Donnerstag, 31. Juli 2014

Notiz an mich:

Unbedingt etwas von Violette Leduc lesen!

Sobald ich irgendwo irgendeinen Titel ergattern kann. Am liebsten Die Bastardin. Nein, am liebsten alle.

Nachdem ich gestern im Film war:








Großartig. Fand ich. 

Wäre dieses "hat mich sehr berührt" nicht schon so abgenutzt, würde ich es an dieser Stelle gebrauchen. Vielleicht sage ich stattdessen "hat mich angefasst, und zwar angenehm schamlos, und nicht mehr losgelassen" - so in etwa.

Mittwoch, 30. Juli 2014

Wie blütest du so blaue (Romantisches Lied des Baumes an die Blume)


Wie blütest, ach, wie blütest du so blaue!
Ich wurzle und ich wipfle und ich schaue
hinab: du halmst empor, und hin und wieder
beug ich mich ästelnd, zweigelnd zu dir nieder;
dann blättern wir einander, sommern wild;
ich baume dich, du wunderblumst mich mild.
Und wie wir da so voneinander zehren,
wird's weit in uns: wir sternen und wir meeren,
wir monden, welten, raumen, und wir zeiten
und meistern uns im Endlichkeiten weiten,
bis wir zurück ins Erdenfeste branden
und - salzig noch und himmelnd - wieder landen.

Sonntag, 27. Juli 2014

Missverständnisse

"Ich liebe dich so wie du bist", hatte er zu ihr gesagt. 
Seitdem wagte sie keine neuen Facetten mehr zu zeigen. 
Da hielt er sie irgendwann für tot.

Mittwoch, 23. Juli 2014

Wir sind Gärten

Die Kreisbewegung ist unseren Fingern eingeschrieben. Wir massieren zärtliche Spuren in den Grund. Alle Häute werden markiert. Wir malen eine unendliche Acht, lassen sie, ohne abzusetzen, in eine Spirale übergehen. Geschwungene Blüten, Ornamente auf braunen Brüsten, Muster, die uns eingeboren sind. Wir entstammen einer fremden Kultur, zeichnen mit spitz zugeschnittenen Halmen. Drücken wir ein wenig fester, quillt unser Erbe in tintenblauen Tröpfchen durch die Haut aufs Papier.

Wir sind Gärten. Wir wachsen und wuchern und fürchten den Gärtner mehr als schweres Wetter. Wir sterben mehrfach, sinken zu Boden, sickern tief in den Grund, werden Nahrung und keimen und blühen erneut.  Wir sind endloses Werden. Wir sind in uns verschlungen, in jeglicher Deutung.

Was du siehst, wenn du mich ansiehst, ist ein Wunsch. Ob du ihn erkennst, ist eine andere Frage. Sie ist nicht wichtig. Nie sind die ersten Fragen wichtig. Alles worauf es ankommt, wartet geduldig, bis der Platz geräumt ist. Dann.

Die Kreisbewegung ist unseren Fingern eingeschrieben. Wir legen zärtliche Spuren auf Schultern und Schenkel. Wir sammeln Küsse ein und mischen sie unter die anderen Farben auf unserer Palette. Wir geben nicht auf, geben alles her. Wir sind die schönsten Geschenke, die wir uns machen können.

Wir sind Gärten.  Wir sind die Nischen in den Gärten. Wir sind die blauen Bänke in den Nischen in den Gärten. Wir sind die Besucher auf den Bänken in den Nischen in den Gärten. Wir sind die Träume der Besucher auf den Bänken in den Nischen in den Gärten. Wir sind die Gärten in den Träumen der Besucher auf den Bänken in den Nischen in den Gärten.

Wir sind die Kreisbewegung in unseren Fingern und das Pochen, wenn sie sich treffen unter der wild wuchernden grünen Haut.


***



Das jüngste Traumbild von Melusine gefällt mir sehr, hat etwas in mir angestoßen, etwas Vertrautes und war dadurch Mitauslöser meines frei wuchernden Textes. Thx!

Mittwoch, 16. Juli 2014

Unversöhnlich

Wir gingen weiter
bis über den Rand
unsere Jahre
fielen zuerst
wir landeten hart
auf kalten Spiegeln
mit Fäusten aus Silber
mit Mündern aus Gold
mit Seelen aus Stein
und Staub

Sonntag, 13. Juli 2014

Welche Farbe hat das Rauschen?

"Nimm dir soviel du willst!"

Sie misstraut der Stimme, weiß nicht, von welchem Grund sie kommt. Ist zu geblendet, um ihren Ohren zu trauen. 

Welche Farbe hat das Rauschen? Sie wartet darauf, dass einer die richtige Antwort gibt.  
Na?
Keiner. Nichts. Natürlich.

Genausogut könnte sie nach dem Geschlecht der Sonne fragen, oder dem des Mondes.  
Na? Immer noch nichts?
Nein.

Sie führt jeden in die Irre. Und geht jedesmal selber mit. Ließ sich bisher noch jeder von ihr bis ans bittere Ende führen. Freiwillig kleben sie ihre Zungenspitzen am Äußersten fest. 
Und sie sucht weiter nach einem, der sich nicht ... 
Na? Was?
Falsch! Zu schnell.

Überspring die erste Lösung, die zweite auch, und jede weitere, die dir einfällt. Erst dann landest du vor der Tür, die ... 
Du weißt um die Öffnung, nicht wahr?
Der letzte Vorhang ist der, der nicht existiert.

((Fast wäre sie raus gewesen aus dem Spiel  Habt ihr's bemerkt?))

Sie misstraut den Stimmen. Manchmal so sehr, dass sie zum Tier wird. Dann glaubt sie nur sich und dem Wind. Dann ist sie ganz und gar Instinkt. Wittern und Fressen und Schlafen. Streunen. Sämtliche Muskeln in Gebrauch. Ein Leib auf dem Sprung. 

Das Rauschen ihres Bluts ist azurblaues Meer.

Zwitter die sichtbaren Dinge.

Gefährte wird der, der die Einsamkeit sucht. Wie sie.



Dann: (Rück)Verwandlung.



((Na? Jetzt?))

Donnerstag, 10. Juli 2014

In allem Schauen bist du Körper (Versuch ...)

(Versuch mit Idee und Form) 


In allem Schauen bist du Körper
in jedem Wort
in jeder Geste bist du Körper
immerfort

In einer Hülle bist du Hülle
bist du keins
und bist du mehr als Hülle
bist du eins

Wo wohnt die sogenannte Seele
wenn nicht hier
und wem gehöret diese Seele
wenn nicht dir

Entflieh den Religionen
setz den Fuß
Adieu den Religionen
Gott zum Gruß

Wann traust du endlich der Bewegung
in deinem Geist / die Welt bereist
wann wird sie eins mit der Bewegung
die Welt bereist / in deinem Geist

In jedem Raume bist du Körper
an jedem Ort
zu allen Zeiten bist du Körper
immerfort

Sonntag, 6. Juli 2014

es sei denn du bist am Meer

Schreibst du
schreibst dich
schreibst dir
die Heimat
die ungefundene
aus allen Rissen






schreibst ....... atmest ein ....... tauchst unter ....... schreibst ....... hechelst ....... schnaufst ....... japst ....... keuchst ....... tauchst nie mehr auf ....... schreibst ....... prustest ....... ringst nach Atem ....... schnappst nach Luft ....... hauchst ....... atmest aus ....... schreibst
und schreibst
und kein ... (ja was denn?!) ... in Sicht, nirgends

  





es sei denn              du bist              am Meer






dann: schlägst du das Buch zu

dann: fährst du mit dem Finger durch den Sand

dann: trinkst du das Salz aus der Luft

dann: isst du dich satt am Wind

dann: schlägst du das Buch zu

dann: lässt du dich bergen vom Wasser

dann: kennst du, sag es laut: dann kennst du

dann: gehörst du zu denen die dich kennen die dich kannten lange bevor






bis dahin:

schreibst du
ungefunden
und schreibst dich
aus allen Rissen
und schreibst dir
Heimat
und schreibst
und schreibst
.
.
.
.
.
.
.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Was fehlt dir? (stream of confusioness)

- Was fehlt dir?

 - Was mir fehlt? Folgendes: Eine angemessene Frage. Oder eine unangemessene? (Deine ist keins von beiden.) 
Die nötige Sicherheit, das zu entscheiden. Die grobe Richtung. Ein Hinweis aus meiner Mitte. Das Wissen um die genaue Position dieser Stelle (die es hoffentlich gibt). 

Vielleicht fehlt mir aber auch nur das Sitzen im Sand, den Rücken an die warme Kaimauer gelehnt, die Füße ausgestreckt, in den Händen ein Buch, von dem ich bisher nur den ersten Satz gelesen habe, weil ich seit Stunden meinen Blick nicht vom Meer wenden kann ...


*** 


Erst brauche ich einen sicheren Ausgangspunkt, dann kann das Erzählen beginnen. Rückblickend, aus (scheinbar) neu gewonnener Klugheit. Es geht (immer noch) nicht direkt aus dem Unüberwundenen heraus. (Als ließe sich je etwas ganz überwinden.)

Liebe Illusionen, kommt herbei, nehmt mich an den Händen, hebt mich hoch in die Luft, lasst mich fliegen, schaukelt mich, wiegt mich! In Sicherheit. Mehr verlange ich gar nicht.


*** 


Das Herauspressen von Belanglosigkeiten (???), um nicht zu verschwinden. Von der Bildfläche. Aus den Augen. Aus dem Sinn. 

"Ihr wisst aber schon, dass Bemerktwerden keine Steigerung von Dasein ist!?", steht als kleingedruckter Tweet hinter meinen Ohren.


***


Da warten Königinnen auf dich! Nachtigallen, Vogelfrauen, Vögelchen. Gefiederte Schönheiten, angefüllt mit einer Geduld, die dich zu Tränen rührt.
Da wartet aber auch etwas anderes, verborgen unter den königlichen Gewändern, unter den Federkleidern. Aber was ist es, das da wartet? (Und wie stelle ich diesen Satz lauter? Ich finde die entsprechende Taste nicht.)
Da wartet etwas in dir und pocht von innen gegen die Gefäßwände. Du möchtest eine Einladung aussprechen und findest ums Verrecken nicht die passende Formulierung. Soll es letzten Endes an den Worten scheitern? An denen, die du seit früher Kindheit zu deinen engsten Verbündeten zählst?
Du hast keine Lust, weder auf Täuschung noch auf Enttäuschung.
Geh einfach weiter weiter weiter weiter bis


***


Ein stream of consciousness (selbst einer, der per definitionem gar kein "richtiger" ist, haha!) ist immer/manchmal auch ein stream of confusioness. 

Und muss in jedem Fall raus, um Platz zu machen für 










(abebbendes Seufzen)