Freitag, 19. Oktober 2012

Aufgewacht

Am Morgen augewacht in dem Bewusstsein, etwas gesehen zu haben, das aber im Aufwachen sich nicht halten ließ, sondern verschwand, weder durchs Fenster, noch durch die Tür, noch überhaupt hinaus, sondern zurück, wieder hinein und so weit weg, dass es Rückschlüsse auf eine Tiefe zulässt, die Mut erfordert, wollte man sie ergründen, etwa um das Gesehene wiederzufinden, um das man weiß, ganz sicher weiß, und das schön gewesen sein muss, weil wahr, was sich nicht begründen und beweisen lässt, als allein durch sein Gewesensein, welches wiederum bewiesen ist durch eine Wahrnehmung, die sicher stattgefunden hat, ganz sicher stattgefunden hat, und eine Berührung, die einen nackt zurücklässt, nackt und abgewaschen im Innern, von einer Welle oder einer Hand, die etwas wegwischt oder anhebt, eine Wandlung, sichtbar sich selbst, also war da etwas, das man wahrgenommen hat, und es hat den Blick erwidert, oder vielleicht hat es auch zuerst hingesehen, vielleicht war es überhaupt nur ein Schauen, mitten in den Schlaf, das die Augen weckte, die sich dann nach innen aufschlugen und sahen, aber nichts halten konnten von dem, was sie sahen und die nun zurückgelassen sind mit etwas, das da war, aber nicht beweisbar ist, und vielleicht ist dieses Wissen nur zu halten in sich selbst und wahr abseits jeglichen Begriffs und bedeutet Loslassen vor allem den Verzicht auf Verstehenwollen und Verstandenwerdenwollen.

4 Kommentare:

  1. ja, vielleicht ist das aufwachen, ein langer wellenförmiger satz, den ich immer wieder lese, ohne ihn zu verstehen, aber nicht ohne ihn gefühlsmäßig erfassen zu können, auch wenn das gefühl mir nur sagt, dass er über mich hinaus geht, weit über mich hinaus.

    AntwortenLöschen
  2. Es freut mich, dass Du es so liest, das ähnelt diesem Gefühls- oder Bewusstseinszustand, in dem ich heute früh nach dem Aufwachen war und der sich sich weder leugnen noch fassen ließ, aber den ich sicher nicht allein kenne.

    AntwortenLöschen
  3. Oh, wie sehr ich dieses Gefühl kenne. Einsam von einem schönen Moment oder einer schönen Gestalt im Traum zurückgelassen zu werden. Erfassen wollen, aber nur Verblassen erleben. Und den ganzen Tag suche ich dann nach dieser Gestalt, nach dieser Begegnung, doch sie wird immer fremder, entwischt mir aus der Sehnsucht, ganz tief rein. Danke für diesen Beitrag ...

    AntwortenLöschen
  4. Genau so, liebe Sherry, und doch auch etwas anders diesmal, denn es war (glaube ich) kein Traum, der sich nicht fassen ließ, sondern eher etwas wie eine Einsicht, eine Erkenntnis, ein erhellender Gedanke zu einem Thema, über das ich schon lange gegrübelt habe. Soviel an Eindruck ließ sich fassen und ließ mich minimal verändert zurück, auch wenn ich's nicht benennen kann. Deshalb ist es auch so schwer zu erklären. Ich bin aber überzeugt, dass dieser neue, momentan in irgendwelche Tiefen abgesunkene Gedanke wieder auftauchen wird, wenn ich ihn benötige.
    Liebe Grüße!

    AntwortenLöschen