Montag, 2. April 2012

Lust auf Abschied

(eine mentale Übung)


Manchmal diese Lust auf Abschied. Ein letzter Blick, kein letztes Wort, Erstaunen zeugend, ein Stammeln: Wirklich? Gehen willst Du? Warum? Wohin? Wieso so plötzlich? 
Mit Frühling in der Kehle und dem Weg schon unter den Füßen antworte ich stumm: Ich werfe euch ab, ihr Bekümmerten, ihr von mir Umsorgten, Gehätschelten. Ich werfe euch ab und lasse euch zurück am Ausgangspunkt eures eigenen Weges. Das ist ein Geschenk, hört ihr?! 
Und ich werfe auch das ab: meine Erwartung einer Geste, die Verstehen, und noch mehr: die Einverständnis signalisiert. Bleibt liegen, oder steht auf und protestiert; tut, was immer euch gefällt, ich werde dem nichts entgegensetzen.
Dieser Verzicht leert meine Hände und schafft Platz unter meiner Haut für neue Abdrücke. Heftet eure Blicke an meinen Rücken und haltet von meinem noch unsicheren Gang, was ihr wollt: Meine Seele streift bereits durch hohes Gras und riecht das Land, das vor ihr liegt.
(Das ist ein Geschenk, hört ihr?)

8 Kommentare:

  1. Die Seele folgt im Rücken den anderen. Sie ist immer sich selbst, wenn man sich nahe kommt, wenn man sich abwendet, wenn man sich verliert und nie mehr findet. Sie kommt und geht in sich selbst und keiner ist da ausgeschlossen noch wird er vergessen.

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  2. Das ist schön, weil es eigensinniges Denken ist.

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    1. So fühlt es sich auch an, wie ganz eigener Sinn.

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  3. Den Abschied nicht leicht, aber deutlich machen. Zum Bewegen und Losgehen ein Signal geben.
    Das gefällt mir.
    mb

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    1. Es freut mich, dass Sie das Positive darin sehen können.

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  4. Das IST ein Geschenk. Ja. Es wird selten gemacht.

    Liebe Grüße - und schöne Tage im Elsass!

    MB

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