Er ist unruhig wie ein Tier in Bedrängnis.
„Du weißt, dass ich höchstens einen Schritt über die Schwelle hinauskomme. Dann packt mich die Angst.“ Zwei Sätze hintereinanderweg, schon gerate ich mit dem Luftholen in Verzug. Und weiß auch gar nicht mehr, was nun an der Reihe ist: Ein- oder Ausatmen?
„Ja, ich weiß“, sagt er.
An seiner Erleichterung habe ich eine Weile zu knabbern. Tage. Oder sind es Nächte? Stunden?
„Kann ich dich denn alleine lassen?“, fragt er eines Morgens. Er hat Schuhe und Jacke schon an, trägt einen Proviantbeutel in der einen, den klimpernden Schlüsselbund in der anderen Hand.
Wenn ich jetzt Nein sagte ...
Wenn ich die Tränen nicht zurückhielte ...
Wenn ich ...
Stattdessen täusche ich das Gegenteil einer Ohnmacht vor.
„Also gut, dann ...“ Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Sieht mir in die Augen, aus seinen lese ich den Fluss, den Ufersaum, die Ferne ...
An seinen Lippen klebt ein winziges Stückchen meiner Haut. Ich streiche mir über die geküsste Stirn, tupfe mit dem abgewischten Blutstropfen seine Nasenspitze rot.
Wir wären zwei traurige Clowns.
So fremd. So fremd.
„Adieu!“, rufe ich ihm Stunden später hinterher. Die geschlossene Tür schickt ein winziges Echo zu mir zurück. Ich spieße es mit meinem Bleistift auf und hefte es auf einen Bogen Papier.
„So sehen Anfänge aus“, denke ich.
"Er ist unruhig wie ein Tier in Bedrängnis."
AntwortenLöschenDer Raum hat eine Tür.
Sie ist unruhig wie ein Tier in Bedrängnis.
Das Tier trägt Fußfesseln.
Bess
Interessant, dass du den Satz auch auf sie anwendest. Und es passt tatsächlich.
LöschenIch glaube, seine Tür ist das Boot.
Und sie hat auch eine Tür.
Liebe Grüße,
Iris