ich in diesem Text ein bestimmtes Wort inflationär verwende, nämlich das Wort "auch", erst wollte ich's ändern, aber dann dachte ich, dass dieses "auch" doch recht genau zeigt, worum es geht: eine Addierung kleiner gleichwertiger Teile zu einem Ganzen, längst nicht abgeschlossen, to be continued eben)
(beim abschließenden Lesen fiel mir auf, dass ich in diesem Text ein bestimmtes Wort inflationär verwende, nämlich das Wort "auch", erst wollte ich's ändern, aber dann dachte ich, dass dieses "auch" doch recht genau zeigt, worum es geht: eine Addierung kleiner gleichwertiger Teile zu einem Ganzen, längst nicht abgeschlossen, to be continued eben)
Labels:
Gewebeproben,
Kurze Texte,
Meins,
Schreibreflexionen,
Wörter
Dienstag, 30. Dezember 2014
30. Dezember 2014 (allen Lauten und Leisen, allen Narren und Weisen)
Heute vor einem Jahr veröffentlichte ich hier ein Gedicht mit dem Titel "nichts zählen". Ich kopiere es der Einfachheit halber hier rüber, dann muss man nicht dem Link folgen:
Wenn ich das fast vergangene Jahr Revue passieren lasse, erkenne ich, dass ich das Zählen nicht in dem Maße lassen konnte, wie ich es gerne getan hätte. Ich habe für meinen Geschmack immer noch zuviel gemessen, abgewogen, kalkuliert, Kosten-Nutzen-Rechnungen erstellt. Deswegen nehme ich denselben Vorsatz wieder mit ins neue Jahr.
Vor fünf Jahren habe ich mit Bloggen angefangen, mit einer Vision, von der manches – sinnbildlich betrachtet – wahr wurde. Das war für mich ein Befreiungsschlag damals. Von Beginn an habe ich mein Blog als einen Ort erlebt, der wie kein anderer mir gehört, mir ganz allein. Mein eigenes Zimmer oder sogar Haus, zu dem nur ich einen Schlüssel besitze; mein Garten, in dem nur ich Hand anlegen bzw. wuchern lassen darf. Ganz wichtig ist mir das, dieses selbstbestimmte Stück Raum. Und dann im Laufe dieser fünf Jahre das Wachsen zu erleben, ganz langsam, so wie ich es liebe. Die Verknüpfung mit anderen Blogs, die Vernetzung, das Teilen. Alles ganz langsam, das kann ich nicht genug betonen, Graswurzelkraft, Schritt für Schritt, zeitweise auch mit Ängsten verbunden, wenn ich wieder ein Stückchen mehr Öffnung wagte. Die allergrößtenteils positiven Resonanzen, die nach und nach wachsende Leserschaft – ganz langsam wachsend auch die –, die treuen Begleiter_innen, der überaus bereichernde Austausch ... Und wie schön, dass ich einige Blogger_innen inzwischen persönlich kennenlernen konnte, neue Freundinnen und Freunde gefunden habe. Nichts davon möchte ich missen.
Im neuen Jahr will ich so weitermachen wie bisher, mich weiter Stück für Stück öffnen, weiter wachsen, weiter Verknüpfungen erstellen, weiter Verbindungen pflegen, weiter teilen. Deshalb an dieser Stelle auch ein Hinweis auf meine Blogroll, die sich im vergangenen Jahr etwas verändert hat. Manches habe ich aussortiert, manches kam neu dazu. Weiter schreiben gemäß dem Motto, das für mich seit Beginn meines Blogs unverändert Gültigkeit besitzt:
nichts zählen
außen sein
an kleine Türen klopfen
die Klopflaute nicht zählen
mich selbst herein bitten
den Raum füllen
oder leer lassen
aus winzigen Schritten
einen Weg bereiten
die Schritte nicht zählen
auf einer Bank sitzen
warten bis
– die Stunden nicht zählen –
genug gewartet ist
(was wahrlich nicht leicht ist)
einen Vogelschwarm beobachten
die Vögel nicht zählen
leicht sein
oder schwer
ganz nach Belieben
Gedanken in Wörter kleiden
"Eine Geschichte erfinden, um zu erzählen, wie es war." *die Wörter nicht zählen
***
* "Diese Geschichte habe ich erfunden, um zu erzählen, wie es war." schreibt Eugen Ruge einleitend zu seinem jüngsten Roman Cabo de Gata. Wie treffend dieser Satz ist!
Wenn ich das fast vergangene Jahr Revue passieren lasse, erkenne ich, dass ich das Zählen nicht in dem Maße lassen konnte, wie ich es gerne getan hätte. Ich habe für meinen Geschmack immer noch zuviel gemessen, abgewogen, kalkuliert, Kosten-Nutzen-Rechnungen erstellt. Deswegen nehme ich denselben Vorsatz wieder mit ins neue Jahr.
*
Vor fünf Jahren habe ich mit Bloggen angefangen, mit einer Vision, von der manches – sinnbildlich betrachtet – wahr wurde. Das war für mich ein Befreiungsschlag damals. Von Beginn an habe ich mein Blog als einen Ort erlebt, der wie kein anderer mir gehört, mir ganz allein. Mein eigenes Zimmer oder sogar Haus, zu dem nur ich einen Schlüssel besitze; mein Garten, in dem nur ich Hand anlegen bzw. wuchern lassen darf. Ganz wichtig ist mir das, dieses selbstbestimmte Stück Raum. Und dann im Laufe dieser fünf Jahre das Wachsen zu erleben, ganz langsam, so wie ich es liebe. Die Verknüpfung mit anderen Blogs, die Vernetzung, das Teilen. Alles ganz langsam, das kann ich nicht genug betonen, Graswurzelkraft, Schritt für Schritt, zeitweise auch mit Ängsten verbunden, wenn ich wieder ein Stückchen mehr Öffnung wagte. Die allergrößtenteils positiven Resonanzen, die nach und nach wachsende Leserschaft – ganz langsam wachsend auch die –, die treuen Begleiter_innen, der überaus bereichernde Austausch ... Und wie schön, dass ich einige Blogger_innen inzwischen persönlich kennenlernen konnte, neue Freundinnen und Freunde gefunden habe. Nichts davon möchte ich missen.
*
Im neuen Jahr will ich so weitermachen wie bisher, mich weiter Stück für Stück öffnen, weiter wachsen, weiter Verknüpfungen erstellen, weiter Verbindungen pflegen, weiter teilen. Deshalb an dieser Stelle auch ein Hinweis auf meine Blogroll, die sich im vergangenen Jahr etwas verändert hat. Manches habe ich aussortiert, manches kam neu dazu. Weiter schreiben gemäß dem Motto, das für mich seit Beginn meines Blogs unverändert Gültigkeit besitzt:
"Schreiben ist Kommunikation mit dem Unaussprechlichen."
&
"Man kann sich nicht niederschreiben, man kann sich nur häuten."
beide Zitate: Max Frisch (Hier findet sich der gesamte Abschnitt.)
[mich]
w e i t e r schreiben
im mehrdimensionalen Sinn
*
Ich wünsche allen Leser_innen, allen treuen Begleiter_innen, allen, die hin und wieder reinschneien, allen Lauten und Leisen, allen Narren und Weisen ;-)
E I N G L Ü C K L I C H E S N E U E S J A H R !
und verabschiede mich für den Übergang in die internetfreie Zone.
Ach ja, was ich noch sagen wollte – (auch das übrigens eine Wiederholung; leider ist das damalige Video mit meiner Lieblings-Live-Version von Cindy Lauper inzwischen gesperrt, aber die hier gefällt mir auch ganz gut):
Don't be afraid!
Don't be afraid!
Labels:
Anfang,
Blogempfehlung,
Gedichte,
Gewebeproben,
Meins,
Musikfund,
Nachgedacht,
Tagebuch
Sonntag, 28. Dezember 2014
Kleine Ballastabwerfung zum Jahresende
Ein wenig Ballastabwerfen in Form von Ärgerablassen und Aufräumen zum Jahresende muss sein, bevor ich den Blick aufs Neue richten kann, denn ich habe:
keine Lust mehr auf:
kalte Arroganz
hohlen Glanz, der sich unsterblich wähnt
stattdessen Sehnsucht nach:
phantasiereicher Wärme
echten Menschen mit Körpern, die durchblutet sind, verletzlich und berührungsempfänglich, sterblich
Ich werde ein paar Dinge zurücklassen im alten Jahr: Zum Beispiel einen bestimmten Ärger und mit diesem zusammenhängend ein paar Blogs (auch anderes, Internetunabhängiges, aber hier ist mein Blog, da will ich jetzt von Blogs und anderen Internetsachen schreiben). Blogs (und auch Twitterer), denen ich gerne und voller Neugier gefolgt bin, weil sie mir so klug schienen, so inspirierend und lehrreich. Aber nö, ich will die nicht mehr lesen. Nicht mehr die narzisstische Selbstinszenierung, nicht mehr das Leiden der scheinbar Verkannten, nicht mehr die Herablassung gegenüber allem, was schlichter daherkommt. Nö. Will ich nicht mehr. Bin es wirklich leid. Auch auf die Gefahr hin, widersprüchlich und ungerecht zu sein, egal:
Ich nehme nur Wärmendes mit ins neue Jahr. Mehrdimensional Kluges, Lebensgelehrtes. Wagemutig Alltagsflüchtende ebenso wie tapfer Alltagbewältigende. Suchende, Zweifelnde, Experimentierfreudige, ihrem innersten Bedürfnis nach Ausdruck Folgende. Auch Schwieriges und Anstrengendes nehme ich mit, sehr gerne sogar, wenn's nicht durch Überheblichkeit verdorben ist. Denn meinen Hunger nehme ich auch mit, aber mit ihm eine gesunde instinktive Abneigung gegen Ungenießbares.
will Verstoßene sein, Nichtdazugehörende, Unverehrerin, Entfolgende (die Autokorrektur schlägt "Entflogene" vor, manchmal weiß sie Bescheid) und Entfolgte, will mein Recht auf Irrtum in die Hand nehmen und großzügig davon Gebrauch machen, will Pathos und Schlichtestheit mischen, wie es mir beliebt und mich nicht scheren um selbsternannte Qualitätswächter, auf die reimt sich sowieso nur Gelächter, haha, nein, verhöhnen will ich aber auch nicht, das hieße, mich noch umzudrehen und zu reagieren, will aber lieber ignorieren, noch lieber auch das Ignorieren ignorieren und stattdessen mal nach vorne sehn, was gibt's denn da?, aha, ein neues Jahr und:
große Lust auf:
Menschen, die den Raum dehnen
Menschen, die frei mäandern
Verbündung mit diesen Menschen
unbändige Sehnsucht nach
Luft L u f t L u f t
selbsterlaufenen Wegen
(die im besten Fall zum Meer führen, ganz unromantisch existenziell)
So siehts aus.
Gehe mit/weg, wer will.
Labels:
Absage,
Blogorganisatorisches,
Kurze Texte,
Meins,
Nachgedacht,
Tagebuch
Mittwoch, 3. Dezember 2014
Meins
Wie du dich vor mir entblößt hast, exhibitionistisch.
Wie ich genau hingesehen habe, immer wieder, voyeuristisch.
Wie du Buch geführt hast über meine Blicke..
Wie ich mich gegen meine aufkommende Scham gewehrt habe.
Wie du plötzlich einen Schlüssel gehabt hast zu meiner Tür.
Wie ich irgendwann die Tür vor dir geschlossen habe, endgültig, obwohl ich mich immer dafür rühmte, eine zu sein, die Türen öffnet.
Wie du vor meiner Tür weitergemacht hast wie bisher.
Wie ich hinter meiner Tür endlich in Besitz genommen habe, was mir längst gehörte.
Wie ich genau hingesehen habe, immer wieder, voyeuristisch.
Wie du Buch geführt hast über meine Blicke..
Wie ich mich gegen meine aufkommende Scham gewehrt habe.
Wie du plötzlich einen Schlüssel gehabt hast zu meiner Tür.
Wie ich irgendwann die Tür vor dir geschlossen habe, endgültig, obwohl ich mich immer dafür rühmte, eine zu sein, die Türen öffnet.
Wie du vor meiner Tür weitergemacht hast wie bisher.
Wie ich hinter meiner Tür endlich in Besitz genommen habe, was mir längst gehörte.
Abonnieren
Posts (Atom)