Montag, 21. April 2014

Gestern gerieten wir in Streit, weil ... (Vogelfrau 6)

... die Neuen, die dazugestoßen sind, nicht fraglos hinnehmen wollten, dass wir die Geschichte scheinbar aus der Hand geben.
Zunächst einmal: Was macht man mit neuen Stimmen, die aus dem Nichts auftauchen und sich gebärden, als gehörten sie wie selbstverständlich dazu? Antwort: Man schluckt (oder schläft eine Nacht darüber, wenn Schlucken nicht reicht) und akzeptiert, dass sie tatsächlich selbstverständlich dazugehören. Dass sie später eintreffen und unsere Regeln noch nicht kennen, tut nichts zur Sache. Weder sie noch wir sind aufgefordert, uns blind anzupassen, sondern uns neu zusammen zu finden. 
Puh, anstrengend. 
Es gab die "Das geht so aber nicht."- und die "Keine Lust auf den Sch..."-Stimmen. Es gab die, die am liebsten alles hinschmeißen wollten und die, die versuchten zu beschwichtigen. Aufruhr. Tumult.
Dann gab's Kaffee und Kuchen. Den hatten die Neuen mitgebracht. Mjam. Annäherung geht durch den Magen. Wir beschlossen, zu reden.

Die Neuen waren, so stellte sich heraus, gar nicht sooo neu, sondern hatten den Verlauf unserer Geschichte von Anfang an verfolgt. Schweigend und aus einer gewissen Distanz. Wir anderen fühlten uns seltsam nackt. 
Es befremdete sie, dass wir uns derart zurücknahmen, völlig kritiklos aufschrieben, was kam, aber von uns aus nichts hinzufügten. 
Wir verstanden, dass es von außen so wirken musste und versuchten zu erklären, dass genau das Gegenteil zutraf: Was wir ungehindert kommen lassen, kommt nicht von außen, sondern aus uns. Was wir zurückhalten, ist das, was uns von uns trennt, all das aufgepfropfte, übergestülpte Wissen und Denken aus Jahrzehnten einer manipulierenden Unterrichtung.
Sie schluckten. Manche, denen das nicht reichte, schliefen eine Nacht darüber. 

Und nun sitzen wir wieder zusammen. Sie, die Neuen, haben uns gefragt, ob wir nicht langsam einen Teil unserer Angst ablegen wollten. Ob nicht mittlerweile manches von dem, was wir nicht kommen lassen, sondern selbst hinzufügen, frei sein könnte von der alten Manipulation. Schon wieder etwas zum Nachdenken! Es ist anstrengend. Aber auch anregend. Ja, sind wir ehrlich, es macht sogar irgendwie Spaß.

Zurück zur Vogelfrau. Bluhm und Treuer stehen schon in den Startlöchern. Wir meinen sogar, einen leicht genervten Seufzer aufgeschnappt zu haben, weil wir solange mit unseren Grundsatzdiskussionen beschäftigt sind. Lasst uns! Alles ist wichtig. Und lohnt sich, denn das "uns" zwei Sätze zuvor trennt schon nicht mehr zwischen den Alten und den Neuen. 

Ist der Ornithologe schon eingetroffen? Ach, eine Ornithologin? Wunderbar!

2 Kommentare:

  1. Es beruhigt mich, dass die Ornithologin eingetroffen ist. Sie wird Licht ins Dunkel des Flügel bringen. :)

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    1. Das hoffe ich. Ich bin sehr gespannt auf sie. :-)

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