Freitag, 20. März 2015

(Spiel)Raum

Es muss einen Raum geben innerhalb des Widerspruchs, dass Worte einerseits nie genügen und ihrer andererseits stets zu viele sind. Einen Raum, der eng und weit genug, umschließend und zugleich freigebend ist. Einen Raum für Genauigkeit und Entfaltung. Es muss diesen Raum innerhalb der Sprache geben. Es gibt ihn, schätze ich und nenne ihn  – – –  nein, ich (be)nenne ihn nicht. Poesie wollte ich zuerst schreiben, dann fiel mir der Wandel ein, den die Bedeutung des Begriffs im Lauf der Zeit durchgemacht hat. Zu ungenau und missverständlich also. Dichtung dachte ich als nächstes, aber ähnlich problematisch auch das. Tja, welches Wort, welcher Begriff könnte passen? Ich suche hier ja gar nichts objektiv Richtiges, allgemein Gültiges. Oder vielleicht doch? Ich weiß es nicht sicher. Mir würde schon ein Begriff genügen, der genau ausdrückt, was ich meine und sagen will. Wie also kann ich diesen Raum bezeichnen? Einen Raum, dessen Existenz ich ja nur vermute oder spüre, so sage ich jedenfalls, weil ich nicht wage, zu behaupten, dass ich um diesen Raum weiß. Denn dann müsste ich vielleicht einen Beweis antreten, und wie soll ich das bewerkstelligen, wenn mir noch nicht einmal das passende Wort für diesen Raum einfällt. Aber, so denke ich gerade, vielleicht muss es ja so sein, dass es keine Bezeichnung für diesen Raum gibt. Denn eine konkrete Bezeichnung würde ihn ja definieren, würde ihn damit ein- und begrenzen. Möglicherweise entzieht er sich dem, will/muss unbenannt  und somit frei und wandelbar bleiben, anpassungs- und entwicklungsfähig, je nach Bedarf. Vielleicht ist dieser Raum innerhalb des Zuviels und Zuwenigs an Worten genau dieses Spielfeld, auf dem alles möglich und erlaubt ist, in dem aber aus eben diesen Gründen nichts zwingend erfolgen muss, sondern sein und bleiben und vergehen kann, wie es will, in vollem spielerischen Ernst. Vielleicht will dieser Raum nicht benannt, sondern einfach genutzt werden. Zum Spiel. Und vielleicht ist dieses Spiel, dieses Spielen eine ähnlich komplexe Herausforderung wie Lieben und Sterben es sind. Ja, denke ich, genau darum handelt es sich, genau das ist es, ist er: ein Spielraum. Ohne jetzt gleich viel klüger zu sein, nachdem ich dieses Wort, oder besser die Möglichkeit eines frei definierenden Wortes gefunden habe, so klug war ich vielleicht als Kind, da wusste ich noch, wie das geht: Spielen, ohne zu wissen, dass ich spiele und ohne zu wissen, dass ich (es) weiß. Heute weiß ich (es) nicht mehr, oder weiß nur zu gut/zu viel, es gibt da zwar diese Momente, die immens glückvollen, weil unbewussten, die leider immer viel zu kurz sind, sich nicht konservieren lassen und auch in der Erinnerung verblassen. Aber es gibt sie, und es gibt sie zuhauf, wenn ich mich im oben genannten unbenannten Raum bewege. Spielerisch wild wie ein junges flüchtiges Tier. (Huch, sogar Metaphern und Vergleiche sind dort erlaubt. Ich bin fasziniert.)

Und gegen den Takt meines Wortflusses schlägt irgendwo ein Vogelherz mit einem schöneren wärmeren Geräusch als ich es je werde produzieren können ...

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