Donnerstag, 12. März 2015

Plädoyer für unperfekte, aufrichtige Texte

Adressat unbestimmt

Ich mag deine Unbeholfenheit und dass du dich ihrer nicht schämst, ich mag deine Ungeschicklichkeit im Umgang mit Rechtschreibung und Grammatik, mag die ungelenken Formulierungen und die dünnen Stellen in deinen Erzählungen, diese Stellen, durch die das Licht fällt, so dass die innewohnende Aufrichtigkeit sichtbar wird und dein ehrliches Bemühen, das nie zu einem perfekten Ergebnis führt und gerade deshalb so vollkommen ist. Ich mag das alles sehr, du hast soviel zu erzählen, so wichtig, dass du es tust, dass du dich traust, und ich möchte alle übergriffigen Korrekturen einschließlich der automatischen mit einem Bannzauber belegen, damit sie die Finger von diesen liebenswert fehlerbehafteten Kleinoden lassen, die du im vollen Bewusstsein deines sogenannten Unvermögens dennoch erschaffst, so mutig und trotzig, so schlicht und wahr.

4 Kommentare:

  1. da würde man doch gern mit auf der anklagebank sitzen....

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  2. Die dünnen Stellen, durch die das Licht fällt und die Aufrichtigkeit aufscheint. Sehr schön.
    Da kann aber jemand, trotz oder wegen all der Ecken ganz wunderbar erzählen.
    Ich kenne eine Frau, bei der ist es so, wie Du es beschreibst. So unbeholfen und so wahr.

    Ein schönes Plädoyer!

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    1. Danke!

      (Ich finde ja, dass man das eine wie das andere mögen kann, ich mag schon auch sehr eine formvollendete (nicht zu verwechseln mit förmlicher) Sprache, aber ich mag nicht, wenn sie als Konkurrenzmittel benutzt wird)

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