Sonntag, 6. Januar 2013

Neu

Der Garten ist über die Ufer getreten, stellt sie fest. 
Wie die Wiese wogt, und das mitten im Winter. Ich werde auf Wellen reiten und im hohen Gras herumstreunen.
Sie schließt den Schuppen auf. Gartengerät und Boot warten dort, ihre Wahl fällt auf letzteres.
Mein Herz kennt wohl keinen Unterschied zwischen Grün und Blau, es klopft bei beiden gleich schnell,  nur weit müssen sie sein.
Wie oft sie schon die Segel gesetzt hat. Der Beginn eines neuen Jahres ist eine weitere Gelegenheit, die sie beim Schopf packt. Hinaus! Immer wieder hinaus.
Sie freut sich, wieder hier zu sein, in ihrem Hafengarten.
Vom Kaimauerzaun aus lässt sie den Blick schweifen.
Das gehört alles mir, staunt sie, und breitet die Arme aus.
Sie hat etwas mitgebracht von ihrer Reise. Kleine zarte Neugeburten, die gehegt werden wollen.
Sie wird sie in die Freiheit entlassen, wenn es soweit ist.
Ich bin reich, denkt sie und setzt einen Fuß über die Schwelle.

2 Kommentare:

  1. Das gefällt mir sehr gut!
    Reich - und sich dessen bewusst sein. Neues hegen und stärken. Wasser und Land verschwimmen ineinander, Realität und Phantasie.

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