Samstag, 15. September 2012

Nicht ohne Buick

Heute Nacht habe ich von Igeln geträumt, darunter ein neugeborener Igel, der übers Parkett meines Feriendomizils kullerte. 
Mein Aufenthalt dort diente dem Zweck, einen abgelegenen Hof aufzusuchen, der nur über einen einzigen meilenweiten Weg zu erreichen war. Ich hatte dort etwas zu erledigen. Es musste etwas Unangenehmes sein, denn bis zum letzten Tag meines Aufenthalts traute ich mich nicht hin. Täglich fuhr ich mit dem Bus bis zur letzten Station am Beginn dieses einsamen Wegs, von der aus man mit einem Leihwagen weiterfahren musste. Im Schuppen am Straßenrand gab es aber keinen Buick, und ein solcher musste es sein, hatte ich mir in den Kopf gesetzt, denn während meines Aufenthalts las ich ein Buch im Stil John Steinbecks, in dem zwei Außenseiter in einem alten Buick durch die Gegend kreuzen. Die beiden und ihr Auto und ihr durch dieses Auto erlangtes Unabhängigkeitsgefühl hatten es mir angetan. Ohne Buick konnte ich nicht weiterfahren. Da musste ich den nächsten Bus zurück nehmen, mich einrollen wie ein Igel bei Berührung durch Fremdes, möglicherweise Bedrohliches. 
Aber da beginnt bereits die Interpretation. 
Ich verweile lieber noch etwas beim Anblick der winzigen Igelkugel, bei Beschreibungen von Buickfahrten durch den mittleren Westen Amerikas, beim Blick auf die Landkarte mit dem rotmarkierten einsamen Weg und dem rätselhaften Hof, von dem ich nicht weiß, was ich dort zu erledigen habe, den Busfahrten, die ich übrigens meistens auf einer außen am Bus angebrachten Sitzbank verbrachte, die Hände anschließend steif vom Umklammern des Haltegriffs, meinen Spaziergängen durchs Dorf, der Freundlichkeit seiner Bewohner und ihren zurückhaltend  spärlichen Auskünften über den abgelegenen Hof. 
Immerhin ist es eine gute Geschichte, die mir da heute Nacht erzählt wurde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen