Montag, 21. Januar 2013

Wie Traurigsein geht, fragt sie

Wie Traurigsein geht, fragt sie, und ahnt, dass sie etwas ganz anderes meint, nämlich wie sich die Zeit zurückdrehen ließe auf Anfang, und wie sich ein gerader Weg einschlagen ließe ohne Schmerz und ob das dann wirklich schöner und besser und wahrer wäre, oder ob dann etwas fehlte. Auf die Traurigkeit könnte sie verzichten, denkt sie, aber auch auf die auslösenden Momente? Das weiß sie nicht, aber nun ist die Frage plötzlich eine Art Gesellschafterin und der Raum nicht mehr so leer. Es treten Wörter ein, jedes einzelne ein Freund, der sich zur Verfügung stellt. Sie spielt und vergisst darüber die Zeit, die mit ihrer winzigen Schaufel und ihrer unendlichen Geduld den Berg abträgt, der ihr die Sicht verstellt.
Und dann steht da plötzlich ein Mensch.

8 Kommentare:

  1. ....
    Ist das so ähnlich wie in etwa, wenn man von einer Nahrungskette spricht? Dass es am Ende der Nahrungskette ein Mensch stünde?… Hm… dann aber bliebe es immer noch ein wenig unklar. (Dieser Gedanken-Gang kam nämlich so zustande: Man gönnte sich eine drüber Äußerung (mit dem Titel: "Verkettungen") von einem Autor lesen.) Der werte Autor schrieb, dass es so eine Ansicht auch falsch wäre, weil eben die Nahrungskette kein Ende hat.
    Passt es hierher oder wär dies eine andere Party? (Das ist die Frage) Oder doch: „Alles hängt mit allem zusammen“? ;-)
    Übrigens und vor allem: Ein schöner Text, Iris, Danke. Es ist ein großer Vergnügen sowas zu lesen, wenn & sobald man liest.

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    1. Sie sind ein aufmerksamer Leser. ;-) Aber ich verstehe Ihren Kommentar nicht wirklich, glaube ich.
      Die Nahrungskette hatte ich jedenfalls nicht im Sinn.
      Trotzdem danke!

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    2. Na, ich weiß erst recht nicht, was Sie genauer im Sinn hatten, aber es könnte alles Mögliche in der Geschichte sein. Ich weiß auch das nicht, ob die Traurigkeit bei der Protagonistin grundsätzlich nicht aus einem Hunger (egal welcher Art) stamm und so sie dann in seinen Bann zog?! Und wenn es der Fall war, dann könnte man sich ein paar Gedanken dem bezüglich schon machen. Meinen Sie nicht? ;)

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    3. Ich habe überhaupt nichts dagegen, dass Sie sich Gedanken über mein Textchen machen, und die dürfen auch ruhig von dem, was ich meinte, abweichen. Es gibt da kein richtig oder falsch. Aber Sie hatten mich gefragt, ob es um die Nahrungskette geht, und darauf antwortete ich mit Nein. :-)

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    4. Oh verzeihen Sie mir bitte trotzdem, - die unpassende Interpretation; ach sehen Sie, so schnell geht es mit dem falschen Weg, so schnell… Aber jetzt ist es wieder gut; ich habe es verstanden und bedanke mich recht herzlich für Ihre Antwort.
      Lieber Gruß von Anonymus.

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  2. Was mir ganz besonders gefällt an diesem kleinen Text, ist die doppelte Bedeutung, die das kleine Wort "geht" annimmt. Wie geht das? fragt man, fragt vermutlich auch diese "sie" und meint damit, wie etwas funktioniert, aber im Verlauf des Textes wird es durchaus möglich das "geht" wörtlich zu nehmen, also als Frage, wie die Traurigkeit wieder verschwindet, sich fort bewegt. Und letztendlich dann dieser Kontrast, der wieder zu Denken geben kann, zwischen dem geht und seiner prominenten Rolle und diesem letzten Satz in dem ein Mensch steht!
    Gefällt mir ganz außerordentlich gut.

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    1. Liebe Mützenfalterin,
      das ist ein Aspekt, der mir selbst gar nicht aufgefallen ist. Danke! Jetzt verstehe ich auch, warum dieses "geht" unbedingt hinein wollte, ich habe nämlich eine Weile rumgegrübelt, ob nicht eine deutlichere Formulierung besser wäre (deutlicher eben in Richtung des Funktionierens), aber irgendetwas sträubte sich, und so wie Du es gerade interpretierst, weiß ich nun auch warum. :-)

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