Sonntag, 21. Dezember 2014

(nicht fertig) Werden

Wie geht's mit Alice weiter, wie mit der Vogelfrau, und was ist eigentlich aus der Nachtigall geworden, ganz zu schweigen vom Vögelchen
Dann wären da noch die diversen Lyrik-Baustellen: Beute, Der Metaphern so leid und Ungereimtheit, die auf was eigentlich genau? warten.
Und nicht zuletzt die Vorhaben, von denen ich bisher geschwiegen habe, die dennoch nicht minder existent sind, zumindest in der Warteschleife in meinem Kopf.

Ehrlich gesagt: Ich liebe das. Unverzichtbar für mich, lose Fäden in der Hand zu halten, Bruchstücke, die in ihrer Unvollständigkeit dennoch sehr genau etwas zeigen und beschreiben: Einen wesentlichen Zustand, nämlich den des (nicht fertig)Werdens. In einem Raum der Ungewissheit zu lavieren, zu mäandern, zu treiben, zu strömen!, zu sein. 
Es mag widersprüchlich erscheinen, dass ich mich gerade dort, in dieser unübersichtlichen Weite und Vielfältigkeit so sicher und aufgehoben fühle. Dass ich meine Balance nur auf beweglichen Grund finde. Für mich jedoch ist es logisch. Die Weite, und zwar eine wirkliche Weite, die auch für das wegen seiner großen Entfernung nur schemenhaft Erkennbare Platz bietet, eine solche Weite lässt mich atmen. Jede kleinste endgültige Definition dagegen verengt den Blick, den Raum und lässt mich den Erstickungstod fürchten.
In der Weite ist Raum für immer wieder neue Anfänge, lose Enden, Raum für geduldiges Warten darauf, dass sich eine Fortsetzung einstellt, ein neuer Gedanke Flügel bekommt ... oder auch nicht oder anders als vermutet oder erst spät ... für Wiederholungen und Variationen des Immergleichen, ja, auch das, ganz wichtig! 
Alles hat Zeit, alles darf.

Das klingt schon ein wenig nach Jahresrückblick, und irgendwie ist es das auch. In den letzten Tagen durchstöbere ich mein Blog, freue mich über vieles, staune über manches – das war ich? – und finde auch ein paar Dinge, die mir im Nachhinein peinlich sind. Egal, sie gehören dazu, sind Teil des Gesamtbildes, des lebendigen Gartens. 
Und beim Stöbern wird mir wieder bewusst, wie vorläufig und unvollkommen alles ist, wie es aber zusammengenommen doch ein Bild ergibt, nach und nach, wie eine Textur spürbar wird, wie sich das Viele in seinen unterschiedlichen Facetten zu einem einzigen Text zusammenwebt, der noch lange nicht fertig ist. Und ja, das beruhigt mich. Es geht weiter.



8 Kommentare:

  1. ... was für ein beglückender eintrag!
    irgendwie geht es mir ähnlich. :)
    es ist etwas wie "offen bleiben".
    sehr schön.
    lg!

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    1. Ja, offen bleiben, in einem Raum, der ebenfalls offen ist ...
      Herzliche Grüße,
      Iris

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  2. Schön, das Bild vom lebendigen Garten. Alles wächst zu seiner Zeit, oder auch nicht. Daran kann ich mir ein Beispiel nehmen. Alles Liebe

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    1. Danke, meine Liebe, und ich freu mich, dass dein Café nun eröffnet ist. :-)

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  3. Hab es gut! Und ich bin gespannt aufs Weitere hier!
    Sonja

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    1. Hab du es auch gut, liebe Sonja! Und die Gespanntheit ist ganz auf meiner Seite. :-)
      LG, Iris

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  4. Einen schönen Garten hast Du da, vielfältig und doch erkennt man überall die Handschrift der Gärtnerin.
    Vorläufig muss unser Lebenstext sein, weil wir uns entwickeln und weil das, was wi schreiben Ausdruck dieser Reise ist.
    Ich bin sehr gerne hier und schaue den Blumen beim Wachsen zu.

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    1. Ich danke dir.

      Manchmal der Wunsch, etwas endgültig abzuschließen, es als wirklich fertig bezeichnen zu können ... vergleichbar dem Wunsch anzukommen und bleiben zu können.. ader schon in der Differenzierung des Wunsches soll es ein Ort sein, von dem aus man wieder aufbrechen kann, ein Hafenort ... immer wieder ... bis dann eines Tages ...

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