an einen/jeden – auch den imaginierten – Kritiker gerichtet
Warte!, sagst du, sagst: Halt!, du bist noch nicht soweit, dir fehlt noch dies und vor allem noch das, lies noch mehr, lerne noch intensiver, beschäftige dich noch konzentrierter mit diesem und vor allem mit jenen, die sich schon lange vor dir damit beschäftigt haben, die es bereits von zahllosen Seiten beleuchtet, die es auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt haben, die viele kluge und aufschlussreiche Dinge schon lange vor dir geäußert haben, tu das, sagst du, lies die, sagst du, wenn du mitreden willst, aber ..., sage ich, nichts aber, sagst du, doch, sage ich, doch, es muss da ein voraussetzungsloses Denken geben, ein frischgebürtliches, das etwas Neues hinzufügt aus einer Ungeprägtheit heraus, nicht aufbauend oder anschließend an etwas Altes, Übermitteltes, Angeeignetes, sondern ausgehend vom ersten erblickten Lichtstrahl, vom ersten wahrgenommenen Geruch, vom ersten gehörten Laut, von der ersten gefühlten Berührung, vom ersten erlebten Geschmack, so etwas Frisches, Eigenes, Unnachahmliches, den Wunsch nach Wiederholung Einpflanzendes, so etwas ..., Blödsinn, sagst du, das alles ist nichts ohne Referenz, ohne ein Bezugssystem, dafür braucht es Jahre und Jahrzehnte des Fleißes und des klar ausgerichteten Interesses, das kriegst du nicht so schwupps aus dem Mutterleib gleitend mit, das musst du dir hart erarbeiten, das dauert, das fordert, darüber wirst du unter Umständen faltig und grau, ja, sage ich, und dann bin ich tot, da hab ich dann aber wirklich was von gehabt, habe meinen Beitrag des gläubigen Zitierens geleistet, brave Jüngerin, ich, treue Vermittlerin der Altehrwürdigen, supersupertoll das, nichts Besseres, Schöneres, Wahreres kann ich mir vorstellen, danke danke danke für die Lektion, großer Meister, Hey, stopp, sagst du, jetzt aber mal nicht so polemisch, nee, stimmt ja, sage ich, die Polemik ist ja dein Fachgebiet, ich sollte mal schön bei meiner Naivität bleiben, da gehöre ich hin, in die einfältigen Räume, die ich mir selbst auffächere, nach außen stülpe, in denen ich mich selbst frei bewege, aus mir heraus und über mich hinaus, in denen ich Rahmen in unvorbestimmte Richtungen sprenge und Grenzen mal überschreite, mal untergrabe, in denen ich lese, was ich will, das ist mein Gesetz, es gibt ja auch kein anderes und wenn, wäre es eingebildet, künstlich, und klar, sage ich, klar will ich lernen, begierig sogar, aber ohne Zwang, künstlich auch der, ohne überhöhtes Muss, ohne jegliche Gläubigkeit und Folgsamkeit, ohne all das, und, sage ich, ich wünschte, jeder und jede wäre so frei, ach was, das sind sie ja, aber sie nutzen diese Freiheit nicht, bitten erst um Erlaubnis, machen sich klein, vorgeburtlich klein, wie so ein Embryo, ich aber, sage ich, ich will mich strecken, weit ausstrecken, nicht nach den alten Büchern, sondern nach dem Himmel, dem azurnen Raum über mir und weit am Horizont, den will ich berühren und greifen, in den will ich mich vertiefen, den will ich bitten, sich zu offenbaren, mich zu lehren, dem will ich glauben ..., und jetzt sagst du nichts mehr, hältst mich vielleicht für einen hoffnungslosen Fall, kurz bin ich versucht, deinem sich bereits abwendenden Blick die Tür zu öffnen in einen meiner Räume, der mit Büchern vollgestellt ist, alle von mir gelesen, verschlungen, ja, was sagst du nun, und denke, du wärest für einen Augenblick komplett verwirrt, wie jetzt?, würdest du mit hochgezogenen Augenbrauen fragen, also doch nicht so jungfräulich naiv?, und ich würde lachen, nee, würde ich sagen, ich liebe es, zu lesen und zu lernen, da staunste, was?, aber ich lasse mir nicht befehlen, lasse mich nicht konditionieren, nicht von Buchstaben, und dann würde ich dich stehen lassen in deiner Perplexität und würde hinaustreten an die Luft und in die von ihr umschlossene Komplexität und würde einmal tief durchatmen, lieber Freund und Kritiker, ja, du hast richtig gehört: Freund, als den ich dich in aller Freiheit immer noch sehe und bezeichne, sag, bist du auch so frei?
... sondern ausgehend vom ersten erblickten Lichtstrahl, vom ersten wahrgenommenen Geruch, vom ersten gehörten Laut, von der ersten gefühlten Berührung, vom ersten erlebten Geschmack, so etwas Frisches, Eigenes, Unnachahmliches, den Wunsch nach Wiederholung Einpflanzendes, so etwas.... GENAU! Keine Zweifel-Schluckimpfung mehr, nie mehr!
AntwortenLöschenEinmal geimpft, für immer geimpft ... Der Zweifel wird wohl mein ständiger Begleiter bleiben. Ist vielleicht auch gut so, denn es ist ja nicht nur der wiederkehrende Zweifel an mir selbst, sondern auch und vor allem der an den selbsternannten Qualitäts- und Kunst- und Kulturwächtern, ach, eigentlich der Zweifel an allen, die irgendwelche Überzeugungen mit missionarischem Eifer vertreten. Dieser Zweifel darf ruhig bleiben. Und der an mir selbst umgekehrt proportional dazu immer geringer werden. :-) JAWOLL!
LöschenDas stimmt. Dieser Zweifel darf bleiben. Ich dachte auch eher an Selbstzweifel, an die innere Zensur. An alles, was uns daran hindern kann, unnachahmlich und eigen zu sein / zu werden.
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