Mittwoch, 30. November 2011

Wunschzettel

- ein freundlicher Spiegel
- eine Taschenwolke
- eine Rose, die meinen Namen trägt
- ein günstiger Wind
- ein Boot
- ein eigener Ort
- Zeit, meine Lieblingsbücher ein zweites, drittes, viertes Mal zu lesen
- die Sprache eines Tieres verstehen
- Freundschaft mit mir selbst
- jemand, der es liebt, mit mir Scrabble zu spielen
- ein Gedicht nur für mich
-
-


Was steht auf Deinem Wunschzettel?

Samstag, 26. November 2011

Vertraut

Wie vertraut sie sich sind. Er singt im Duett mit dem Küchenradio. Sie zieht den Bauch nicht mehr ein. Vorm Fenster halten Vögel inne, mitten im Flug. Blätter winken, bevor sie sich niederlassen. Wolken formieren sich zu Ratefiguren. Die Sonne hält sich zurück. Seht, wie sehr sie wohnen!
Aufgerissener Asphalt und Nagetiere, eingetrocknetes Blut, Erde unter den Fingernägeln, Dornen im Haar und Verwüstung im Blick; Überreste eines Sommers, den sie gerne übersprungen hätten.
Sie öffnet das Fenster, scheucht mit den Krähen die Erinnerung fort. Er legt das Messer zur Seite und nimmt ihre Hand. Gemeinsam wissen sie um etwas Dunkles. Sie schließen die Augen und legen die Münder aufeinander. Aus ihren Lungen steigt Licht.

Freitag, 25. November 2011

Was Nam June Paik sagt

„There is no rewind button for life.“

und:

„When too perfect, lieber Gott böse.“

Samstag, 19. November 2011

Übermut

Manchmal 
wenn die Kettenhunde schlafen 
folgt sie dem Pflasterweg zum Tor hinaus 
und tritt - voll Übermut -
auf jede Fuge

Donnerstag, 17. November 2011

Warum ich lese

Ich ahne ungefähr, warum ich schreibe, aber ich weiß genau, warum ich lese.
Wegen Texten wie beispielsweise "Fern Hill" von Dylan Thomas, den ich mir schon unzählige Male laut vorgelesen habe - es muss laut sein, denn der Klang spielt eine wesentliche Rolle, und aus demselben Grund muss es in der Originalsprache sein - und den ich wegen seiner Bilder liebe, die verschwenderisch in die Zeilen gehängt sind wie in eine weitläufige Galerie.
Mich berührt, nein mich packt die Schönheit der verwendeten Wörter und Sätze, ich lande in Grün und Gold, in Sonne und Wind, reite, schlafe, fliege.
Das Lesen dieses und anderer Gedichte von Dylan Thomas (und anderen, ähnlichen) macht mich auf eine Weise furchtlos, die sich schwer erklären lässt. Ich vermute, es hat damit zu tun, dass seine Sprache eine Verbindung schlägt zwischen innerem Erleben und äußerer Welt, damit eine Trennung aufhebt und stattdessen Zugehörigkeit und Aufgehobenheit schafft.
Im Übrigen ist "Fern Hill" einer der Texte, die mich so komplett zufriedenstellen, dass ich nach dem Lesen noch nicht einmal denke 'So möchte ich auch schreiben können'. Das will etwas heißen.

Montag, 14. November 2011

Ich fürchte mich auch

Weißt du, es geht doch immer weiter. Und es geschieht nicht nur, was du dir ausdenkst, es geschieht auch, was will. Nimm das als Entlastung, lehn dich zurück und betrachte. Siehst du die leise Bewegung? Es wird und wird. Selbst im Zerfall steckt noch Leben. Nur das Konservierte ist tot. Halt es fest, und es stirbt. Lass es los, und es wandelt sich. 
Gehen wir ein Stück zusammen? Wir können Bäumen begegnen und Steinen und Vögeln und Abendrot. Wir können uns an der Hand nehmen, wenn es brenzlig wird oder kalt. Ich weiß, überall lauert Abschied. Ich weiß, du fürchtest dich. Keine Sorge, ich fürchte mich auch.

Mittwoch, 9. November 2011

In meinem Kopf (Loses Blatt #34)

In meinem Kopf steht eine blaue Bank, auf der sitzt mit staubigen Füßen die Welt.

Donnerstag, 3. November 2011

Keine Lust auf Text

Keine Lust auf Text 
eher auf Haut
aber die darf zur Not 
aus Worten bestehen