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Samstag, 22. August 2015

Versöhnung

Dann fällst du über den Rand und merkst: Es gab gar keine Grenze. Nichts hielt deinen Schritt ins Leere und den Sturz. Den Fall. Unter dir ein Schatten, der auf dich zu rast. Er breitet die Arme aus wie du, gerät wie du ins Trudeln. Aber er ist still. Stumm. Du hingegen rufst ihm etwas zu. Dann fängt er dich auf. Augenblicklich seid ihr nicht mehr voneinander zu unterscheiden.
Aber diese Geschichte ist zu unheimlich, um sie zu erzählen. Zu brutal. Erschreckend. Abstoßend? Vielleicht.
Also erzählst du eine andere. Ein Märchen.
Es war einmal ...
... und wenn sie nicht gestorben sind, dann ...
Langweilig, nicht wahr? Weil absolut vorhersehbar. 
Du wirfst einen Stein, triffst deinen Schatten, der hält sich die Stirn, du entschuldigst dich, er schüttelt den Kopf. Wie sollst du das deuten? Tut er die Sache als nichtig ab? Oder will er dir nicht verzeihen?
Du reichst ihm eine Rose, da blüht er sichtlich auf, hebt sich vom Asphalt in die Höhe, zieht seinen Hut und deutet eine Verbeugung an. 
Du bist beschämt. Reichst ihm zögerlich die Hand. Als er sie mit seiner Hand umschließt, spürst du die erwartete Kälte.
Ihr geht ein paar Schritte, weiter ist es nicht bis zum Rand.
Mit dem, was dahinter liegt, habe ich keine Erfahrung, sagt er und gibt dir einen Schubs. Einen leichten nur, trotzdem verlierst du das Gleichgewicht und machst einen unwillkürlichen Schritt nach vorn. Dann fällst du...
Es ist unausweichlich, da können wir noch so viele Märchen einfügen, das alles zögert es nur künstlich hinaus. Besser du versöhnst dich beizeiten mit deinem Schatten. Beginne damit, die Steine liegen zu lassen. Nicht umsonst haben sie ein Gewicht, das sie am Boden hält.

4 Kommentare:

  1. Wenn man eine Wandlung durchmacht, ändert sich auch der Schatten? Oder wird er abgelöst? Und wer ruft den neuen?

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    1. Gute Fragen, Bess. Vielleicht entsteht aus ihnen eine weitere Schattenfolge. :-)

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  2. Ein Mysterium, dieser Schatten. Ich habe ihn und verstehe ihn nicht.
    Ja, noch so viele Närrchenmärchen...

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    1. Man kriegt sie nichtt leicht zu fassen. Wie ähnlich sie damit dem Wesen von fast allem sind.

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