Dienstag, 24. November 2015

Champagner und Rosen (Gewissensfragen)

Auf der Suche nach einer angemessenen Reaktion nicht die eine, sondern viele mögliche finden. Alle haben ihre Berechtigung, möchte ich glauben, die leisen wie die lauten, die intellektuellen, die pragmatischen, die naiven, die unsicheren, die kleinen und großen, die langsamen und die – hm, die schnellen auch?, die fast überstürzt scheinenden? Nicht alles last sich nachträglich korrigieren, also vielleicht doch etwas mehr Bedacht bei Reaktionen mit endgültiger Wirkung? Fragen, Fragen, Fragen ...
Derweil:

Champagner!



Titelbild der Ausgabe vom 18. November 2015


und Rosen!



Du hebst den Stein
Ich pflücke die Rose
Du holst weit aus
Ich strecke den Arm
Du wirfst den Stein
Ich reiche die Rose
Du triffst mich nicht
Aber ich treffe dich


Ein fast sechs Jahre altes Gedicht, das mir irgendwann wegen seiner Naivität ein wenig peinlich wurde. Trotzdem frage ich mich manchmal ... und gerade jetzt wieder ... und weiß, dass sich in der Realität kaum ein Steinewerfer von einer Rose überzeugen lassen würde. Aber gesetzt den Fall, mir stünde nichts anderes als eine Rose zur Verfügung ... Nicht auszudenken? Vielleicht aber doch weiterzudenken ... nicht von einem Sieg her – oder höchstens vom Sieg über sich selbst –, sondern von etwas Übergeordnetem wie Wahrung der Menschlichkeit ... schwierig ... Bin ich Pazifistin? Ich glaube nicht, dafür bin ich zu wenig radikal. Frieden schaffen ohne Waffen, Schwerter zu Pflugscharen, Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin  usw. Als ich in den Achtzigern noch aktiv in der Friedensbewegung war, sprachen wir solche Slogans aus tiefer Überzeugung. Was ist aus dieser Überzeugung geworden? Aber es stimmt ja gar nicht, dass ich nicht radikal bin, denn wenn es um Freiheit geht, kann ich sehr radikal sein, nur zu Mitteln der Gewalt greife ich nicht, stand bisher aber auch nie zur Debatte. Und Gewalt anderer gutheißen, wenn sie – vorgeblich – zur Wahrung der Freiheit (auch meiner) eingesetzt wird? Fragen. Gewissensfragen. Die ich mir stelle. Über meine „Jetzt erst recht“-Haltung hinaus.

5 Kommentare:

  1. Die Nelken-Revolution in Portugal hat genau so funktioniert ... LG tinius

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    1. Sicher? Ich weiß nicht, ob die Situationen vergleichbar sind.

      Liebe Grüße zurück!

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  2. auf jeden fall ein schöner gedanke, pazifistisch und somit nachdenkenswert!
    liebe grüße von einer, die gewalt hasst, die aber auch merkt, dass es (für mich) grenzen von toleranz gibt...? aber ich bleibe auch lieber fragend. :)

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    1. Und wie reagiert man, wenn die eigenen Grenzen gewaltsam von außen überschritten werden? Ohne dabei die eigene Menschlichkeit zu verlieren, die eigenen Werte zu verraten? Der Zweck heiligt nicht die Mittel.
      Fragend bleiben, nicht zu schnell nach Antworten greifen, ich glaube, das ist wichtig.

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    2. ja, das sind auch meine fragen.
      vermutlich wird es auch in jeder situation anders sein bzw. man wird anders reagieren? ja, fragend bleiben, sich nicht festfahren.
      herzliche grüße!

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