Ich nehme ihre Hand. „Ist gut“, sage ich.
So sitzen wir eine Weile, während meine Worte den Raum abtasten, sich dehnen, in eine eigene Haut hinein, so scheint es mir. Sie stellen sich spielerisch zur Schau, ganz unbefangen, und sagen: „Hier sind wir, nehmt uns, macht was draus.“
„Und nicht nur das Schreiben“, spricht sie unvermittelt in den raumgreifenden Nachhall hinein und im ersten Moment verstehe ich nicht. Dann dämmert mir, dass sie nicht an meine Worte anknüpft, sondern an ihre eigene Aussage, mit der unser Gespräch begann.
„Nicht nur das Schreiben?“ frage ich tastend.
Ich bin zu schnell für sie. Wieder vergehen Tage. Sie streicht ein paar Wände in Türkis, kocht einen großen Topf Fischsuppe, taucht ihr Gesicht in den Lavendelbusch vorm Haus.
Wenn sie vom Balkon aus ihren Blick über die Häuser und Gärten der Nachbarschaft schweifen lässt, spiegelt sich in ihren Augen das Meer.
„Wahnsinn“, denke ich in Ermangelung eines treffenderen Ausdrucks. Denn wahnsinnig, das ist sie wahrhaftig nicht.
„Dabei war das alles so sehr Teil meiner selbst.“ Sie sieht mich an. „Bin ich nun nicht mehr ganz? Sag, sitzt hier eine halbe Frau vor dir?“
Es gibt ein allgemein verfügbares Repertoire von Standardantworten, auf die sich immer zurückgreifen lässt. Alle verkneife ich mir. Und verkneife mir diesmal auch, ihre Hand zu nehmen.
Ich sehe sie an und halte ihren Blick mit einer Ernsthaftigkeit, dass sogar die Zeit einen Bogen um uns macht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen