Samstag, 18. August 2012

Wie sie so unbesiegbar sind (memento mori)

Wie sie unentwegt herfallen über die mit den dreckigen Stecken und den schiefen Gesichtern, mit den falschen Wörtern und den verschränkten Armen. Wie sie so unbeirrt richten, weil sie jeden Zug, jede Geste zu deuten wissen aus ihren Büchern und den teuren Kursen. Wie sie sich selbstkontrolliert in heroische Haltungen biegen und mit gebleckten Fingern von Seminarpodesten herab auf die Verdächtigen, weil Unbeholfenen deuten. Wie sie so gut Bescheid wissen und gewandt sind in den wesentlichen Künsten. Wie sie Hiebe und Münzen mit ein und derselben Hand verteilen und wie ihnen Scham so fremd ist wie Güte. Wie sie so unantastbar gebildet sind und sich in dieses ihr Bild die ganze Welt hineinschaufeln, so unersättlich und so erlaubt durch ihre einzigartige Begründungsfähigkeit. Wie ihnen keiner etwas vormacht, sie aber gerne streuen und austeilen, so gerne, denn da wollen sie doch für sorgen, dass etwas abfällt von ihrem Glanz zur Belichtung derer im Dunkeln.
Wie sie so absolut unbesiegbar sind, solange nur nichts hereinbricht zu ihnen, das kein noch so ausgeschöpftes Gehirn aufhalten kann, weil es vielleicht etwas mit Hunger zu tun hat oder mit Durst, mit einem tiefen Loch und einem plötzlichen Versetztwerden an einen Wüstenort oder in eine Steppe oder mitten hinaus auf die stürmische See, wo ihnen kein Buchstabe mehr hilft und kein noch so kluger Gedanke. Wo sie ausgesetzt und auf einmal nicht mehr zu unterscheiden sind, weil sie wie jeder und jede zurückflüchten in die Embryonalhaltung und ihr allererstes erlerntes Wort dasselbe ist wie bei jedem und jeder anderen und sie deshalb einen gigantischen Chor bilden, indem sie im Kanon dieses Wort herausschreien, und doch waren sie nie in ihrem Leben so allein wie jetzt.

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