„Imbolo Mbues hochgelobtes Debüt erzählt die unvergessliche Geschichte zweier Familien unterschiedlicher Herkunft, die in New York kurz vor der Bankenkrise aufeinandertreffen. Die Lehman-Brothers-Pleite bringt nicht nur ihr Leben, sondern auch ihr Wertesystem gehörig durcheinander.[...]" (Kiwi-Verlag)
Bemerkenswertes Debüt, erscheint am 16. Februar Geschaut Die Vorpremiere von Manchester by the Sea
Unglaublich berührend, herausragend gespielt (Casey Affleck! Den hatte ich noch gar nicht so auf dem Schirm.). Ein sehr schöner, sehr trauriger Film, in dem Tempo und Lautstärke heruntergedreht sind, was der Glaubwürdigkeit sehr zugute kommt. Erwähnenswert in dem Zusammenhang die oscarreife Filmmusik. Ich glaube, ich muss da noch ein zweites Mal rein. Paula – Mein Leben soll ein Fest sein
Ach Paula, was du in deinem viel zu kurzen Leben geschaffen hast – einfach großartig. Ich hoffe, der Film wird dir gerecht. Mir scheint es jedenfalls so. Nicht zuletzt dank Carla Juri, die ihre Rolle herrlich unkonventionell spielt, mit Humor und ohne Angst, sich lächerlich zu machen, mit Leidenschaft (natürlich!) und irgendwie unverstellt – einfach umwerfend. Ich dachte so oft „Diese furchtbaren, dummen Männer!“ und „Diese großartige, tolle Frau!“ Es gibt zu lachen, zu weinen und zu denken. Was will Frau mehr. Gefunden Gebot von Jost Renner Gibt es das perfekte Gedicht? Ich meine ja, hin und wieder, nicht oft, gibt es das, gelingt es einer oder einem. Das Gedicht „Gebot“ von Jost ist für mich so eines. Perfekt in Inhalt und Form, kein Wort zu viel und keins zu wenig. Und vor allem ist es so genau, so treffend in seiner Bildwahl, dass es schmerzt. Skizze (30) von Diana Jahr Darin die Zeile „und wie man sich durch das schreiben nahe geht“. Das ging/geht mir nahe und nach. Gedacht Ich hätte gerne mehr Zeit, komme immer noch nicht ganz klar damit, dass mir weniger als früher davon zur freien Verfügung steht. Nicht alles lässt sich durch bloßes Organisieren verbessern. Ich hadere ein wenig, weiß nicht so recht ... Bin andererseits nicht unzufrieden, glaube weiterhin, das es sich finden wird, ein wenig hat es das ja schon ... Immerhin gibt es hier schon meinen zweiten Wochenrückblick für 2017. Nicht schlecht (auch wenn er hauptsächlich aus Links besteht ;-)).
Eindrucksvolles Debüt einer jungen Autorin, erscheint voraussichtlich Ende Februar. Deshalb hier nicht mehr dazu, nur die Links zum Verlag und zur Leseprobe. 2. Ian McEwan: Nussschale
Wunderbare Hamlet-Variation. Die alte Geschichte von Untreue, Eifersucht und Verrat. Mittendrin ein achtmonatiger Fötus im Leib der Protagonistin. Und aus der Perspektive ebendieses Ungeborenen wird die Geschichte erzählt. Dass dies nicht absurd albern wirkt, verdankt sich der lässig klugen Schreibe McEwans. Er spart nicht mit Reflexionen über aktuelle gesellschaftspolitische Themen, lässt den Ungeborenen philosophieren und psychologisieren, was das Zeug hält und überwindet mühelos und mit Witz die Grenzen des faktisch Möglichen – nicht postfaktisch, sondern gewissermaßen suprafaktisch. Die Kritiken in den Feuilletons fallen gemischt aus. Mir hat das Buch gefallen, für mich war es Ian McEwan at his best. Und hier der Link zur Verlagsseite. Geschaut Arrival
Wer hier das übliche Science Fiction-Spektakel erwartet, wird womöglich enttäuscht sein (während meines Kinobesuchs verließen zwei Zuschauer nach etwa der Hälfte des Films den Saal). Wer Tiefgang und langsame Entwicklung lieber mag als temporeiche Actionszenen, kommt dagegen auf seine Kosten. Es geht um Kommunikation, um Verständigung, darum dass echte Annäherung in erster Linie Geduld und respektvolles Interesse erfordert. Es geht um Zeit und die Möglichkeit, Dinge neu und bewusster zu erleben, wenn sie (die Zeit) nicht linear verläuft. Am Ende erschließt sich der Titel des Films eben durch diesen anderen Zeitbegriff neu bzw. mehrdeutig: Arrival heißt plötzlich nicht mehr einfach nur Ankunft, sondern auch Ausgangspunkt. Der Blickwinkel verändert sich, wir bewegen uns in einem Kreis, das Ziel, das wir erreichen ist zugleich der Ort, von dem wir erneut aufbrechen – ob in die Zukunft, um zu lernen, wie wir die Vergangenheit besser begreifen können, oder in die Vergangenheit, um uns die gesammelten Erfahrungen für die Zukunft greifbar zu machen. Wir sind und bleiben Lernende, und manchmal bedarf es eines Anstoß von außen, der einen neuen Impuls in unser Kreisen bringt. Viel Interpretation meinerseits. Andere mögen anderes aus dem Film herauslesen. Ich fand ihn sehr passend als Starter ins neue Kinojahr. Gefunden den in meinen Augen besten Artikel zur Debatte um die Silvesternacht in Köln: #Silvester2016: Eine zerstörerische Debatte und ihre Folgen für den Feminismus
auf dem auch sonst sehr lesenswerten Blog der Störenfriedas
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Das war er, mein kleiner bescheidener erster Wochenrückblick 2017. Der Vorsatz (wieder regelmäßiger bloggen) war schnell gefasst. Der Anfang ist gemacht. Man (und damit schließe ich mich ein) darf gespannt sein, ob und wie es weitergeht.
Zwei Mädchen sind verschwunden, die eine wird schon bald gefunden, ermordet, der Täter ist schnell gefasst, die Akte wird daraufhin geschlossen. Nur Frank Decker glaubt nicht an ein Ende des Falls und ermittelt auf eigene Faust weiter, ganz das Klischee des guten Detectives und des harten Typs mit dem weichen Kern, ein Mann nicht nur auf der Suche nach einem verschwundenen Kind, sondern auch nach sich selbst. Man(n) kennt das. Trotzdem: Die Geschichte ist in sich glaubwürdig, gut aufgebaut und vor allem so fesselnd geschrieben, dass ich den Alltag um mich herum komplett vergaß. Das ist Entspannung pur, dafür lese ich Krimis. Kleines Aber: Winslows bei Suhrkamp verlegte Krimis sind besser, komplexer, nicht wegen Suhrkamp, sondern umgekehrt, vermutlich; außerdem gibt es in Missing. New York patriotische Anklänge (Irakkrieg gut, Todesstrafe gut), weshalb ich ihn stellenweise mit ambivalenten Gefühlen gelesen habe.
Der Mann kann schreiben. Und zwar mit einer solchen Leichtigkeit, dass das Lesen der reinste Genuss ist. Schon mit dem Vorgängerroman Der Trafikant ging es mir so, hier nun wieder, wenn auch die Geschichte eine ganz andere und der Erzählstil diesmal karger, damit dem Sujet absolut angemessen ist. Worum geht‘s: Um nicht mehr und nicht weniger als das ganze Leben eines einfachen Mannes, eines Einzelgängers in einem österreichischen Bergdorf, der im Laufe seines Lebens und in Anpassung an die politischen, gesellschaftlichen, technischen Veränderungen als Hilfsknecht, Seilbahnbauer, Soldat, Touristenführer arbeitet, eine einzige kurze große Liebe erlebt und am Ende, auf die anderen Dorfbewohner leicht verschroben wirkend, in selbstgesuchter Einsamkeit stirbt. Gut 130 Seiten angefüllt mit Beschreibungen von archaischer Schönheit, taktvoller Charakterzeichnung und Würdigung eines Lebens in Schlichtheit und Selbstbescheidung, ohne Beschönigung oder Glorifizierung, beispielhaft für vermutlich viele Leben, die nunmal so und nicht anders verlaufen sind. Laline Paull: Die Bienen
Aus den Klappentexten der gebundenen Fassung und des Taschenbuchs: „Ihr Name ist Flora. Ihre Nummer 717. Sie ist ziemlich groß. Ihr Pelz ist struppig. Andere finden sie hässlich. Doch sie ist klug und mutig. Und sie muss sich gegen die Regeln des Bienenstocks behaupten, denn Flora 717 ist eine Biene. Genauer: eine Säuberungsbiene aus der untersten Kaste im Bienenkorb. Ausgestattet mit Fähigkeiten, die ihren Rang weit überschreiten, steigt sie schnell auf und darf sogar an der Seite der Königin leben. Alles scheint perfekt. Doch ohne es zu wollen, gebiert Flora eines Tages ein Ei. Ein Umstand, der allein der Königin vorbehalten ist und bei Missachtung schwer bestraft wird. Es beginnt ein Wettlauf um Zeit, Nahrung und Geschicklichkeit, um ihr Leben und das ihres geliebten Kindes zu bewahren. Laline Paull inszeniert gekonnt einen Roman über Aufstieg, Liebe und Gerechtigkeit.“
Dieses Buch ist ein Märchen für Erwachsene, es ist Abenteuerroman und düstere Fabel um das Leben in einem totalitären Staat, allerdings mit gutem Ausgang und einer extrem originellen Heldin. „Ein hinreißendes Debüt“ meinte Denis Scheck und ich meine das auch.
alle vier Staffeln als Neuverfilmung der dänischen Serie Kommissarin Lund – Das Verbrechen produziert, aber in vielem abweichend und eigenständig, weshalb man die beiden nicht miteinander vergleichen muss, sie stehen jeweils für sich und ich habe die eine im letztem Jahr und die andere in den ersten zwei Wochen des neuen Jahres mit Begeisterung und fast suchtmäßig geschaut (Ach, und wie sich mein romantisches Herz über den Schluss der vierten Staffel von The Killing gefreut hat! Ich will hier aber nicht spoilern, falls jemand mitliest, der die Serie noch später als ich entdeckt.) Bin jetzt in Linden & Holder verliebt.
Season 1-3 Trailer
Season 4 Trailer
geschrieben: wenig Es gibt ein paar Dinge in meinem Privatleben, die mich momentan sehr einnehmen. Und es gibt die Reaktionen von verschiedenen Seiten, teilweise ideologiebesetzt, auf die Silvesternacht in Köln, die mich allesamt ebenso fassungslos machen wie die Ereignisse selbst. Und die mich entgegen meiner sonstigen Art im Netz verstummen ließen. Aus Feigheit? Aus dem Gefühl, mit meiner Sicht, meinen Gedanken allein dazustehen? Aus der kleinlichen Sorge, mich vielleicht unbeliebt zu machen? Natürlich ist es nie leicht, zwischen all den laut und selbstbewusst Auftretenden und sich immer gleich in Aktionsbündnissen Zusammenschließenden als Einzelne eine abweichende Meinung zu vertreten, eine, die sich irgendwie nirgendwo einordnen lässt. Ich brauche Bedenkzeit, Einkehrzeit, andere einzelne Stimmen (die es zum Glück gibt! s.u.), den Austausch mit ihnen ... Ich habe mich also bisher darauf beschränkt, wenn überhaupt, dann „um den heißen Brei“ herum zu schreiben und tue das auch hier wieder. Gefällt mir zwar nicht, geht aber einfach (noch) nicht anders. Zwischendurch überlegte ich, über andere Dinge zu schreiben, aber das war mir nicht möglich, zu sehr bin ich innerlich von dem einen Thema besetzt. Lediglich das Dilemma Dinge, die mir auf der Seele brennen vs. selbstverordnete Sprachlosigkeit konnte ich ansatzweise formulieren. So der derzeitige Stand. Immerhin reichte es für einen Wochenrückblick. Eine im letzten Jahr erwachte und nach wenigen Monaten schon wieder eingeschlafene neue Tradition in meinem Blog. Vielleicht lässt sie sich wachküssen.
gedacht: 1. Freiheit ist eine Menschenpflicht. 2. #Hashtags machen Wörter kaputt. (Ich wünsche uns allen, dass ausnahmslos jeder Aufschrei frei von Vereinnahmung durch ideologisch begründete #Hashtag Aktionen und Bündnisse gehört wird. Und ich wünsche den Wörtern, dass sie ideologisch unbesetzt bleiben. Ja. nennt mich ruhig naiv.) 3. Das Sprachlos ist wahrlich kein leichtes. gefreut: über einzelne Stimmen der Vernunft zwischen den sich gegenseitig übertönenden Gruppen von dumpfem gewaltbereitem Pack, pöbelnden Rassist*innen und ideologiegeschwängerten Besserwisser*innen und Welterklärer*innen getrauert: um David Bowie und Alan Rickman, zwei Wunderbare Where are you now? Im Netz gibt's so viele Nachrufe, Videos, Zitate, Links ..., dem muss ich nichts mehr hinzufügen gehört: klar, David Bowie klar, Bob Dylan, The Cutting Edge 1965-1966, mein Weihnachtsgeschenk (und gedacht, bitte stirb du jetzt nicht auch noch) und, in Dauerschleife, nachdem The Killing endgültig zu Ende war: den Schlusssong der letzten Folge der letzten Staffel (das Video mit Filmsequenzen zeige ich hier natürlich nicht, aus Spoilergründen :-))
in der Neuausgabe, die am 10. Juli 2015 bei Rowohlt erscheint, eine Woche vor dem Erstverkaufstag der deutschen Ausgabe von Harper Lees vor über 50 Jahren geschriebenem und erst jetzt verlegtem Roman „Gehe hin, stelle einen Wächter“. Dieser ist Harper Lees Erstlingswerk, das aber inhaltlich betrachtet an ihren 50 Jahre zuvor erschienen Weltbestseller „Wer die Nachtigall stört“ anknüpft. Für die Neuausgabe hat Nikolaus Stingl die deutsche Übersetzung Claire Malignons aus dem Jahr 1962 überarbeitet und aktualisiert. Ein wenig habe ich mich davor gefürchtet, habe ich doch meine alte Ausgabe so oft gelesen, dass ich glaubte, manche Passagen Wort für Wort auswendig zu kennen. Dem war aber nicht so. Die Überarbeitung ist feinfühlig und stimmig. Um zu beurteilen, ob sie tatsächlich (aus Sicht der heutigen Zeit) besser ist, müsste ich beide Ausgaben parallel lesen. Aber so wissenschaftlich will ich gar nicht herangehen an dieses Werk, das bis heute nichts von seinem Zauber und seiner Brisanz eingebüßt hat. Wer Harper Lees „Wer die Nachtigall stört“ noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt nachholen, bevor er/sie zu „Gehe hin, stelle einen Wächter“ greift. Auf den freue ich mich sehr, wie ich an dieser Stelle schon einmal schrieb. Und natürlich kann man, ist man des Englischen mächtig genug, auch gleich die Originalausgaben lesen: To Kill a Mockingbird & Go Set a Watchman
2. zwei Texte über das Traurigsein und das Weinen das unterdrückte, das unbegründbare, das unstillbare, das notwendige, das unvermittelbare ...
Das Serien-Highlight aus England, spannender Krimi und mehr als das: großartige Studie einer Kleinstadt, in der nach einem Mord nichts mehr ist, wie es einmal war. Zahlreiche Bewohner geraten in Verdacht, zerstörerisches Misstrauen hält Einzug. Einige zerbrechen daran, andere wachsen über sich hinaus. Großartig die schauspielerische Leistung, mehr als erwähnenswert der Soundtrack von Ólafur Arnolds. Sehr zu Herzen gehend, deshalb immer ein Päckchen Papiertaschentücher in Reichweite haben!
Mein Fazit: Fünf ✰✰✰✰✰ für Broadchurch I
Geschrieben:
In der Ruhe liegt, was klafft: Die Wunde unterm Wort.
Es schwärt dein feiges Unterlassen.
Eroberst du den fernen Ort,
bevor die Träume ganz verblassen?
Jetzt! Aufgerafft!
Verlass die Schwelle:
Das Vorwärts ist dir eingeschrieben. Noch vor dem Sprunge aus der Quelle
war‘s dir bestimmt, das Meer zu lieben.
Dieses Gedicht liegt mir am Herzen, erscheint mir aber gleichzeitig irgendwie unausgegoren, nicht ganz stimmig und hängt deshalb noch im Entwurfordner herum. Hier im Wochenrückblick erfährt es nun eine Art unkorrigierte Vorabveröffentlichung. Manchmal macht das etwas mit mir, wenn ich einen Text „aussetze“ und ihn gewissermaßen ungeschützt vor mir sehe. Dann kommt es vor, dass ich ihn mit anderen Augen, wie erstmals von außen statt von innen betrachte. Ich sehe besser, was ihm fehlt, möglicherweise. Es ist ein Versuch. Gefreut: darüber, wie es manchmal passt; wie einem scheinbar zufällig die richtigen Menschen über den Weg laufen; wie man sich plötzlich in einem Gespräch wiederfinden kann, das lauter Gemeinsamkeiten offenbart. Schön ist das und mir in der vergangenen Woche gleich mehrmals passiert Geschockt: von der Bestätigung von Raif Badawis Verurteilung zu 10 Jahren Haft und 1000 Peitschenhieben durch den obersten Gerichtshof Saudi-Arabiens am 7.6.2015. Die Ignoranz dieses Unrechtsregimes macht mich so wütend. Genauso die völlig unzureichenden Reaktionen unserer westlichen Regierungen. Astrid hat in ihrem Blog eine gute Zusammenfassung geschrieben: Raif Badawi – Es geht weiter
Auch Amnesty International bleibt am Ball. Hier kann man sich informieren und sich für Raif Badawi sowie seinen ebenfalls inhaftierten Anwalt einsetzen. Getwittert (aus Gründen):
„Na klar hinterlässt der Verzicht auf Definitionen eine Lücke.
Mit dem Elektronenmikroskop ist sie sogar erkennbar.“
Gelesen: – zwei Bücher nochmal überflogen, weil ich sie bei einer internen Veranstaltung vorstellen will („Tal der Herrlichkeiten" von Anne Weber, jetzt neu als Taschenbuch, und „Der leuchtend blaue Faden“ von Anne Tyler, beide schon hier und hier von mir erwähnt) – im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, nicht auf dem Papier, sondern im Netz, habe mich regelrecht festgelesen, wie früher, wenn ich irgendwas im Brockhaus suchte und dann stundenlang auch alle vorherigen und folgenden Artikel lesen musste. Ihr kennt das. Die pure Freude am Wissen und Lernen. Beim Grimmschen Wörterbuch noch dazu die Freude an der Sprache, an der Genauigkeit der Erklärungen bis zu den Ursprüngen eines Wortes, die Beispielsätze aus den verschiedenen Epochen der Sprachentwicklung ... Das Wort „Schauen" hatte es mir diesmal angetan, weil ich es in einem Blogpost verwendet habe und tiefer einsteigen wollte ... und damit habe ich die perfekte Überleitung zum nächsten Punkt: Geschaut: so einiges ... Erwähnenswert scheint mir vor allem der Tatort vom letzten Sonntag, der erste Tatort aus Franken. Ein wenig habe ich mich davor „gefürchtet“ nach so einigen hyperambitionierten neuen Tatorten der letzten Zeit mit supercoolen Ermittlerteams, all den megaschrägen oder voll trendigen Typen und den achso kunstvoll (nee: künstlich!) konstruierten, bebilderten, vertonten, ausgeleuchteten Geschichten, teilweise so hektisch wie langweilig (*gähn*, *fremdschäm*) Aber es gab gar keinen Grund, sich vor diesem Tatort zu fürchten, der war und hatte nämlich schlichtweg klasse/Klasse. Interessante und glaubwürdige Charaktere, hervorragende Darsteller (mal keine SELBSTdarsteller), ein nachvollziehbarer Plot, gut erzählt und in Szene gesetzt mit schönen langsamen Einstellungen, aufschlussreiche (statt „künstlerisch wertvoller“ (höhö), aber leider verwirrender) Rückblenden, die richtige Dosis selbstironisches Lokalkolorit usw.
Klar gab es auch kleine Schwächen, in erster Linie bezüglich des zu lösenden Falls. Geschenkt. Inszenierung und Darsteller waren topp. Alles in allem ein vielversprechender Auftakt des neuen Franken-Tatorts. Gerne mehr davon!
Die Besprechung in der Süddeutschen trifft es in meinen Augen ganz gut. Auch die ZEIT zieht in ihrem Tatort-Kritikerspiegel ein positives Fazit. Albern fand ich die Kritik in der FAZ, die den ersten fränkischen Tatort einem sogenannten „Realitätstest“ unterzog. Wie bitte? Realitätstest für Fernsehkrimis? Ich schmeiß mich weg. Gelitten: unter meiner ersten richtigen Blasenentzündung ever (Jetzt weiß ich, wie sich ein Mann mit Schnupfen fühlen muss.) ((Ja, ich kann auch mal ein Jammerlappen sein.)) Gelassen: – jeden meiner Blogposts auf Twitter zu verlinken – meinen Ärger von letzter Woche weiter zu analysieren fühlt sich beides gut an, befreit
Gefreut: – übermeine zumindest partielle Gelassenheit (s.o.) – über: ... (da müsste ich mich jetzt wiederholen (s. letzter Wochenrückblick), es gibt da gerade so eine Art Grundzufriedenheit ... vielleicht freue ich mich einfach über die) Gedacht: Don’t worry, just stumble. In diesem Sinne: Schöne neue Woche!
Die Times nennt sie „die beste Erzählerin der Welt“. Ich finde solche Superlative grundsätzlich überflüssig und wenig hilfreich. Die Literaturlandschaft ist in meinen Augen keine Leiter, sondern eine vielgestaltige Ebene. Aber hervorragend finde ich Edith Pearlman auch. Absolut liebenswerte und originelle Figuren, die sie in ihren Erzählungen erschafft: Eine Fußpflegerin mit einer besonderen Gabe; ein Anästhesist, der seinen Patienten nicht in die Augen schauen kann, zugleich aber ungeheuer einfühlsam ist; ein Au-Pair-Mädchen, das ein äußerst anrührendes Geheimnis des Familienvaters entdeckt; eine ältere Dame, die für drei Monate aus New York aufs Land zieht und mit einer weitsichtigen Entscheidung gleich mehrere Leben in der Bahn hält .... Ein Lesegenuss zwischen zwei meerblauen Buchdeckeln, zum Abtauchen schön. Geschaut: HER
Originelle Idee, klug umgesetzt, in schöne Bilder gefasst, gut gespielt, eine gedankliche Herausforderung ... Trotzdem vermag mich, seit ich ein paar großartige Serien gesehen habe, zuletzt True Detective, kaum ein 120-minütiger Film wirklich zu fesseln. Hm ...
Geärgert: [...] Den Text habe ich nachträglich gelöscht, zu kleinlich erscheint mir mein Ärger, zu gering der Anlass, trotzdem ist er da, der Ärger, und bewegt mich zum Nachdenken. ––>
Gedacht: Alles hat immer auch einen persönlichen Aspekt. Gefreut: über die Sonne, die Vögel im Garten, das Knospen und Blühen rundherum, meine Kinder, die besondere Aufmerksamkeit einer Kollegin, eine Einladung, ein wohltuendes Telefongespräch, meinen derzeitigen „Neben“Job und und und ... Da ist wirklich vieles.
Die US-amerikanische Folkmusikerin Joan Baez und der chinesische Künstler Ai Weiwei - beides weltbekannte Aktivisten - werden mit dem Ambassador of Conscience Award 2015 ausgezeichnet. Mit dem Preis würdigt Amnesty Aktivisten und Künstler, die sich durch ein herausragendes, langjähriges Engagement für die Menschenrechte auszeichnen. Auf der feierlichen Preisverleihung am 21. Mai 2015 in Berlin wird unter anderem die Sängerin Patti Smith sprechen. Der irische Musiker und Oscar-Gewinner Glen Hansard (The Frames, The Swell Season) und die britische Blues-Sängerin Jo Harman werden den Abend musikalisch unterstützen. Karten sind ab sofort im Vorverkauf erhältlich. „Joan Baez und Ai Weiwei sind eine Inspiration für tausende Menschenrechtsaktivisten, in Amerika, Asien und darüber hinaus." - Salil Shetty, Internationaler Generalsekretär von Amnesty International.
Gelesen: ein paar Krimis angelesen, nichts wirklich Erwähnenswertes dabei Geschaut:
Jetzt erst. War bisher irgendwie an mir vorbeigegangen. Hat mir ganz gut gefallen, Paulina Garcia ist hinreißend in ihrer Rolle, und eigentlich müsste der Film, die Geschichte, das Thema genau meinen Nerv treffen, bin ich doch fast (fünf Jahre fehlen noch) im selben Alter wie die Protagonistin, sogar in einer ähnlichen Lebenssituation. Ja, irgendwie trifft er tatsächlich meinen Nerv, aber weniger in Form eines Anstoßes, sondern eher als Bestätigung, schließlich bin ich längst unterwegs ... Trotzdem: Empfehlung! Gewesen: Unterwegs. Fünf erholsame Tage bei der Freundin in der Schweiz. Berge, Wasser, Wiesen, Sonne, Schnee, Regen. Gespräche, Spaziergänge, gutes Essen, ausreichend Schlaf, ein bisschen Arbeit ... Geschrieben: noch mehr Plöhzinn einen Freundinnen-Text ein Gedicht
muss alles noch ein wenig in der Nestwärme des Entwurfordners bleiben ... Geplant: psst, geheim
Ich habe mal an irgendeiner Stelle gesagt, dass ich in meinem nächsten Leben am liebsten eine Romanfigur von Elizabeth Strout wäre. Hiermit füge ich hinzu, dass ich mich bei Anne Tyler genauso gut aufgehoben fühlen würde. Sie selbst bezeichnet ihre Familienromane als "Milch und Kekse"; für mich sind sie großartige Abbildungen ganz gewöhnlicher Menschen in ganz gewöhnlichen Beziehungsgeflechten, liebevoll, klug und psychologisch genau gezeichnet, erhellend und wärmend zugleich. Ich verschlinge jedes einzelne ihrer Bücher, so auch ihr jüngstes, in dem sie – zum wiederholten Male und trotzdem neu – die Geschichte "einer mehr oder weniger glücklichen Familie über mehrere Generationen" (NDR)erzählt.
Es gab schon einige Serien, die mich wirklich begeistert haben. Erst in der vorigen Woche habe ich mich nach der letzten Folge schweren Herzens von den Protagonisten von "Borgen" verabschiedet. Diese Woche dann "True Detektive", und ich muss sagen, es ist die erste Serie seit "Twin Peaks", die einen vergleichbar unwiderstehlich-schauerlichen Zauber auf mich ausübt wie Lynchs Kultserie. Das verdankt sich dem perfekten Zusammenspiel von atmosphärisch starken Bildern, ungewöhnlichen Dialogen und Exkursen, die sich in einer Bandbreite zwischen abweisend-wortkarg und düster-philosophisch-ausschweifend bewegen, einem wunderbaren, der morbiden Stimmung angepassten Soundtrack:
Desweiteren natürlich der ganzen verwickelten, leicht surrealen, auf drei Zeitebenen erzählten Geschichte um die Aufklärung einer ritualartigen Mordserie. Und last but not least den wirklich grandiosen Hauptdarstellern Matthew McConaughey und Woody Harrelson. Die beiden sind echt ein Traumpaar. Applaus! Ich bin gespannt auf die zweite Staffel der Serie, die mit einer komplett neuen Story und neuem Cast daherkommen wird. Vorerst aber: Fünf ✰✰✰✰✰ für "True Detective I".
***
und weiter mit dem Wochenrückblick: Gedacht: Irgendwas blüht (dir) immer. Gemieden: Twitter, in den Tagen nach dem Absturz der Germanwings-Maschine am 24.3., weil ich die Kommentar- und Replyflut nach solchen Ereignissen nicht ertrage.
"ein Modellprojekt deutsch- und englischsprachiger Autoren, das die sich durch die Digitalisierung eröffnenden Chancen für die Wahrnehmung und Verbreitung anspruchsvoller Literatur weiterzuentwickeln sucht. Dies geschieht auf mehreren Ebenen:"
(in Stichworten; hierim Detail nachzulesen) – alle Titel kostenlos – alle Titel simultan deutsch/englisch – Aufbau eines internationalen Autorennetzwerks – Vertiefung der Debatte über das Uberheberrecht – Entwicklung eines neuen, die Konzentration fördernden digitalen Leseformats
Dies könnte im weitesten Sinne eine Übung in Freiheit und Unabhängigkeit sein. Grund genug für mich, dieses Projekt gespannt zu verfolgen. Darauf gestoßen bin ich über einen Beitrag im Literaturcafé.
Gepriesen sei das Netz. Halleluja.
Gefreut: über Astrid, die seit dem 13. Januar wöchentlich einen ausführlichen Artikel über Raif Badawi schreibt und darin die neuesten Infos mit eigenen Gedanken zum Thema verknüpft. Sie hat sich vorgenommen,"erst dann auf[zu]hören, über diesen mutigen Blogger zu posten, wenn seine Strafe ausgesetzt ist." Es ist enorm wichtig, dranzubleiben, auch bzw. erst recht dann, wenn das Medieninteresse langsam nachlässt und sich verlagert. Daher an dieser Stelle noch ein Link zu einem Appell von Raif Badawis Frau Ensaf Haidar. Gearbeitet: Viel. Und deshalb bis auf einen Amnestyaufruf und meinen Rückblick nichts gebloggt in dieser Woche. So what? Time works.
Was man so:
oder so:
oder anders interpretieren kann. ***
Ich wünsche all meinen Leser_innen einen guten Start in die neue Woche. Und vergesst nicht, von Zeit zu Zeit einen Blick/einen Fuß aus dem Fenster/vor die Tür zu werfen/zu setzen. Weil nämlich:
Die Suchbegriffe, über die man auf meine Seite gelangt, fand ich bisher nicht besonders interessant oder gar spektakulär. Aber der heutige! Hier:
"Bleisaum Zahnfleisch"
Wie landet man über so einen abgefahrenen Suchbegriff auf meinem Blog?
Schnell mal googeln. Aha, Bleivergiftung. Dachte ich mir schon. Wikipedia nennt unter Diagnose und Monitoring als eines der äußeren Symptome einer Bleivergiftung
„einen blauschwarzen, Blei(II)-sulfid enthaltenden „Bleisaum“ im Zahnfleisch um die Zahnhälse".
Wieder was dazu gelernt. Angesichts der Ereignisse der letzten Tage (Ich denke hier vor allem an Charlie Hebdo.) assoziiere ich unter Bleivergiftung allerdings etwas anderes und komme auf die Idee, mal nach dem Bleigehalt heute üblicher Munition zu googeln. Dabei stoße ich auf einen Hersteller, der doch tatsächlich u.a. mit folgendem Satz für seine bleifreie Munition wirbt:
„Diese
Munition beweist, dass auch ohne umwelt- und gesundheitsschädigendes Blei hohe Effizienz und Genauigkeit ohne Einschränkungen
möglich sind.“
Nicht gesundheitsschädigende Munition. Uff. Zynismus pur. (Und ja, ich weiß, dass damit natürlich die Gesundheit des Schützen und nicht die der "Zielperson" gemeint ist. Was es in meinen Augen aber nur noch zynischer macht.)
Wie sähe wohl eine Welt ohne Waffen aus? Und was bedeutet eigentlich Zivilisation?
Wir geraten in jeglicher Hinsicht an unsere Grenzen. Auch an die unserer Vorstellungskraft. Im Zerstören sind wir besser als im Erhalten und Wiederherstellen. Dennoch weigere ich mich, pessimistisch zu sein oder an der Menschheit ganz allgemein und insgesamt zu verzweifeln. Es gibt auch einen – wenn auch über einen sehr langen Zeitraum sich erstreckenden – Fortschritt zum Guten hin. Hier der Link zu einem Interview, das das brand eins Magazin im Oktober 2014 mit Jan Philipp Reemtsma geführt hat und an das ich in diesem Zusammenhang wieder denken muss. Die Frage, um die es ging:
Weshalb vertrauen wir der Zivilisation trotz der Grausamkeiten des 20. Jahrhunderts?
*
Was mir persönlich noch wichtig ist:
Entgegen unserem Ohnmachtsgefühl gibt es ja doch einige Dinge, die wir tun können und die in unserer Macht stehen, ohne dass dafür die Anwendung von Gewalt nötig wäre. Ein Beispiel habe ich im gestrigen Blogpost genannt. Amnesty International beschreiten mit ihren Aktionen einen Weg, den ich aus tiefster Überzeugung mitgehen kann und schon lange gehe. Die Aktionen bleiben nicht ohne Wirkung. Ich bewundere die Beharrlichkeit und das unbeirrte Festhalten an ausschließlich friedlichem und respektvollem Handeln (das manchmal eine ganz schöne Herausforderung für meine begrenzte Geduldfähigkeit bedeutet). In Zukunft, das habe ich mir vorgenommen, werde ich regelmäßig auf solche Aktionen verlinken. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum ich das nicht schon früher getan habe. Vielleicht aus einem diffusen Empfinden heraus, dass die Dinge getrennt bleiben sollten, dass nicht alles in ein Blog gehört, dass es dann unübersichtlich wird ... Ich lasse es jetzt mal bei diesen wie immer vorläufigen Gedanken bewenden.
Sobald ich irgendwo irgendeinen Titel ergattern kann. Am liebsten Die Bastardin. Nein, am liebsten alle. Nachdem ich gestern im Film war:
Großartig. Fand ich.
Wäre dieses "hat mich sehr berührt" nicht schon so abgenutzt, würde ich es an dieser Stelle gebrauchen. Vielleicht sage ich stattdessen "hat mich angefasst, und zwar angenehm schamlos, und nicht mehr losgelassen" - so in etwa.
Zu manchen Zeiten bin ich so genügsam, dass ich zu meinem Glück nicht mehr brauche als einen Film und ein Buch. Wie zum Beispiel ...
... gerade eben:
Ein sehr zärtlicher, einfühlsamer Film, den man heute Abend auf ARTE sehen konnte und der mich vor allem durch die schauspielerische Leistung von Colin Firth beeindruckt hat.
Der neue Roman von Elizabeth Strout, den man ab dem 2. September 2013 erwerben kann und in dem ich nun bis zum Einschlafen noch ein wenig lesen werde. Gute Nacht!
Ich guck jetzt Filme gegen die Kälte! Aber keine Südseeinselromantiktriefschmonzetten, sondern welche, die in viel kälterenGegenden als der unseren spielen, gleichzeitig aber voller menschlicher Wärme stecken und zum Teil ziemlich schräg sind (vor allem "The Big White", der in den Kritiken nicht besonders gut weg kam, den ich aber liebe, weil er nicht nur skurril und böse ist, sondern vor allem von Menschen erzählt, die sich umeinander kümmern. Außerdem stammen einige der Songs im Film von den Eels, einer Indie-Band, die ich sehr gerne höre.) Es sind keine neuen Filme, vielleicht kennt Ihr sie schon alle. Egal. Here they are: