Sonntag, 11. November 2012

Tauchgang

Warum ich ausgerechnet jetzt an der tiefsten Stelle tauche - ich weiß es nicht, es schien richtig zu sein, wenn nicht gar notwendig und unausweichlich. Diese Sicherheit ging mir während des Tauchgangs verloren. Ich verharre zwischen Tiefer- und Wiederauftauchen. Irgendetwas will zum Abschluss gebracht sein, so scheint es mir. Ich müsste den Sauerstoffvorrat kontrollieren, will gleichzeitig auf Risiko spielen, denn wer weiß, ob ich noch einmal den Mut aufbringen werde. Oder die Kraft, die Ausdauer, die Lust.

Ließe sich Wahrhaftigkeit pflücken wie eine Blume, aufheben wie ein Kiesel, schälen wie eine Frucht. Ließe sie sich in irgendeiner Weise erschließen, die nichts mit graben und schürfen und aufbrechen zu tun hat. Oder wäre sie wie Luft, umhüllend und durchdringend, oder fließend und umschließend wie Wasser. Vielleicht ist sie das und bin ich mittendrin oder unlöslicher Teil, mir dessen nur nicht bewusst ...

Ich befinde mich mitten im Ozean, die Maße der Abstände zu Oberfläche und Grund sind identisch, ich halte Zwiesprache mit der Strömung und den Meeresbewohnern. Alles sieht mich an und ich fürchte mich nicht, jedenfalls nicht auf dieser Ebene der relativen Kontrollierbarkeit. Dennoch: Ein Zuhause ist das hier nicht, worin gleichzeitig etwas Anziehendes liegt, denn ein Zuhausegefühl wage ich seit je am ehesten in der Fremde zu entfalten. Wenn ich noch ein Weilchen bliebe ...

Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob ich, entschlossen loslassend, aufsteigen oder sinken würde.

2 Kommentare:

  1. Mir ist, als würdest du einen kleinen Tick lieber sinken. Oder ist es meine Neugierde, die mir diese Wahrnehmung gibt? Diese Zwischenstadien, für mich sind sie nicht nur quälend, sondern auch mit Angst verbunden. Weil ich ein Mensch bin, der nicht verharren kann, der, wenn er stehen bleibt, in Gedanken rast über das "was wäre wenn und was wenn nicht und was, wenn jetzt plötzlich dann doch und dann sind wir alle tot!"

    Ich wünsch' dir eine baldige Entscheidung ...

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  2. Liebe Sherry, das siehst Du ganz richtig. Der Grund zieht mehr als die Oberfläche, und es ist auch nicht so, dass ich mich fürchten würde, ich war da ja schon längst, aber es strengt mich sehr an, damit hatte ich nicht gerechnet.
    Vielleicht morgen. Oder übermorgen ... :-)

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