Anne Tyler: Der leuchtend blaue Faden
Ich habe mal an irgendeiner Stelle gesagt, dass ich in meinem nächsten Leben am liebsten eine Romanfigur von Elizabeth Strout wäre. Hiermit füge ich hinzu, dass ich mich bei Anne Tyler genauso gut aufgehoben fühlen würde. Sie selbst bezeichnet ihre Familienromane als "Milch und Kekse"; für mich sind sie großartige Abbildungen ganz gewöhnlicher Menschen in ganz gewöhnlichen Beziehungsgeflechten, liebevoll, klug und psychologisch genau gezeichnet, erhellend und wärmend zugleich. Ich verschlinge jedes einzelne ihrer Bücher, so auch ihr jüngstes, in dem sie – zum wiederholten Male und trotzdem neu – die Geschichte "einer mehr oder weniger glücklichen Familie über mehrere Generationen" (NDR) erzählt.
Geschaut:
True Detective
Es gab schon einige Serien, die mich wirklich begeistert haben. Erst in der vorigen Woche habe ich mich nach der letzten Folge schweren Herzens von den Protagonisten von "Borgen" verabschiedet.
Diese Woche dann "True Detektive", und ich muss sagen, es ist die erste Serie seit "Twin Peaks", die einen vergleichbar unwiderstehlich-schauerlichen Zauber auf mich ausübt wie Lynchs Kultserie.
Das verdankt sich dem perfekten Zusammenspiel von atmosphärisch starken Bildern, ungewöhnlichen Dialogen und Exkursen, die sich in einer Bandbreite zwischen abweisend-wortkarg und düster-philosophisch-ausschweifend bewegen, einem wunderbaren, der morbiden Stimmung angepassten Soundtrack:
Desweiteren natürlich der ganzen verwickelten, leicht surrealen, auf drei Zeitebenen erzählten Geschichte um die Aufklärung einer ritualartigen Mordserie. Und last but not least den wirklich grandiosen Hauptdarstellern Matthew McConaughey und Woody Harrelson. Die beiden sind echt ein Traumpaar. Applaus!
Ich bin gespannt auf die zweite Staffel der Serie, die mit einer komplett neuen Story und neuem Cast daherkommen wird.
Vorerst aber:
Fünf ✰✰✰✰✰ für "True Detective I".
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und weiter mit dem Wochenrückblick:Gedacht:
Irgendwas blüht (dir) immer.
Gemieden:
Twitter, in den Tagen nach dem Absturz der Germanwings-Maschine am 24.3., weil ich die Kommentar- und Replyflut nach solchen Ereignissen nicht ertrage.
Gesucht:
einen Ort, irgends
Gefunden:
Fiktion,
"ein Modellprojekt deutsch- und englischsprachiger Autoren, das die sich durch die Digitalisierung eröffnenden Chancen für die Wahrnehmung und Verbreitung anspruchsvoller Literatur weiterzuentwickeln sucht. Dies geschieht auf mehreren Ebenen:"(in Stichworten; hier im Detail nachzulesen)
– alle Titel kostenlos
– alle Titel simultan deutsch/englisch
– Aufbau eines internationalen Autorennetzwerks
– Vertiefung der Debatte über das Uberheberrecht
– Entwicklung eines neuen, die Konzentration fördernden digitalen Leseformats
Dies könnte im weitesten Sinne eine Übung in Freiheit und Unabhängigkeit sein. Grund genug für mich, dieses Projekt gespannt zu verfolgen.
Darauf gestoßen bin ich über einen Beitrag im Literaturcafé.
Gepriesen sei das Netz. Halleluja.
Gefreut:
über Astrid, die seit dem 13. Januar wöchentlich einen ausführlichen Artikel über Raif Badawi schreibt und darin die neuesten Infos mit eigenen Gedanken zum Thema verknüpft. Sie hat sich vorgenommen, "erst dann auf[zu]hören, über diesen mutigen Blogger zu posten, wenn seine Strafe ausgesetzt ist."
Es ist enorm wichtig, dranzubleiben, auch bzw. erst recht dann, wenn das Medieninteresse langsam nachlässt und sich verlagert. Daher an dieser Stelle noch ein Link zu einem Appell von Raif Badawis Frau Ensaf Haidar.
Gearbeitet:
Viel. Und deshalb bis auf einen Amnestyaufruf und meinen Rückblick nichts gebloggt in dieser Woche. So what? Time works.
Was man so:
oder so:
oder anders interpretieren kann.
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