oder: Das Netz ist nicht das Meer.
Ich könnte diesen Gedanken jetzt ausführen. Ausführen wie spazieren führen. Aber er sträubt sich, und das ist möglicherweise Teil seines Charakters. Er zieht an der Leine, die ich daraufhin erst bemerke und vorsichtig löse, in der Hoffnung, dass er mir verbunden bleibt.
Vielleicht setzt er sich, oder prescht davon, oder führt sich selbst spazieren, auf einem ausgetretenen Pfad bis ihn ein Licht lockt, oder etwas Dunkles, oder ein Geräusch, oder ... Vielleicht beginnt er zu tanzen, vielleicht vervielfältigt er sich, oder verdünnisiert sich, oder sucht die Begegnung, oder ... Vielleicht nimmt er mich an der Hand, vielleicht flüstert er mir etwas, vielleicht tut er etwas ganz und gar Unvermutetes. Vielleicht trägt er mich.
Möglicherweise löse gar nicht ich die Leine, sondern er.
Möglicherweise ist er, leinenlos, bereits eine Konsequenz aus sich selbst.
...
gerade in der öffentlichkeit sind wir am wenigsten offen...
AntwortenLöschenWobei ich mit "das Offene" nicht Offenheit meine, sondern einen (inneren und äußeren) Freiraum, der weiter ist als Öffentlichkeit und der Offenheit in einer anderen Qualität ermöglicht, einer, die über das bloße sich öffentlich Äußern hinausgeht. Ich muss den Gedanken aber noch wirken lassen, sonst ist er im Nu zerredet und gleichzeitig festgezurrt.
Löschenwunderbarer Text. Ich lese ihn seit gestern immer wieder.
AntwortenLöschenDas freut mich. Dieser Gedanke beschäftigt mich schon länger, und ich habe das Gefühl, behutsam mit ihm umgehen zu müssen, damit er sich entfalten kann. (s. meine Antwort an rittiner gomez)
LöschenDeine Gedanken haben Wurzeln geschlagen bei mir und deswegen zeige ich Dir die Triebe: "Das Netz ist nicht das Meer", wer hinaus schwimmen will, darf sich nicht zu früh einfangen lassen. Die Gedanken, die ins Offene drängen und die Netze aus Begriffen, die sie zurückholen an Land. Auf eine Ebene, bei der man Boden unter den Füßen hat. (wie man sich befreit und selbst wieder einholt, das nennt man Zensur).
AntwortenLöschenDas Faszinierende einen Gedanken als etwas außerhalb von uns zu denken, als etwas Eigenständiges mit Eigenleben.
Vielen Dank fürs Zeigen der Triebe! Das bringt auch mich weiter.
LöschenJa, ich glaube, dass wir manche Gedanken zu schnell mit Bekanntem und Bewährten verknüpfen und ihnen damit keine Chance lassen, sich ganz zu entfalten. Öffentlichkeit erlebe ich dahingehend manchmal als etwas Enges, Begrenztes. Die Weite (oder "das Offene"), die ich suche, dehnt sich aber nicht nur nach außen, sondern genauso nach innen und bedarf daher einer Offenheit, die sich nicht nur in Äußerung, sondern auch in Aufnahmebereitschaft zeigt.
Das ist alles noch unfertig und vorläufig, aber so soll es auch sein.