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Sonntag, 14. Juni 2015

Wochenrückblick 8. - 14. Juni 2015

Gelesen:

1. Harper Lee: Wer die Nachtigall stört


in der Neuausgabe, die am 10. Juli 2015 bei Rowohlt erscheint, eine Woche vor dem Erstverkaufstag der deutschen Ausgabe von Harper Lees vor über 50 Jahren geschriebenem und erst jetzt verlegtem Roman „Gehe hin, stelle einen Wächter“. Dieser ist Harper Lees Erstlingswerk, das aber inhaltlich betrachtet an ihren 50 Jahre zuvor erschienen Weltbestseller „Wer die Nachtigall stört“ anknüpft.

Für die Neuausgabe hat Nikolaus Stingl die deutsche Übersetzung Claire Malignons aus dem Jahr 1962 überarbeitet und aktualisiert. Ein wenig habe ich mich davor gefürchtet, habe ich doch meine alte Ausgabe so oft gelesen, dass ich glaubte, manche Passagen Wort für Wort auswendig zu kennen. 
Dem war aber nicht so. Die Überarbeitung ist feinfühlig und stimmig. Um zu beurteilen, ob sie tatsächlich (aus Sicht der heutigen Zeit) besser ist, müsste ich beide Ausgaben parallel lesen. Aber so wissenschaftlich will ich gar nicht herangehen an dieses Werk, das bis heute nichts von seinem Zauber und seiner Brisanz eingebüßt hat.

Wer Harper Lees „Wer die Nachtigall stört“ noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt nachholen, bevor er/sie zu „Gehe hin, stelle einen Wächter“ greift. Auf den freue ich mich sehr, wie ich an dieser Stelle schon einmal schrieb.

Und natürlich kann man, ist man des Englischen mächtig genug, auch gleich die Originalausgaben lesen:
To Kill a Mockingbird & Go Set a Watchman


2. zwei Texte über das Traurigsein und das Weinen

das unterdrückte, das unbegründbare, das unstillbare, das notwendige, das unvermittelbare ... 

den einen, „Achtsame Arbeitstage“, bei Melusine

den anderen, „But then, Paeon, dear – we always loved you best“, bei Stattkatze

Beide haben mich beeindruckt und rühren mich an.



Geschaut:

Broadchurch Staffel I




Das Serien-Highlight aus England, spannender Krimi und mehr als das: großartige Studie einer Kleinstadt, in der nach einem Mord nichts mehr ist, wie es einmal war. Zahlreiche Bewohner geraten in Verdacht, zerstörerisches Misstrauen hält Einzug. Einige zerbrechen daran, andere wachsen über sich hinaus. Großartig die schauspielerische Leistung, mehr als erwähnenswert der Soundtrack von Ólafur Arnolds. 
Sehr zu Herzen gehend, deshalb immer ein Päckchen Papiertaschentücher in Reichweite haben!

Mein Fazit: Fünf ✰✰ für Broadchurch I



Geschrieben:



In der Ruhe liegt, was klafft:
Die Wunde unterm Wort.
  Es schwärt dein feiges Unterlassen.
Eroberst du den fernen Ort,
bevor die Träume ganz verblassen?


Jetzt! Aufgerafft!
Verlass die Schwelle:
Das Vorwärts ist dir eingeschrieben.
Noch vor dem Sprunge aus der Quelle
war‘s dir bestimmt, das Meer zu lieben.



Dieses Gedicht liegt mir am Herzen, erscheint mir aber gleichzeitig irgendwie unausgegoren, nicht ganz stimmig und hängt deshalb noch im Entwurfordner herum. Hier im Wochenrückblick erfährt es nun eine Art unkorrigierte Vorabveröffentlichung. Manchmal macht das etwas mit mir, wenn ich einen Text „aussetze“ und ihn gewissermaßen ungeschützt vor mir sehe. Dann kommt es vor, dass ich ihn mit anderen Augen, wie erstmals von außen statt von innen betrachte. Ich sehe besser, was ihm fehlt, möglicherweise. Es ist ein Versuch. 



Gefreut:

darüber, wie es manchmal passt; wie einem scheinbar zufällig die richtigen Menschen über den Weg laufen; wie man sich plötzlich in einem Gespräch wiederfinden kann, das lauter Gemeinsamkeiten offenbart. Schön ist das und mir in der vergangenen Woche gleich mehrmals passiert



Geschockt:

von der Bestätigung von Raif Badawis Verurteilung zu 10 Jahren Haft und 1000 Peitschenhieben durch den obersten Gerichtshof Saudi-Arabiens am 7.6.2015. Die Ignoranz dieses Unrechtsregimes macht mich so wütend. Genauso die völlig unzureichenden Reaktionen unserer westlichen Regierungen.

Astrid hat in ihrem Blog eine gute Zusammenfassung geschrieben: Raif Badawi – Es geht weiter



Auch Amnesty International bleibt am Ball. Hier kann man sich informieren und sich für Raif Badawi sowie seinen ebenfalls inhaftierten Anwalt einsetzen.



Getwittert (aus Gründen):

„Na klar hinterlässt der Verzicht auf Definitionen eine Lücke. 
Mit dem Elektronenmikroskop ist sie sogar erkennbar.“


In diesem Sinne: Eine gute neue Woche euch allen!

2 Kommentare:

  1. Menschenskinder, schwere Kost, fast alles!
    Gefreut - DAS ist so gut - und WIE ich das kenne. Es gibt doch keine Zufälle...und ich denke daran, dass es mir bei manchen Menschen so geht, als würde ich sie schon ein Leben lang und länger kennen, Seelenverwandte! Manchmal trifft es wie ein Blitz, es braucht nur einen Blick, ein Lächeln, zwei, drei Worte!

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    1. Ja, viel schwere Kost, kaum zu ertragen, wären da nicht diese wundergleichen Begegnungen, die einen in der Balance halten. :-)

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