Donnerstag, 15. Juni 2017
Als ich noch Tier war
Als ich noch Tier war, nahezu, mich noch hineinzufühlen wusste in einen Hund, der einsam streunt durch die Nacht, als ich noch blutsverwandt war mit den mondsüchtigen Wölfen, scheu und wild, als ich noch laut zu heulen wusste, als Scham mir noch fremd war wie alles nie Gesehene, nie Gehörte, nie Erlebte, als ich noch erdverbunden schlief, geborgen im Finstern, wissend um den Mond, als mein Bauch mir noch Kompass war durch den Tag und durch die tiefgrüne Welt; als ich noch Tier war, nahezu, und die Städte nur streifte und etwas in mir doch schon wusste, dass die Lichter einen Reiz ausüben würden, dem ich eines Tages nicht mehr würde widerstehen können; als ich noch nahezu Tier war mit dem Willen eines Tieres und dem gesunden Instinkt und aber auch der Neugier und einem Sehnen, das ich erst im Nachhinein würde erkennen und benennen können, wenn es zu spät wäre, um die Evolution zu stoppen, die doch eine Folge eben dieser Unbändigkeit ist, nach der ich mich heute manchmal zurücksehne, da ich schon längst nicht mehr nahezu Tier bin, aber sehr genau und tief verwurzelt in mir immer noch darum weiß, für immer weiß.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Wow!
AntwortenLöschen<3
LöschenDas ist einer der besten Texte, die ich je hier gelesen habe.
AntwortenLöschenDanke dir! Das ist ja Lob und Kritik zugleich. (Ich halte den Text auch für einen der „besseren“.)
Löschen