Stell dir vor, niemand würde von einem Himmel erzählen, einem Himmel, der ein paradiesischer Ort sei, irgendwo jenseits unseres irdischen Daseins, ein Ort, der für uns erreichbar sei, dies allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.
Stell dir vor, man würde stattdessen von einem Himmel erzählen, und zwar überall und jedem auf der Welt, von einem Himmel, der sein Azur, diese wunderbare blaue Färbung, der Rayleigh-Streuung und dem Ozon verdankt, und man würde davon erzählen, wer dies wie und wann erforscht und entdeckt hat, von einem Himmel, der sich weit über das mit bloßem Auge Erkennbare erstreckt, so weit und tief, dass es uns ehrfürchtig und zugleich neugierig macht, dass wir begierig werden zu wissen, zu lernen und zu erfahren, uns nicht mit Halbwissen und Phantastereien abspeisen lassen, sondern selbst durchs Teleskop schauen wollen und damit unser Staunen ins Immense hinein nähren.
Stell dir vor, unser Wissensdrang würde befriedigt und gefördert, statt gedämpft und gelenkt.
Stell dir vor, unsere Fragen, alle, dürften frei geäußert werden und es gäbe keine vorformulierten Antworten abgelesen aus jahrtausendealten staubigen Büchern, die zwischen ihren schweren Deckeln hermetisch geschlossene Denksysteme beherbergen.
Stell dir vor, unsere Fragen würden Türen öffnen in immer neue Räume hinein, ohne absehbares Ende, immer neue Erkenntnisse und zugleich immer weitere Fragen nach sich ziehend.
Stell dir vor, wie befriedigend das wäre, wie beglückend und befreiend. Geradezu himmlisch.
Stell dir einen Himmel vor, absolut frei und unverstellt von Buchstaben "göttlichen" Gesetzes. Stell dir das mal vor
Mag sein, dass du mich eine Träumerin nennst, aber ich bin bestimmt nicht die einzige.
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Ich denke lose darüber nach, eine Petition zu starten, die die Trennung von Staat und Kirche fordert, die Abschaffung der Kirchensteuer, die Abschaffung des Religionsunterrichts in den Schulen, die Abschaffung sämtlicher staatlicher Privilegien, die den Religionsgemeinschaften gewährt werden. Nicht die Abschaffung des Rechts auf freie Religionsausübung, wie es in unserer Verfassung verankert ist. Aber die Abschaffung der viel zu unkritischen Duldung der Einmischung von Religion in die Freiheitsrechte.
Gibt es da schon eine? Weiß jemand was?
Ich habe ein wenig im Internet recherchiert, bin dabei auf die Seite der Laizisten gestoßen, eine "Hochschulinitiative für einen weltanschaulich neutralen Staat", die finde ich ganz interessant. Allerdings scheue ich grundsätzlich Gruppierungen, Gemeinschaften, Vereine gleich welcher Couleur, würde mich nie (wieder) einer anschließen wollen, zu eng, zu beklemmend. (Okay, Ausnahme: Ich bin Mitglied bei Amnesty International. Muss ich das jetzt überdenken? Nö.)
Aber über eine Petition denke ich, wie gesagt, nach, noch sehr unkonkret, mehr wünschend als planend.
Falls es bereits eine gibt, würde ich mich der gerne anschließen. Für Meinungen zum Thema und Infos meiner Leser_innen wäre ich dankbar.
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Ein Blick aus dem Fenster: Besonders blau ist der Himmel momentan nicht. Aber er ist da, interessant und geheimnisvoll. Weit. Das findet die Amsel auf dem Balkongeländer auch, sie singt davon (bilde ich mir ein). Gleich hebt sie ab und ich mit. Es ist möglich. In meiner Vorstellung.
Die Petition wird schwierig, da wir rein rechtlich gesehen eine Trennung von Kirche und Staat haben (siehe auch : Grundgesetz der Buundesrepublik Deutschland). Du müßtest also sehr differenziert und dezidiert Punkte einfordern, wo dies nicht in Wirklichkeit umgesetzt wurde. Die ließen sich finden, aber eine allgemein gehaltene Petition liefe ins Leere.
AntwortenLöschenIch denke auch, dass die Forderung in ihrer Formulierung sehr gut durchdacht sein muss. Bei openPetition gibt es seit Jahren immer mal wieder Petitionen zum Thema (striktere Einhaltung der im Grundgesetz verankerten Trennung, Aufhebung des Tanzverbots an Feiertagen, Abschaffung der Kirchensteuer, Abschaffung des Religionsunterrichts etc.), von denen aber bisher keine das Quorum erreicht hat.
LöschenIch denke ernsthaft darüber nach, das Thema beschäftigt mich unterschwellig seit vielen Jahren. Der Furcht vor einer "Islamisierung" sollten wir nicht unsere christlichen, sondern unsere aufklärerisch humanistischen Traditionen und Werte entgegensetzen. Dies aber in aller Konsequenz. Wenn die christliche Religion auch nicht (mehr!) zu Gewaltakten und gewalttätiger Missionierung neigt, betreibt sie doch auf anderen Ebenen einen deutlichen Missbrauch ihrer Macht und mischt sich auf fatale Weise in die menschliche Selbstbestimmung ein. Lieblingsunterdrückungsmittel: Sexualität und Geld.
Auch nicht zu unterschätzen sind die fundamentalistischen Strömungen in der katholischen Kirche (die ich sowieso in ihrer Gesamtheit als Sekte betrachte, folgt sie doch einem Guru und häuft Reichtümer an, zwei wesentliche Merkmale von Sekten), wie bei diversen Ausformungen der evangelischen Kirche (Pietismus, Evangelikale, Freikirchen ...). Dort wird in großem Ausmaß geistlicher Missbrauch betrieben.
Wobei das nochmal ein extra Thema wäre.
Aber endlich eine klare Bekennung zur Trennung von Staat und Kirche und vor allem eine konsequente Praktizierung derselben wäre eine gute Grundlage und ist dringend geboten, wie ich finde.
http://www.humanismus.de
AntwortenLöschendazu gibt es, wie für fast alles in schland, einen verein: hvd.
schade, ich dachte, wir wären schon ein stückchen weiter gekommen und haben die welt vom kopf auf die füße gestellt.
Den kenne ich, nehme auch Denkanstöße von dort mit. Aber ich will weder einem Verein beitreten, noch einen gründen ...
LöschenUm es mal mit Reinhard Mey zu sagen:
"Bevor ich mit den Wölfen heule,
Werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
Verwandele ich mich in eine Eule
Oder vielleicht in eine graue Sau.
Ich laufe nicht mit dem Rudel,
Ich schwimme nicht mit im Strudel,
Ich hab‘ noch nie auf Befehl gebellt.
Ich lasse mich nicht verhunzen,
Ich will nach Belieben grunzen,
Im Alleingang, wie es mir gefällt!
Ich will in keinem Haufen raufen,
Laß mich mit keinem Verein ein!"
Ich glaube schon, dass wir weiter sind als noch vor hundert oder fünfzig Jahren. Es gibt eine Entwicklung hin zum Guten, die sehr langsam fortschreitet, aber nicht zu leugnen ist. Das macht mir Hoffnung.