Donnerstag, 2. September 2010

Raymond Carver: Träge

"Die Leute, die besser dran waren, hatten's komfortabel.
Sie lebten in getünchten Häusern mit Wasserklosetten.
Fuhren Autos, deren Baujahr und Typ erkennbar waren.
Jenen, denen's schlechter ging, tat's leid und sie hingen rum.
Ihre seltsamen Wagen standen auf Klötzen in staubigen Höfen.
Die Jahre vergehen und alles und jeder
wird ersetzt. Doch eines bleibt wahr -
ich wollte nie was tun. Mein Ziel war immer,
träge zu sein. Darin sah ich das Verdienst.
Mir gefiel der Gedanke, in einem Stuhl zu sitzen,
vor dem Haus, stundenlang, nichts zu tun,
als einen Hut zu tragen und Cola zu trinken.
Was soll daran falsch sein?
Von Zeit zu Zeit an einer Zigarette ziehen.
Spucken. Mit einem Messer Dinge aus Holz schnitzen.
Was soll daran schlimm sein? Dann und wann die Hunde rufen,
und Hasen zu jagen. Versuch's einmal.
Bisweilen ein fettes, blondes Kind, eins wie ich, grüßen
und sagen: 'Wir kennen uns doch?'
anstatt: 'Was willst Du werden, wenn Du mal groß bist?'"


aus: Raymond Carver, Gorki unterm Aschenbecher, Gedichte
Maroverlag 2002

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