Donnerstag, 17. April 2014
Fortschritt
Eines Tages, eines fernen Tages vermutlich, würden wir uns Geschichten erzählen. Wir würden in lockerer Runde sitzen, um einen Tisch herum oder auf einer sommerlichen Wiese oder nachts um ein Feuer oder ... Wir würden uns an Straßenecken treffen, zufällig, uns auf Parkbänken begegnen, in Bussen dicht gedrängt zusammenstehen. Wir würden erzählen, einfach drauflos, vertrauensselig wie Kinder, bevor ... ach ... Und unsere Augen würden leuchten von der Welt, die uns vorgeführt würde. Von den fernen Höhen, den tiefen Wassern, den unbekannten Himmeln. Von all dem Fremden und Vertrauten würden unsere Augen leuchten. Die Farben! Das Licht! Und unsere Ohren wären warm vom Hören. Vom Hören der kunterbunten Geschichten, nicht vom Hören der Bewertungen der Geschichten. Die gäbe es nämlich nicht, oh nein! Es gäbe keinen, der sagte, setz hier ein Komma, mach da einen Punkt, streiche dieses, füge jenes hinzu. Es gäbe keinen, der sagte, gut gemacht, denn darum ginge es nicht. Und niemand spielte sich auf zu einem gut- oder schlecht-gemacht-Sager. Das wären verschwendete Worte. Worte, die wir lieber für unsere Geschichten verwendeten. Wir würden erzählen und erzählen lassen, und das würde uns satt machen, wie das Brot, das wir teilten. Satter als es die Beurteilungen und die Preise und die Verkaufszahlen der Vergangenheit je vermocht hatten. Beschämende Beurteilungen, wie wir nun erkennen würden. Aber wir würden uns nicht mit dem Betrachten unserer beschämenden Vegangenheit aufhalten. Wir würden sie in unsere Geschichten hineinnehmen, unseren Kindern als mahnendes Beispiel. Und dann würden wir weiter erzählen und fabulieren und Geschichten tauschen und würden uns freuen an dem riesigen Fortschritt, den wir gemacht hätten, eines fernen Tages.
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