Donnerstag, 22. Januar 2015

More Than A Feeling (Road to Anywhere VII)

was bisher geschah: die ganze Geschichte


*

„Wo geht’s lang?"

Wir waren wieder startklar. Mario streckte die Pfote aus: „Einfach weiter geradeaus."

Ich drückte aufs Gas. Wir fuhren ein paar Kilometer schweigend durch die hügelige Landschaft. Das Mixtape lief auch nicht, ich hatte gerade keine Lust auf Musik. 
Keine Ahnung, woher mein plötzlicher Stimmungsumschwung kam. Das eben Erlebte hing mir nach. Auch der gestrige Tag. Ich bewegte mich so selbstverständlich in Marios Welt. Dabei war ich erst gestern früh aus meiner Welt in seine katapultiert worden. Meine Welt, tja, die hing mir auch nach.

„Du, Alice ..."

„Lass mich“, fiel ich ihm ins Wort. Als ich seinen erschrockenen Blick sah, legte ich meine Hand auf sein Knie und versuchte, ihn zu beschwichtigen: „Das ist hier alles so neu für mich. So viel. So ganz anders als alles, was ich bisher kannte. Unser Trip gestern. Deine Freunde. Die Nacht, Ich ...“

„Pst." Diesmal unterbrach Mario mich. „Pst, Liebes. Wir fahren einfach noch ein Stück, okay? Dann essen wir was. Und dann sehen wir weiter, ja?"

„Ja." Ich nickte zur Bekräftigung.

„Wäre Musik okay?"

„Musik wäre okay", sagte ich und schaltete das Mixtape ein.




Fünf Minuten und einen Song später unterbrach ich erneut unser Schweigen: „Mario?"

„Ja?"

„Wie kommt es, dass das Gras hier soviel grüner ist?"

„Grüner als wo?"

„Als in der realen Welt."

Ich spürte Marios Blick auf meinem Gesicht. Er räusperte sich. Ich erwartete eine seiner typischen Marioerklärungen. Als nichts kam, sah ich zu ihm rüber. Seine Kulleraugen schwammen in Tränen.
Ich trat auf die Bremse. „Mario! Was ist los?"

„Du, du ...", er schniefte. "Du glaubst mich nicht."

„Du glaubst MIR nicht", verbesserte ich ihn reflexartig, aber er schüttelte so heftig den Kopf, dass seine langen Ohren um ihn herumflogen.

„Nein, du glaubst MICH nicht und alles um uns herum. Du bist wie die anderen."

„Welche anderen, Mario?"

„Na, die anderen Besucher. Die meisten glauben, sie träumen und wollen sehr bald wieder aufwachen. Keiner hält das hier " – er beschrieb einen großen Kreis mit seiner Pfote – "keiner hält das hier für real."

„Aber ... aber ist es das denn? Ist es denn real, Mario?"

Wieder sah er mich mit seinen tränennassen Augen an. Sah mich lange einfach nur an.

„Mario! Sag endlich: Ist das hier real?"

Er zog die Nase hoch. „Ich hoffe es, Alice. Ich hoffe es sehr."



*

to be continued

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