Donnerstag, 18. April 2013

letztes Gesicht

liegt ein gefalteter Schatten
unter der Schwinge

hebt sich die Schwinge
löst sich der Schatten
und steigt

verfliegen die Jahre

senkt sich die Schwinge
legt sich ein Schatten
über die Zeit

liegt die gefaltete Schwinge
unter dem Schatten
und schweigt


wie alles sich neigt
selbst die Wandelbarkeit
hat ein letztes Gesicht
das verleugnest du nicht


*



Erster Nachtrag um 11:25 Uhr: Und auch dieses Gedicht, welches sich innerhalb der letzten Stunden mehrfach gewandelt hat, nachdem ich es eigentlich schon für abgeschlossen gehalten hatte, wird irgendwann sein letztes Gesicht erhalten. 

Zweiter Nachtrag am 19.04.13 um 13:22 Uhr: Ja, so bleibt es jetzt. Letztes Gesicht.

9 Kommentare:

  1. "Letztes Gesicht" - IST /WÄRE DAS - das am besten den eigentlichen Kern / die Essenz widerspiegelt / öffnet ? Meinst Du das, liebe Iris ?

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    1. Spielt es denn eine Rolle, liebe Irena, was ich gemeint habe?
      Deine Deutung gefällt mir. Und meine eigene Deutung beim Lesen weicht bereits ab von meiner Vorstellung beim Schreiben, oder erweitert sie zumindest.

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    2. .... doch, - es spielt eine Rolle,- und wie / was für eine !! - sonst würden wir darüber nicht reden / nicht schreiben, liebe Iris. Es ist ein sehr schönes Gedicht! Danke und liebe Grüße!

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    3. Darüber zu reden/ zu schreiben muss aber nicht zum Ziel haben herauszufinden, was die Autorin mit dem Text gemeint hat. Das finde ich persönlich als Leserin völlig uninteressant. Und als Autorin geht es mir nicht darum, dass jemand einen Text von mir "richtig" versteht. Dieses eine "richtig" gibt es in meinen Augen nicht. Ich würde deshalb auch niemandem einen meiner Texte erklären. Höchstens, aber auch nur eventuell würde ich darüber sprechen, was mich dazu bewogen hat, ausgerechnet diesen Text ausgerechnet auf diese Weise zu schreiben.
      Ein Austausch hätte für mich eher zum Ziel, die verschiedenen Eindrücke zu teilen und dadurch eine Bereicherung zu erfahren.
      Auch Dir liebe Grüße!

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    4. :) So ein "Ziel":"herauszufinden, was die Autorin mit dem Text gemeint hat"(und überhaupt: irgendein "Ziel") hatte ich eigentlich nicht. "Ein Austausch" find' ich schön.
      Danke :)

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    5. Natürlich möchte ein Autor mit einem Text etwas Bestimmtes sagen, doch ist er niemals Herrscher über die Rezeption durch die Leser. Allerdings bewegt er sich - durch Wahl der Bilder, Stilmittel - ja nicht von ungefähr in einem kulturellen Kontext, der zumindest grob nahelegt, was ein Schreiber wohl gedacht hat. Ich kann, liebe Iris, Deine Erfahrung nicht teilen, daß ich als mein eigener Leser andere Deutungen fände als als Autor. Der Text ist bei mir selten klüger als sein Verfasser - und wenn, dann nur im Sinne, daß ganz vielleicht noch eine zusätzliche, tiefere Ebene vorhanden ist. Sobald ich ein Gedicht veröffentliche, begebe ich mich allerdings meines Einflusses, meiner Herrschaft über das Gedicht und dessen Wahrnehmung.

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    6. Das erlebe ich ganz unterschiedlich. Manchmal möchte ich etwas Bestimmtes sagen oder erzählen, also vermitteln und bemühe mich um eine verständliche Sprache. Ganz häufig aber stellt für mich das Schreiben eine Annäherung dar oder den Versuch einer Annäherung an etwas schwer Greifbares, aber dennoch spürbar Existentes, etwas, das sich mir selbst erst im Schreiben vermittelt und für das eher ein Akt des Öffnens nötig ist als ein Akt des bewussten Ausdenkens und Formulierens. Manchmal weiß ich dann nur, dass die Worte, die ich gefunden habe oder die sich eingestellt haben, die richtigen sind, weiß dies auf einer anderen als der kognitiven Ebene, aber dieser Eindruck der Wahrheit der Worte kann sich vor oder sogar unabhängig von einem genauen Verstehen einstellen.
      Es fällt mir immer schwer, für diesen Vorgang, dieses Phänomen die richtigen Worte zu finden. Am ehesten trifft es nach wie vor der von mir schon häufig zitierte Satz von Max Frisch: "Schreiben ist Kommunikation mit dem Unaussprechlichen." Und diese Kommunikation ist auch nie beendet, auch wenn ein einzelner Text - Gedicht oder Kurzprosa - in sich abgeschlossen ist.
      Und ein veröffentlichter Text ist für mich ein frei- oder losgelassener, mit dem der Leser tun oder lassen kann, was er will. Mit dem Text, nicht mit mir als Autorin, wohlgemerkt. Es geht nicht darum, was ich meine oder sagen will, sondern darum, dass die Leserin sich im Lesen ebenfalls einlässt auf die "Kommunkation mit dem Unaussprechlichen". So ungefähr. Auch dieser Erklärungsversuch ist nur eine Annäherung. :-)

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  2. Ein Gedicht, dessen Gesicht aussergewöhnlich und deshalb schön ist. :)

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