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Samstag, 3. Juni 2017

Diese Art Stummheit

Diese Art Stummheit, die nicht daher rührt, dass die Worte fehlen, sondern daher, dass keine Worte nötig sind.

Samstag, 1. Oktober 2016

Wir haben Zeit

Du hörst den Schrei genau. Natürlich hörst du ihn, schließlich herrscht um dich herum Stille und auch du bist stumm, seit langem. Also hörst du den Schrei, weigerst dich aber, ihn zu orten. Tja ...

Blättern Sie ein wenig zurück, schließen Sie die Augen, tippen Sie mit dem Finger (einem beliebigen, wenn auch vorzugsweise dem rechten Zeigefinger) auf eine Stelle und lesen Sie, was da steht. Erinnert es Sie? Woran? Erkennen Sie es/sich wieder? Wie weit sind Sie inzwischen von dieser Stelle entfernt? Lichtjahre? Einen Katzensprung? Wer sind Sie und seit wann? Möchten Sie darüber sprechen? Mit wem?

Der Schrei verstummt, ihm wachsen Ohren aus dem Bauch heraus, du öffnest den Mund, sehnst dich nach Wahrheit, weißt aber nicht ... Tja ...

Darf ich Ihnen das Du anbieten? (Erinnern Sie sich, dass wir damit begannen? Dass die Fremdheit erst später kam, schleichend, erinnern Sie sich? (Du dich?)) Darf  ich? Ihnen? Das Du? Anbieten?

Die Stille ist erdrückend und fordernd zugleich. Sie ist aber auch eine dargebotene Hand. Bereit zu nehmen, was auch immer da ist. Du zögerst, da ist dein Anspruch (siehe oben), der steht dir im Weg, dennoch willst du nicht von ihm lassen. Darüber sollte kein Urteil von niemandem gefällt werden. Als Dilemma wollen wir die Angelegenheit nicht bezeichnen, dafür ist sie zu ... Zu was? Uneindeutig? Prekär? Diese Neigung zu Definitionen! Schon schwirrt dir der Kopf. Stummes Rauschen. Tja ...

Lassen Sie das sich. Lassen Sie einfach. Lassen Sie. Und lassen Sie auch das. Und lassen Sie sich um Himmels Willen nichts vorschreiben! Wir können auch noch ein wenig warten mit dem Du. Wir haben Zeit.

Sonntag, 29. Mai 2016

Lust auf ... (Momentaufnahme)

Was man von ihr wissen kann, wenn sie schweigt:
Dass sie schweigt. Nichts weiter.


Sie sitzt im Basilikumduft der Küche (dieser unglaublich üppige Busch im roten Topf), das Fenster gekippt, damit sie den Vögeln draußen lauschen kann. Im Wohnzimmer stehen einige bereits gepackte Kartons. Weitere warten darauf, gefüllt zu werden. Was wiegt schwerer, fragt sie sich, das 100teilige V&B-Geschirr (Bone China) oder die Erinnerungen? Die unzähligen Bücher oder die in diesem Haus gelebten Jahre? Unmöglich zu beantwortende Fragen. 

Dieser kompakte Abschied.

Sie lebt in Bob Dylan Songs in diesen Wochen. Der vertraute Halt. Etwas, das bleibt, das nicht verloren geht, das sie mitnehmen kann, wohin auch immer sie geht. A rolling stone gathers no moss.


Lust auf neuen Plöhzinn.
Lust auf Licht und Schatten.
Lust, in den Schuppen zu gehen und selbst ein Boot zu bauen.
Lust, zu pfeifen. Auf alles Mögliche.


Dieser kompakte Abschied.
Das Gute daran, das Beglückende. Und das Schmerzhafte. Die Lust.

Sonntag, 17. Januar 2016

2Wochenrückblick 4. - 17. Januar 2016

gelesen:

Don Winslow: Missing. New York

Zwei Mädchen sind verschwunden, die eine wird schon bald gefunden, ermordet, der Täter ist schnell gefasst, die Akte wird daraufhin geschlossen. Nur Frank Decker glaubt nicht an ein Ende des Falls und ermittelt auf eigene Faust weiter, ganz das Klischee des guten Detectives und des harten Typs mit dem weichen Kern, ein Mann nicht nur auf der Suche nach einem verschwundenen Kind, sondern auch nach sich selbst. Man(n) kennt das. Trotzdem: Die Geschichte ist in sich glaubwürdig, gut aufgebaut und vor allem so fesselnd geschrieben, dass ich den Alltag um mich herum komplett vergaß. Das ist Entspannung pur, dafür lese ich Krimis. 
Kleines Aber: Winslows bei Suhrkamp verlegte Krimis sind besser, komplexer, nicht wegen Suhrkamp, sondern umgekehrt, vermutlich; außerdem gibt es in Missing. New York patriotische Anklänge (Irakkrieg gut, Todesstrafe gut), weshalb ich ihn stellenweise mit ambivalenten Gefühlen gelesen habe.



Robert Seethaler: Ein ganzes Leben

Der Mann kann schreiben. Und zwar mit einer solchen Leichtigkeit, dass das Lesen der reinste Genuss ist. Schon mit dem Vorgängerroman Der Trafikant ging es mir so, hier nun wieder, wenn auch die Geschichte eine ganz andere und der Erzählstil diesmal karger, damit dem Sujet absolut angemessen ist.
Worum geht‘s: Um nicht mehr und nicht weniger als das ganze Leben eines einfachen Mannes, eines Einzelgängers in einem österreichischen Bergdorf, der im Laufe seines Lebens und in Anpassung an die politischen, gesellschaftlichen, technischen Veränderungen als Hilfsknecht, Seilbahnbauer, Soldat, Touristenführer arbeitet, eine einzige kurze große Liebe erlebt und am Ende, auf die anderen Dorfbewohner leicht verschroben wirkend, in selbstgesuchter Einsamkeit stirbt.
Gut 130 Seiten angefüllt mit Beschreibungen von archaischer Schönheit, taktvoller Charakterzeichnung und Würdigung eines Lebens in Schlichtheit und Selbstbescheidung, ohne Beschönigung oder Glorifizierung, beispielhaft für vermutlich viele Leben, die nunmal so und nicht anders verlaufen sind.



Laline Paull: Die Bienen

Aus den Klappentexten der gebundenen Fassung und des Taschenbuchs: 
„Ihr Name ist Flora. Ihre Nummer 717. Sie ist ziemlich groß. Ihr Pelz ist struppig. Andere finden sie hässlich. Doch sie ist klug und mutig. Und sie muss sich gegen die Regeln des Bienenstocks behaupten, denn Flora 717 ist eine Biene. Genauer: eine Säuberungsbiene aus der untersten Kaste im Bienenkorb. Ausgestattet mit Fähigkeiten, die ihren Rang weit überschreiten, steigt sie schnell auf und darf sogar an der Seite der Königin leben. Alles scheint perfekt. Doch ohne es zu wollen, gebiert Flora eines Tages ein Ei. Ein Umstand, der allein der Königin vorbehalten ist und bei Missachtung schwer bestraft wird. Es beginnt ein Wettlauf um Zeit, Nahrung und Geschicklichkeit, um ihr Leben und das ihres geliebten Kindes zu bewahren. Laline Paull inszeniert gekonnt einen Roman über Aufstieg, Liebe und Gerechtigkeit.“
Dieses Buch ist ein Märchen für Erwachsene, es ist Abenteuerroman und düstere Fabel um das Leben in einem totalitären Staat, allerdings mit gutem Ausgang und einer extrem originellen Heldin.  
„Ein hinreißendes Debüt“ meinte Denis Scheck und ich meine das auch.


geschaut:

The Killing

alle vier Staffeln
als Neuverfilmung der dänischen Serie Kommissarin Lund – Das Verbrechen produziert, aber in vielem abweichend und eigenständig, weshalb man die beiden nicht miteinander vergleichen muss, sie stehen jeweils für sich und ich habe die eine im letztem Jahr und die andere in den ersten zwei Wochen des neuen Jahres mit Begeisterung und fast suchtmäßig geschaut (Ach, und wie sich mein romantisches Herz über den Schluss der vierten Staffel von The Killing gefreut hat! Ich will hier aber nicht spoilern, falls jemand mitliest, der die Serie noch später als ich entdeckt.)
Bin jetzt in Linden & Holder verliebt.




Season 1-3 Trailer


Season 4 Trailer




geschrieben:

wenig
Es gibt ein paar Dinge in meinem Privatleben, die mich momentan sehr einnehmen.
Und es gibt die Reaktionen von verschiedenen Seiten, teilweise ideologiebesetzt, auf die Silvesternacht in Köln, die mich allesamt ebenso fassungslos machen wie die Ereignisse selbst. Und die mich entgegen meiner sonstigen Art im Netz verstummen ließen. Aus Feigheit? Aus dem Gefühl, mit meiner Sicht, meinen Gedanken allein dazustehen? Aus der kleinlichen Sorge, mich vielleicht unbeliebt zu machen?
Natürlich ist es nie leicht, zwischen all den laut und selbstbewusst Auftretenden und sich immer gleich in Aktionsbündnissen Zusammenschließenden als Einzelne eine abweichende Meinung zu vertreten, eine, die sich irgendwie nirgendwo einordnen lässt.
Ich brauche Bedenkzeit, Einkehrzeit, andere einzelne Stimmen (die es zum Glück gibt! s.u.), den Austausch mit ihnen ...
Ich habe mich also bisher darauf beschränkt, wenn überhaupt, dann „um den heißen Brei“ herum zu schreiben und tue das auch hier wieder. Gefällt mir zwar nicht, geht aber einfach (noch) nicht anders. 
Zwischendurch überlegte ich, über andere Dinge zu schreiben, aber das war mir nicht möglich, zu sehr bin ich innerlich von dem einen Thema besetzt. Lediglich das Dilemma Dinge, die mir auf der Seele brennen vs. selbstverordnete Sprachlosigkeit konnte ich ansatzweise formulieren. 
So der derzeitige Stand. Immerhin reichte es für einen Wochenrückblick. Eine im letzten Jahr erwachte und nach wenigen Monaten schon wieder eingeschlafene neue Tradition in meinem Blog. Vielleicht lässt sie sich wachküssen.


gedacht:

1. Freiheit ist eine Menschenpflicht.

2. #Hashtags machen Wörter kaputt.
(Ich wünsche uns allen, dass ausnahmslos jeder Aufschrei frei von Vereinnahmung durch ideologisch begründete #Hashtag Aktionen und Bündnisse gehört wird. Und ich wünsche den Wörtern, dass sie ideologisch unbesetzt bleiben. Ja. nennt mich ruhig naiv.)

3. Das Sprachlos ist wahrlich kein leichtes.


gefreut:

über einzelne Stimmen der Vernunft zwischen den sich gegenseitig übertönenden Gruppen von dumpfem gewaltbereitem Pack, pöbelnden Rassist*innen und ideologiegeschwängerten Besserwisser*innen und Welterklärer*innen 


getrauert:

um David Bowie und Alan Rickman, zwei Wunderbare

Where are you now?

Im Netz gibt's so viele Nachrufe, Videos, Zitate, Links ..., dem muss ich nichts mehr hinzufügen


gehört:

klar, David Bowie
klar, Bob Dylan, The Cutting Edge 1965-1966, mein Weihnachtsgeschenk (und gedacht, bitte stirb du jetzt nicht auch noch)

und, in Dauerschleife, nachdem The Killing endgültig zu Ende war: den Schlusssong der letzten Folge der letzten Staffel (das Video mit Filmsequenzen zeige ich hier natürlich nicht, aus Spoilergründen :-))





The Jezabels: Peace of Mind

Freitag, 15. Januar 2016

wie kleine bedürftige Körper (vom Sprachlos)

wo ist die Sprache hin
meine
nicht verschweigen zu wollen
nicht aussprechen zu können
stattdessen ...
kein stattdessen
absorbiert zu sein
vom Unausprechlichen
dennoch: sprechen zu wollen
klar
alternativ:
über „das andere“
oder doch über das eine?
wie denn nur?
keine Worte zu finden
außer denen in mir
derer zahlreiche sind
eine Grenze zu ziehen
nach außen
wo der Tumult herrscht
ich könnte auch über (s.o.):
„etwas anderes“
schreiben sprechen
es geht nicht
bin sprachlos
trage mein Sprachlos
(was nicht dasselbe ist)
denke:
Das Sprachlos ist wahrlich kein leichtes.
und spreche dann doch
füge Buchstaben
Wörter
Sätze
aneinander
wie kleine bedürftige
Körper

Mittwoch, 13. Januar 2016

Den Leisen

Wie lange wollen wir noch schweigen?

Vielleicht so lange, bis die Opfer nicht mehr übertönt sind?

Sind sie das?

Hörst du sie etwa?

Kennen wir ihre Namen? Einen einzigen?

Warum sind sie so leise?

Warum sind die anderen so laut?

Meinst du alle anderen, ausnahmslos?

Meinst du nicht?

Okay, warum sind sie so laut?

Und warum sind sie so schnell?

Weil sie sich sicher sind?

Sind sie das?

Wie können wir das wissen?

Wie kann irgendjemand irgendetwas mit Sicherheit wissen?

Vielleicht nach einer Weile der Stille?

Welcher Zeitraum wäre angemessen?

Wollen wir es herausfinden?

Wie?

Indem wir vorerst weiter schweigen?

Und zuhören?

Den Leisen?

Ja, den Leisen. Ausnahmslos.