(Was als Traum begann, lässt mich nicht mehr los. Nach der ersten Fortsetzung nun eine weitere. Wo das hinführen wird? Wenn ich das wüsste.)
Am Fluss angekommen begann ich umgehend damit, mich meiner schmutzigen Kleider zu entledigen. Erst da, noch atemlos von der Flucht, wurde ich mir der Tasche bewusst, die ich den ganzen Weg mitgeschleppt hatte und die vollgestopft war mit Fundstücken aus dem seltsamen Haus. Ich musste sie mir reflexartig umgehängt haben, vielleicht weil ich die Dinge darin vor einer Entdeckung durch die Hüter bewahren wollte. Aus demselben Grund habe ich sie übrigens bisher in meiner Geschichte unerwähnt gelassen, sprach lediglich von der Spritze und dem Bilderbuch. Die anderen Fundstücke hatten mich unmissverständlich zum Schweigen aufgefordert, zum Wahren ihres Geheimnisses.
Ich legte die Tasche nah am Ufer ab, warf meine Kleider auf einen Haufen, die würde ich später waschen und zum Trocknen in die Sonne legen. Dann stieg ich nackt in den Fluss. Er war nur knietief an dieser Stelle, sprang über faustgroße Kiesel und entließ nach und nach kleine Fische aus seinen Schatten. Ich bückte mich, schöpfte vom kühlen Wasser und spritzte es mir ins Gesicht. Da legte sich von hinten eine Hand auf meine Schulter. Ich fuhr herum, schon in dieser blitzartigen Bewegung ahnend, wen ich vor mir sehen würde. Und tatsächlich. Da warst du, unverändert, von mir bis hierher getragen.
Ich unterdrückte meine aufkommende Verwirrung, wollte lieber fraglos hinnehmen, was da an scheinbar Unmöglichem geschah. Wollte nicht wissen, ob ich noch träumte oder längst erwacht war. Oder möglicherweise in einer Art Zwischenwelt gefangen war. Spielte das eine Rolle? Ich hatte eine Gänsehaut, mein Herz klopfte laut, dein Blick war wach und mir zugewandt. Und ich vernahm ein Rauschen, das sowohl vom Wasser als auch von meinem eigenen Blut als auch von einer Filmspule herrühren konnte. Wie unwichtig, das zu wissen.
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