Donnerstag, 16. August 2012

Etwas Freiliegendes, abseits

Sieh nur, hier stromern wir durch einen Wald aus Stricken und Tauen und haben unsere Macheten im letzten echten Dschungel zurückgelassen. So bleiben wir hängen, taumeln und verfangen uns, knüpfen Knoten auf und zu und fühlen uns doch unendlich frei, nur weil die uns umfangende Verwirrung selbst ins Unendliche zu reichen scheint. 
Und sieh die Feuer! Wie es an allen Ecken und Enden funkt und brennt. Wie die einen Öl, die anderen Wasser in die Flammen schütten. Wie es lodert und zischt bis in die entferntesten Winkel. 
Und spürst du das unablässige Zucken? Die kleinste Erschütterung in diesem Endlosnetz, hervorgerufen durch die Kollision eines Schmetterlingsflügels oder einer Guppyflosse mit einem der Seile, pflanzt sich fort und fort zu einer grenzenlosen Teilhabe. 
Und nun sieh hier, das hereinströmende Wasser, die durchziehende Luft, diese Abgesandten einer anderen Art Freiheit. Glaubst du wirklich, für diese müssten uns erst Kiemen wachsen und Flügel?
Betrachten wir einmal genauer unsere unbenutzten Glieder, unsere vernachlässigten Sinne, wie sie einrosten und verstauben. Könnten wir nur weiterdenken! Aber wir können ja! 
Wagen wir uns heraus aus dem bequemen Konjunktiv, dem weichen Lager der Fantasie und begeben uns in eine unmittelbare Erfahrung an Leib und Seele. 
Es muss dort noch etwas Offenes sein, etwas Freiliegendes, abseits, bereit, uns aufzunehmen. 
Hier bahnen wir uns einen Weg und glauben, voranzukommen, dabei bewegen wir uns im Kreis und erkennen es nicht, denn hinter uns wuchern die Pfade im Zeitraffer zu, gaukelt das Netz uns in einer Endlosschleife unbetretenes Gebiet vor. So kämpfen wir uns voran und voran in einem unendlich winzigen Raum.
Aber es gibt ein Draußen. Es zieht an uns.

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