Sonntag, 17. Dezember 2017

Drivin‘ Home for Christmas

Bereits fünf Jahre liegt der unten verlinkte Post zurück.
Fünf Jahre, in denen viel passiert ist.
Fünf schwere leichte gute Jahre.
Und die Freude, alle Jahre wieder, dass die große Tochter über die Weihnachtstage nach Hause kommt.
Mein persönlicher Advent. Meine große Weihnachtsfreude.


Sonntag, 26. November 2017

Almost blue

Ich koche gerne (heute: Hähnchen, Rosenkohl, Basmatireis, Honigjoghurt mit Granatapfelkernen)
Ich vermisse meine Heimatstadt. (war seit zwei Jahren nicht mehr dort)
Ich gehe oft ins Kino. (in diesem Jahr bis jetzt 35 mal und morgen schon wieder)
Ich lese viel und gerne, zum Glück ist das Teil meines Berufs (aktuell: Jane Gardam, Die Leute von Privilege Hill)
Ich liebe einige Menschen sehr (bei manchen wurde es mir erst spät bewusst)
Ich habe im letzten Jahr große Schritte gemacht (und bin stolz darauf und immer noch einigermaßen erschöpft)
Ich bin oft traurig (und brauchte eine ganze Weile, um zu erkennen, dass auch positive Veränderungen Abschied bedeuten)
Ich liebe meine Arbeit (einer der Gründe: s.o.)
Ich habe einen wunderschönen Ausblick aus meinem Fenster (es ist weit, es ist grün und im Winter auch mal weiß)
Ich habe immer einen Vorrat an Paracetamol zuhause und in meiner Handtasche (geht er mir fatalerweise mal aus, kann allein das einen Migränefall auslösen)
Ich möchte mit niemandem tauschen (weder meine Vergangenheit noch meine Zukunft und die Gegenwart schon gar nicht)
Ich vermisse das Meer (am meisten den Atlantik, am meisten den vor der bretonischen Nordküste)
Ich vermisse das Schreiben (auch wenn ich‘s gerade tue, aber das ist nicht dasselbe)
Ich vermisse noch mehr (Wehmut ist mein treuer Begleiter)
Ich staune über die Vielfältigkeit des Lebens (da ist so viel, soooooo viel)
Ich höre Musik (aktuell:

 )

Sonntag, 20. August 2017

(k)ein Vers(-h)uch(!)

zum stillsten Male willst du dich heuten, dabei war doch erst buchlings ein neuntes, ein allerneuntes Fumf, und sie missen ein jedbledes darein, und darob somiso, iss deine turpliche Pleine, iss und blirb (nicht doch mein Tind, mein allerneuntes Tindestind!, wir würden dich sehren, ach so sehren ...), zum stillsten Male: willst du? dich heuten?


*


könnte unter der Kategorie Plöhzinn laufen, ist aber eher so was wie Widersinn im Sinne von widerständigem Un- sowie Sinn. ein Versuch, kein Vers - huch!

Wir haben die Sprache um zu spielen.
Wir haben die Sprache um genau zu sein.
Um genau zu sein, haben wir die Sprache um zu spielen.
Und um ganz genau zu sein, hat die Sprache uns. Und spielt mit uns.
Genau. (Beschwören würd‘ ich‘s aber nicht.)


Donnerstag, 15. Juni 2017

Als ich noch Tier war

Als ich noch Tier war, nahezu, mich noch hineinzufühlen wusste in einen Hund, der einsam streunt durch die Nacht, als ich noch blutsverwandt war mit den mondsüchtigen Wölfen, scheu und wild, als ich noch laut zu heulen wusste, als Scham mir noch fremd war wie alles nie Gesehene, nie Gehörte, nie Erlebte, als ich noch erdverbunden schlief, geborgen im Finstern, wissend um den Mond, als mein Bauch mir noch Kompass war durch den Tag und durch die tiefgrüne Welt; als ich noch Tier war, nahezu, und die Städte nur streifte und etwas in mir doch schon wusste, dass die Lichter einen Reiz ausüben würden, dem ich eines Tages nicht mehr würde widerstehen können; als ich noch nahezu Tier war mit dem Willen eines Tieres und dem gesunden Instinkt und aber auch der Neugier und einem Sehnen, das ich erst im Nachhinein würde erkennen und benennen können, wenn es zu spät wäre, um die Evolution zu stoppen, die doch eine Folge eben dieser Unbändigkeit ist, nach der ich mich heute manchmal zurücksehne, da ich schon längst nicht mehr nahezu Tier bin, aber sehr genau und tief verwurzelt in mir immer noch darum weiß, für immer weiß.

Samstag, 3. Juni 2017

Diese Art Stummheit

Diese Art Stummheit, die nicht daher rührt, dass die Worte fehlen, sondern daher, dass keine Worte nötig sind.

Freitag, 19. Mai 2017

Es ist dir verboten ... (eine kleine Polemik)

Es ist dir verboten ...

... den Mund aufzumachen, wenn die Erwachsenen sich unterhalten.
... dem Lehrer zu widersprechen.
... in der Kirche laut zu lachen.
... bei Rot über die Straße zu gehen.
... einen kurzen Rock zu tragen.
... deinen Freund mit aufs Zimmer zu nehmen.
... bis weit in den Tag im Bett zu liegen.
... das Tun deiner Eltern in Frage zu stellen.
... am Wort Gottes zu zweifeln.
... zu begehren.
... Geschlechtsverkehr vor der Ehe zu haben.
... deinen Körper zu zeigen.
... dein Haar offen zu tragen.
... den Pfarrer gewisser Dinge zu beschuldigen.
... den Namen des Herrn unnütz zu gebrauchen.
... Andersgläubige oder ihren Gott zu beleidigen.
... deinen Gott zu verleugnen.
... dich vom Glauben abzuwenden.
... deinen Glauben offen zu bekennen.
... deine Kinder nicht impfen zu lassen.
... deine Organe nicht zu spenden.
... in der Öffentlichkeit zu rauchen.
... dein Antlitz zu verhüllen.
... dein Haar zu bedecken.
... dein Kreuz zu tragen.
... ein Geheimnis zu haben.


Es ist dir all dies und noch viel mehr verboten, denn dies ist eine freie und friedliebende Gesellschaft, die mit Vorliebe und voller Weisheit Verbote erlässt, damit niemand durch Abweichungen irritiert wird oder gar provoziert, zum Widerspruch gereizt und einen Streit vom Zaun bricht, der eskalieren könnte, da wir es nicht gewohnt sind, Unbekanntes hinzunehmen und Unliebsames auszuhalten Dies ist eine freie Gesellschaft, deren vielzählige Verbote ebendieser Freiheit und dem inneren Frieden dienen, denn wir sind zu verwöhnt und zu empfindsam, um Störendes auszuhalten, da geraten wir leicht aus der Bahn und sind schnell auf Hundertachtzig, nicht mehr kommunikationsbereit und -fähig, da wird es schnell gefährlich, so empfindlich und harmoniebedürftig sind wir. Da ist es einfach gut und wichtig, dass Papa und Mama Staat uns mit ihrer weisen Verbotgebung schützen, vor allem vor uns selbst und unserer eskalationsbereiten Natur. Deshalb sagen wir auch gerne Ja und Amen zu immer neuen Verboten jeglicher Art, ob es nun um böse, böse Worte geht, um gefährliches Gedankengut vom linken oder rechten Rand, um Zigarette, Impfung, Kopftuch oder Kreuz. Danke, Papa und Mama Staat. Ja, Papa und Mama Staat. Danke, dass alles bis ins kleinste Detail so super geregelt ist und wir uns über nichts mehr Gedanken machen müssen. Und bitte, bitte regelt doch noch viel mehr, noch viele, viele kleine Details unseres alltäglichen Lebens mehr, damit unser Zusammenleben immer einfacher wird, überschaubarer und dadurch freier und friedlicher. Danke, lieber Staat. Und Amen. Und aus.

Sonntag, 14. Mai 2017

Zum Muttertag: „Mein vagabundierendes Herz“ oder Meine geheime Superkraft

„Die Schauspielerin Helena Bonham Carter sagte in einem Interview auf die Frage, was sich durch ihre Mutterschaft verändert habe: ,Du siehst dein Herz auf der Straße spazieren!‘ Meines ist gleich mehrfach unterwegs und ich kenne niemanden, der mehr Zugriff darauf hätte als unsere Kinder. Für sie würde ich alles stehen und liegen lassen, um die ganze Welt reisen und mich in die Höhle jedes Löwen begeben. Über diese Kraft wird manchmal gelächelt, viel gespottet und allzu oft hinweggesehen. Doch davon leben kleine und große Kinder, weil sie auf diese Weise mindestens einen sicheren Platz im Leben haben. Erst nehmen sie das Herz ihrer Mütter in Beschlag – und später mit in die Welt hinaus.“ (Martina Kreisler-Kos)

Über diesen Text ließe sich diskutieren, wollte man ihn verallgemeinernd oder unter Genderaspekten lesen. Ich lese ihn für mich und für den Moment ganz persönlich und subjektiv. Da trifft er hundertprozentig zu. (Ob meine Kinder das aus ihrer Warte bestätigen können, wäre noch mal eine andere Frage. :-) )
Mein Mutterherz funktioniert genau so. Es vagabundiert mit meinen Kindern durch die Welt. Das ist meine geheime Superkraft.

Dienstag, 2. Mai 2017

Es gab eine Zeit vor den Schulhöfen ...

Es gibt sie noch, die scheinbar sich selbst schreibenden Texte. Habe den folgenden gerade in meinem Entwurfordner gefunden und wollte ihn nicht löschen. Das tat ich mit den meisten anderen. Aber dieser hier bringt etwas in mir zum Klingen:

Es gab eine Zeit vor den Schulhöfen, da waren wir uralt. Uralt und weise. Weise genug eine Welt zu regieren. Eine Welt aus Blüten, Muscheln und Stein, aus Holz und aus Glas. Unsere Fähigkeiten waren immens, alles gehorchte uns. Alles bis weit hinauf ins All. Die Sterne verneigten sich vor uns und den komplexen Mustern, die wir aus den Steinen und den welken Blüten und den leeren Muschelschalen legten. Wir setzten Preise fest für Rindenstückchen und grünschimmerndes Glas. Wir hauchten jedwedem Ding Leben ein, indem wir ihm einen neuen Namen gaben, diesen zum Beweis in den Sand schrieben. Wir schufen Bleibendes, waren ungewaschen von allen Wassern. Wenn wir die Augen schlossen, wurden wir zu Geschwistern der Nacht und flogen mit ihr hinauf zum höchsten aller Gipfel, weit über den Wolken. Von dort zurück ins Tal war es ein Katzensprung. Und immer, immer landeten wir auf den Füßen. Wir waren unverwundbar. Heute sind wir sterblicher als jeder Wurm. Eines Tages werden wir uns ein letztes Mal in die Flut werfen [wahlweise in die Glut], in der Nase den Duft von Sonne und Schnee, von Asphalt und Brot und frisch geschnittenem Gras. Ein letzter Hauch von Kindheit. Dann endlich das Meer. Der salzige Leib. Der ewige Grund. [Wahlweise Feuer. Asche. Und Wind.]

Montag, 1. Mai 2017

Some day oder Wie ging das noch mal mit dem Bloggen?

Ich konstatiere: Es ist ein Leichtes, nicht zu bloggen. 
Immer seltener betrete ich meinen Garten und die Gärten der anderen. Am Anfang (vor etwa einem Jahr) fehlte mir die Zeit und ich beklagte das noch in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen. Das Schreiben fehlte mir. Der innere Drang war noch da, ich kam nur kaum noch dazu, ihm nachzugehen. Und dann war irgendwann auch dieser Drang verschwunden. Es fühlt sich gut an. Und irritierend zugleich. Irritierend gut.

Es gab diese Zeit, in der Schreiben mir eine Lebensnotwendigkeit war. Nun scheint die Not gewendet. Ganz im Ernst: Manche tiefsitzende Not ist tatsächlich (ab)gewendet. Ohne mein Schreiben wäre ich heute nicht an diesem Punkt, und zwar das Schreiben in dieser Form, auf diese Weise, also öffentlich im Blog, zunehmend persönlich (nie oder höchst selten aber privat!), mich ausprobierend, Grenzen auslotend, neugierig, freudig, in steter Entwicklung begriffen, wachsend an mir selbst und an der Auseinandersetzung mit Text und Leserschaft usw.

Brauche ich das Schreiben nicht mehr?
Was ist mit den angefangenen Geschichten?
Was ist mit dem, das brannte und nun nur noch glimmt?

Wie ging das noch mal mit dem Bloggen?

Vor einigen Wochen (oder sind es schon wieder Monate?) begann ich, wieder mehr in anderen Blogs zu lesen. Aber auch das schlief mit der Zeit ein. Hin und wieder mache ich kleine Stippvisiten, möchte den Faden nicht ganz abreißen lassen (vermute zumindest, dass dies der Grund ist). 

Es ist wie es ist, um es ganz einfallslos mit einer Plattitüde zu sagen.

Und hier ist nach wie vor mein Garten, dieser allein meinige (wie wichtig mir das immer war!), und ich liebe ihn nach wie vor. Für das, was er mir ermöglicht hat und für das, was er mir immer noch ist: ein Raum der freien Entfaltung und des Rückzugs.

Dies als Momentaufnahme mal eben eingeschoben und in die Freiheit, die Öffentlichkeit entlassen.
Bis die Tage (Wochen, Monate ...)


***



(Kennt ihr, oder? Finde ich ganz wichtig und wunderbar.)


***


Ach ja, und irgendwann blogge ich vielleicht doch mal darüber, wieso ich in Bezug auf Frauenrechte eine Veränderung im Sprachgebrauch für wichtig halte und warum ich eine Mail ans Museum Barberini geschrieben habe, in dessen aktuellen Ausstellungen doch tatsächlich exakt die Hälfte fehlt ... 
Wie gesagt: Irgendwann.

Sonntag, 12. Februar 2017

Alice? (Notiz aus der Mitte)

Alice?

...

Hey, Alice!

...

...

Ja?

Alice! Ich dachte schon, du ...

Was?

Ach , ich weiß nicht, ich dachte ... ich hab dich einfach vermisst. Sehr.

Ich weiß, ich vermisse mich auch.

Du vermisst dich?

Ja, und wie.

Aber ...

Nichts aber.

Erklär‘s mir.

Das kann ich nicht. Will ich auch nicht.

Du warst schon mal offener.

Ich bin immer noch offen, nur nicht in beide Richtungen.

Ach so ...

Verstehst du das?

Nee, nicht wirklich.

Ach Hase.

Ach Alice.

Wir zwei.

Ja? Immer noch?

Aber natürlich! Wie kannst du daran zweifeln?

Weil alles so anders ist.

Nicht alles, Hase.

Aber das Beste.

Das Beste? Das kommt erst noch. Ganz bestimmt.

Glaubst du das wirklich?

Ja, das glaube ich. Erinnerst du dich an die beiden am Fluss?

Na klar, wie könnte ich die je vergessen.

Dann weißt du auch noch, wie lange sie gewartet haben. Und wie geduldig.

Ja, weiß ich noch. Und am Ende hat sie tatsächlich gesungen.

Das hat sie. Und wie schön das war. 

Es war das Beste, was ich je ...

Siehst du! *lächel*

*seufz* Ich hab dich lieb, Alice.

Ich dich auch, Hase.

Wir zwei.

Ja, Hase, wir zwei.



*


Inwendig, tief in mir drin schlummert etwas, wartet, worauf? Auf den richtigen Zeitpunkt? Wenn ich das bloß wüsste! Es hat – möglicherweise – etwas mit Alice und dem Hasen zu tun. Mit einer schlafenden Nachtigall und anderen geflügelten Wesen. Möglicherweise. Vielleicht auch mit etwas ganz anderem. Oder etwas Ähnlichem, Verwandtem. Oder ... Vielleicht bilde ich mir das alles auch nur ein. Vielleicht ist es eher ein Prozess der Häutung. Des Abschieds. Der Hinwendung zu etwas Neuem. Vielleicht auch nicht. Inmitten meines (endlich!, ja, endlich, dachte ich) sehr geordneten Lebens beginne ich zu schwimmen, zu trudeln, mich zu fragen ... Viel zu früh! Gib dir mindestens ein Jahr, wenn nicht sogar fünf, sage ich mir selbst. Du bist so frei. So frei. Hinge da nicht dieser Planet an meinen Füßen ...

Donnerstag, 26. Januar 2017

Stein und Rose reloaded

Vor sieben Jahren habe ich ein kleines pazifistisches Gedicht geschrieben, mit dem ich hin und wieder neu konfrontiert werde, wenn meine Statistik mir anzeigt, dass es jemand aufgerufen hat.

Stein und Rose

Du hebst den Stein
Ich pflücke die Rose
Du holst weit aus
Ich strecke den Arm
Du wirfst den Stein
Ich reiche die Rose
Du triffst mich nicht
Aber ich treffe dich

(Man könnte auch sagen I had a dream)

Was dieses Gedicht für mich bedeutet und wie ich zu seiner Aussage stehe, unterliegt über die Jahre einem Wandel.
Ganz am Anfang stand es in meinem Blog an prominenter Stelle, war immer gleich zu sehen und zu lesen. Irgendwann nahm ich es heraus, die Gründe sind komplex und beschämend simpel zugleich: Es wurde mir peinlich, da es mir (zu) naiv schien, nahezu kitschig, unterkomplex in einer komplexen Welt (dreimal komplex in einem Satz, uff ...).
Und heute?
Unablässig bin ich mit Nachrichten aus der Welt beschäftigt, reflektiere sie und meine Reaktion darauf, bin manchmal erstaunt über mich selbst, manchmal auch erschrocken, aber es schält sich etwas heraus, das schon damals, vor sieben Jahren (und wahrscheinlich schon in den Jahrzehnten zuvor) Grundlage meiner inneren Haltung war und ist:
Ich bin Pazifistin und (nicht aber!) eine radikale Verfechterin von Freiheitsrechten. Das ist nicht bequem, unter anderem deshalb, weil sich mein Platz häufig zwischen den Stühlen befindet. Beispiel: Auf welchen Stuhl soll ich mich setzen, wenn (alternativ: unter welchem Hut lässt sich zusammenfassen, dass) ich folgende Ansichten vertrete (eine kleine Auswahl, die willkürlich ist und keinen Prioritäten folgt):

– Refugees welcome! Ausnahmslos. 

– Dem Islam ist dringend kritisch zu begegnen. Dies hat mit Islamophobie nichts zu tun und leitet sich ab aus einer grundsätzlich kritischen Haltung gegenüber ausnahmslos jeder Religion, da jede in fundamentalistischer Ausprägung zu alleinigem Wahrheitsanspruch, geschlossenem Denk- und Argumentationssystem, Unterdrückung und Unterwerfung neigt.
„Es gab christlichen Terror wie zu Zeiten der Kreuzzüge, und es gab jüdischen Terror wie durch die Untergrundorganisation Irgun zur Zeit der israelischen Staatsgründung. Es gibt – man mag es kaum glauben – buddhistischen Terror in Myanmar gegenüber der islamischen Minderheit, und es gibt hinduistischen Terror, wie etwa in Form des Massenmords an Muslimen 2002 im indischen Gujarat.“
 (aus: Oliver Jeges:  Islamophobie? Wir nennen es Aufklärung, Welt online, 28.10.2014, ein Artikel, der nach wie vor aktuell und wichtig ist)

– Frauenrechte sind Menschenrechte sind universell.

– Sexuelle Übergriffe, verbale ebenso wie tätliche, sind zu verfolgen und zu bestrafen bzw. durch jedes mögliche rechtsstaatliche Mittel zu verhindern. Ausnahmslos.

– Jeder Mensch hat ein Recht auf Asyl und darf auch dann nicht abgeschoben werden, wenn er straffällig wird, so lange sein Herkunftsland nicht wirklich sicher ist, d.h. die Menschenrechte vollumfänglich vertritt.

– Dank an die Polizei in der Kölner Silvesternacht 2016 für das Garantieren der Freiheitsrechte der Frauen. 

– Nein zu verstärkter Abschiebepraxis (s.o.).

– Ja zum Nein des Verfassungsgericht zum NPD-Verbot. In meinen Augen ein Zeichen der Stärke unserer Demokratie. (auch wenn ich zugegebenerweise erstmal schlucken musste)

– Ja zu einer aktiven unablässigen Erinnerungskultur. Nein zur AfD und ihren nationalsozialistischen, zur Geschichtsklitterung neigenden Tendenzen.

– Ja zur geplanten Abschaffung des Paragraphen 103 der „Majestätsbeleidigung“.

– Nein zur Witzfigur Trump.

– Dank an alle, die gegen ihn und seine Politik der Dummheit demonstrieren.

– ...

Diese Liste stellt ein Sammelsurium dar, das unvollständig ist, aber vielleicht deutlich macht, warum ich mich weder auf links noch auf rechts platzierte Stühle setzen möchte. Und ich will mich noch nicht einmal, obwohl ich mich ihnen am nächsten fühle, den Humanisten anschließen. Solidarisch sein – ja, am ehesten noch mit Frauen (aber auch da nicht ausnahmslos), immer mit Einzelnen, Freiheitsliebenden; einer Gruppierung, einem Verein beitreten – nein. 

Ausgangspunkt für diese Gedankensammlung war aber das Gedicht von Stein und Rose.
Ich finde mich wieder darin, nachdem ich es lange als zu einfach, als unterkomplex empfunden habe. Ich möchte wieder Rosen pflücken gegen die Steinewerfer. Keine überzüchteten Rosen ohne Dornen, nein, wildduftende müssen es sein, an denen man sich die Finger blutig sticht. Ich möchte diese Rosen auf die Stühle derer legen, die sich so sicher sind, auf der richtigen Seite zu sitzen. Auf die Rednerpulte derer, die ihre Fäuste niedersausen lassen zur Unterstreichung ihrer populistischen Parolen. Auf die Wege derer, die im Gleichschritt marschieren. 
Man könnte auch sagen I have dream. Yes, I have.


Montag, 23. Januar 2017

Wochenrückblick 16. - 22. Januar 2017

Gefeiert

meinen Geburtstag (nachträglich, weil ich beim ursprünglichen Termin im Dezember ein Rendezvous mit einem Noro-Virus hatte)
ein Mädelsgeburtstagskaffeekränzchen, wir waren zu elft (drei hatten abgesagt) und passten in dieser Anzahl hervorragend in meine schnuckelige kleine Wohnung
Schön war‘s, die Zeit für den Wochenrückblick fehlte mir dann, das Schreiben hätte mich abgehalten vom Nachfühlen und Nachsinnen, so viele tolle Frauen, die ich meine Freundinnen nennen darf – und das sind ja nur die aus meiner unmittelbaren Umgebung, die anderen weit übers Land verstreuten noch gar nicht mitgerechnet
Irgendwie passte das dann auch nach dieser unsäglichen Inaugurationsgeschichte. Unser kleines bescheidenes fried- und freudvolles Women‘s Sit-in, parallel zum Women‘s March und im Geiste vereint mit denen, die sich in Washington und vielen anderen Städten durch die Straßen bewegten, solidarisch und stark
Das Erleben von Solidarität, auch im kleinsten Kreis, lässt mich hoffen. Diese Solidarität ist real, sie ist ein Faktum. 
Definiere Faktum: 
„etwas, was tatsächlich, nachweisbar vorhanden, geschehen ist; [unumgängliche] Tatsache“ (aus: Duden online)
Man könnte auch sagen alternativlos, nicht wahr?


Jedenfalls fehlte mir dann gestern die Zeit, um hier zu notieren, was ich gelesen, geschaut, gehört etc. habe. Macht ja nichts. Demnächst wieder.

Sonntag, 15. Januar 2017

Wochenrückblick 9. - 15. Januar 2017

Gelesen

Imbolo Mbue: Das geträumte Land


Imbolo Mbues hochgelobtes Debüt erzählt die unvergessliche Geschichte zweier Familien unterschiedlicher Herkunft, die in New York kurz vor der Bankenkrise aufeinandertreffen. Die Lehman-Brothers-Pleite bringt nicht nur ihr Leben, sondern auch ihr Wertesystem gehörig durcheinander.[...]" (Kiwi-Verlag)


Bemerkenswertes Debüt, erscheint am 16. Februar












Geschaut

Die Vorpremiere von Manchester by the Sea




Unglaublich berührend, herausragend gespielt (Casey Affleck! Den hatte ich noch gar nicht so auf dem Schirm.). Ein sehr schöner, sehr trauriger Film, in dem Tempo und Lautstärke heruntergedreht sind, was der Glaubwürdigkeit sehr zugute kommt. Erwähnenswert in dem Zusammenhang die oscarreife Filmmusik. Ich glaube, ich muss da noch ein zweites Mal rein.


Paula – Mein Leben soll ein Fest sein




Ach Paula, was du in deinem viel zu kurzen Leben geschaffen hast – einfach großartig. Ich hoffe, der Film wird dir gerecht. Mir scheint es jedenfalls so. Nicht zuletzt dank Carla Juri, die ihre Rolle herrlich unkonventionell spielt, mit Humor und ohne Angst, sich lächerlich zu machen, mit Leidenschaft (natürlich!) und irgendwie unverstellt – einfach umwerfend. Ich dachte so oft „Diese furchtbaren, dummen Männer!“ und „Diese großartige, tolle Frau!“ 
Es gibt zu lachen, zu weinen und zu denken. Was will Frau mehr.



Gefunden

Gebot von Jost Renner

Gibt es das perfekte Gedicht? Ich meine ja, hin und wieder, nicht oft, gibt es das, gelingt es einer oder einem. Das Gedicht „Gebot“ von Jost ist für mich so eines. Perfekt in Inhalt und Form, kein Wort zu viel und keins zu wenig. Und vor allem ist es so genau, so treffend in seiner Bildwahl, dass es schmerzt.


Skizze (30) von Diana Jahr 

Darin die Zeile „und wie man sich durch das schreiben nahe geht“. Das ging/geht mir nahe und nach.



Gedacht

Ich hätte gerne mehr Zeit, komme immer noch nicht ganz klar damit, dass mir weniger als früher davon zur freien Verfügung steht. Nicht alles lässt sich durch bloßes Organisieren verbessern. Ich hadere ein wenig, weiß nicht so recht ... Bin andererseits nicht unzufrieden, glaube weiterhin, das es sich finden wird, ein wenig hat es das ja schon ... 
Immerhin gibt es hier schon meinen zweiten Wochenrückblick für 2017. Nicht schlecht (auch wenn er hauptsächlich aus Links besteht ;-)).

Sonntag, 8. Januar 2017

Wochenrückblick 2. - 8. Januar 2017

Gelesen

1. Luise Maier: Dass wir uns haben



Eindrucksvolles Debüt einer jungen Autorin, erscheint voraussichtlich Ende Februar. Deshalb hier nicht mehr dazu, nur die Links zum Verlag und zur Leseprobe.

















2. Ian McEwan: Nussschale


Wunderbare Hamlet-Variation. Die alte Geschichte von Untreue, Eifersucht und Verrat. Mittendrin ein achtmonatiger Fötus im Leib der Protagonistin. Und aus der Perspektive ebendieses Ungeborenen wird die Geschichte erzählt. Dass dies nicht absurd albern wirkt, verdankt sich der lässig klugen Schreibe McEwans. Er spart nicht mit Reflexionen über aktuelle gesellschaftspolitische Themen, lässt den Ungeborenen philosophieren und psychologisieren, was das Zeug hält und überwindet mühelos und mit Witz die Grenzen des faktisch Möglichen – nicht postfaktisch, sondern gewissermaßen suprafaktisch. Die Kritiken in den Feuilletons fallen gemischt aus. Mir hat das Buch gefallen, für mich war es Ian McEwan at his best. 
Und hier der Link zur Verlagsseite.







Geschaut

Arrival




Wer hier das übliche Science Fiction-Spektakel erwartet, wird womöglich enttäuscht sein (während meines Kinobesuchs verließen zwei Zuschauer nach etwa der Hälfte des Films den Saal). Wer Tiefgang und langsame Entwicklung lieber mag als temporeiche Actionszenen, kommt dagegen auf seine Kosten. 
Es geht um Kommunikation, um Verständigung, darum dass echte Annäherung in erster Linie Geduld und respektvolles Interesse erfordert. Es geht um Zeit und die Möglichkeit, Dinge neu und bewusster zu erleben, wenn sie (die Zeit) nicht linear verläuft. Am Ende erschließt sich der Titel des Films eben durch diesen anderen Zeitbegriff neu bzw. mehrdeutig: Arrival heißt plötzlich nicht mehr einfach nur Ankunft, sondern auch Ausgangspunkt. Der Blickwinkel verändert sich, wir bewegen uns in einem Kreis, das Ziel, das wir erreichen ist zugleich der Ort, von dem wir erneut aufbrechen – ob in die Zukunft, um zu lernen, wie wir die Vergangenheit besser begreifen können, oder in die Vergangenheit, um uns die gesammelten Erfahrungen für die Zukunft greifbar zu machen. Wir sind und bleiben Lernende, und manchmal bedarf es eines Anstoß von außen, der einen neuen Impuls in unser Kreisen bringt.
Viel Interpretation meinerseits. Andere mögen anderes aus dem Film herauslesen. Ich fand ihn sehr passend als Starter ins neue Kinojahr.






Gefunden

den in meinen Augen besten Artikel zur Debatte um die Silvesternacht in Köln:

#Silvester2016: Eine zerstörerische Debatte und ihre Folgen für den Feminismus

auf dem auch sonst sehr lesenswerten Blog der Störenfriedas




*



Das war er, mein kleiner bescheidener erster Wochenrückblick 2017. Der Vorsatz (wieder regelmäßiger bloggen) war schnell gefasst. Der Anfang ist gemacht. Man (und damit schließe ich mich ein) darf gespannt sein, ob und wie es weitergeht.




Sonntag, 1. Januar 2017

1. Januar 2017

Es knistert in meinem Kopf, in meinen Venen. Stroh? Feuer? Strohfeuer?

Ein neues Jahr liegt ausgebreitet, ein weißes Blatt, ein ungemaltes Bild, ein ungeschriebener Text.
Ein Klischee. Eine Hoffnung.

Wie oft ich im letzten Jahr dachte, jetzt hab ich‘s geschafft, jetzt kann ich wieder loslegen. Mit dem Schreiben. Mit dem Lesen. Mit dem Kommentieren.
...

Als 2016 dem Ende zuging, spürte ich ein zunehmendes Kribbeln der Vorfreude. Darauf dass 2017 ein Jahr werden kann, in dem sich mein neues Leben soweit eingespielt hat, dass ich wieder Zeit und Muße finde. Immerhin sind da 365 frische unangetastete Tage, für die diesmal nicht mit Jobwechsel, Trennung, Räumung eines Hauses, Umzug in eine kleine feine eigene Wohnung zu rechnen ist. Fulltimejob, ja, aber einer, der mir Spaß macht (was ein unschätzbarer Wert ist, auch bei einem äußerst geringen Verdienst *seufz*). Aber der Rest der Zeit gehört jetzt mir. Mir allein. Das ist ein Schatz, den ich behüten will.

(Kurz die Idee, ich sollte das bis hierhin Geschriebene wieder löschen. Zu viel Reflexion, wieder mal. Ermüdend. Wollte ich nicht einfach wieder drauflos ...)

Ich kann nichts versprechen, auch mir selbst nicht.

Mein Vorsatz fürs neue Jahr: Freundlich sein.

(Desweiteren: wieder mehr lesen, noch öfter ins Kino gehen, schreiben schreiben schreiben schreiben ... Atmen.)

(Wie unspektakulär das klingt.)


*


Ich wünsche euch allen ein gutes Jahr 2017. Von Herzen.

Und, zum wiederholten Mal: Don‘t be afraid.