Samstag, 27. Oktober 2012

Hinter Stäben

Sind da Stäbe aus Papier, teilen die Welt in überschaubare Rechtecke. Nein, sind da Stäbe aus Wort, schwarzem Wort, teilen das Leben in Böse und Gut. Sind da zwei Dimensionen. Ist da ...?
Wer wünscht sich schon mehr als Verwirrung, als Rätsel und Magie. Ein unversiegbarer Brunnen davon sollte genügen für den Rest deiner Jahre. 
Sitzt du am Fenster und sinnst, ||: zurück und voraus :||, senkst deinen Blick auf die zittrigen Knie. Da ist Bewegung gefangen hinter Stäben aus Buch, aus schwarzgebundenem Buch. Immer noch? Glaubst du an das Fortwähren deiner Gefangenschaft?
Lenkst du den Blick zur Tür, siehst du sie offen. Lenkst du den Blick hinaus, siehst du den Platz des Wärters leer. Lenkst du den Blick um die Ecke, siehst du ... deine eigene Neugier!
Hebst du den unbenutzten Fuß, strengst du dich an, bemühst du dich selbst statt der Ausflucht der Stäbe.
Fragst du dich draußen, ob da jemals ein Verschluss, ob da jemals ein Wärter, ob da jemals ein Befehl ...?
Senkst du den Blick auf den Weg, lässt du dich nieder, legst du dein Ohr auf den pochenden Stein, nimmst du dein Herz in die Hand, bläst den Staub von der Haut, hältst den Muskel ins Licht und verbrennst du die tote Spur. Kostet dich einen einzigen Atemzug nur, einen leisen Entschluss.
Trittst du die Stäbe in den Grund, zerfetzt du das schwarze Tier, nimmst du dir vor, zu lernen:
erstens, wie man auf zwei Fingern pfeift
zweitens, wie man lauthals lacht
drittens, wie man sich sichtbar macht

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