Samstag, 21. November 2015

Du Land (Was nun?)

In den Krieg ziehen?

Liebesgedichte schreiben?

Ich sehe dich an, inneres Land, das du weit bist und schön und alt und verwüstet.
Ich sehe dich an und denke an das andere Land, das äußere, das ebenfalls weit ist und schön und alt und ach so verwüstet. Liegt da in Trümmern, trinkt das Blut von so vielen, so so vielen, schluckt das Lachen, das Weinen, frisst das Leben, die Liebe. Liegt da und schluckt und frisst und kann nichts dafür.
Ich sehe dich an, Land, das du weit bist und weit weg und fremd und sehe dich an, Land, das du nah bist und vertraut und sehe dich an, Land, das du innen liegst, so weit und durstig und salzig von den Tränen derer, die du nie gekannt.
Ich sehe dich an, Land, und ich verstehe nicht und ich weiß nicht, wie und was und ob und wohin und wozu.

Du Land, meine Worte sind zu nichts nütze, sind kein Schutz und kein Schild, sind kein Stein und sind keine Rose, sind, so scheint es mir, noch nicht einmal wirklich Wort, sind leer und sind dennoch das Einzige, das ich habe außer meiner Trauer, meiner Wut, meinem Trotz, meinem „Jetzt erst recht!“.

In den Krieg ziehen?
Ja, wenn es ein anderer ist als der, den du kennst, den du oh zur Genüge kennst.

Liebesgedichte schreiben?
Wenn dir ein Stammeln Beweis genug ist.


Manchmal gibt es keine Worte, aber auch die wollen hinaus.

2 Kommentare:

  1. Vielleicht meinst du das Heimatland von Rafik Schami?
    Der wohnt hier in der Nähe, der schreibt schöne, alte Geschichten von dort- und kann wohl nie mehr hin :-(

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    1. Ja, unter anderem dieses Land meine ich. So traurig all die Zerstörung.

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