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Donnerstag, 6. November 2014

Die Straßen meiner Kindheit 2

Als ich gestern Abend zurück ins Hotel kam, taten mir die Füße weh. Macht aber nix und ist heute früh schon wieder vergessen. Meine Stadt ist schön. Und sie will im Gehen erfahren werden. (Man beachte das Wortspiel!) Stundenlang bin ich durch die Straßen spaziert, habe gierig alles aufgesogen, konnte gar nicht mehr aufhören, bis mir, wie gesagt, irgendwann die Füße wehtaten.


Keine andere Stadt kann ich so selbstverständlich als "meine Stadt" bezeichnen wie Köln. Vielleicht annähernd noch Berlin, mir auch von klein auf vertraut, weil mein Vater dort her kam, ein Teil seiner Familie bis heute dort lebt, wir mindestens einmal im Jahr ein bis zwei Wochen dort verbrachten und ich seit Jahren wieder regelmäßig Zeit da verbringe, liebgewonnene Menschen treffe, Freunde, alle durchs Internet kennengelernt. Thank you technischer Fortschritt! 
Aber in Köln bin ich geboren, im Krankenhaus in Köln-Kalk. Als ich zwei war, zogen wir an den Karthäuserwall. Die Südstadt, das Severinsviertel - diese Ecke vor allem prägte mein Bild der Stadt. Natürlich auch der Dom, der Rhein, Heinzelmännchenbrunnen, Brauhaus, 4711 ...
Wir zogen um nach Hagen, da war ich acht und kam in die dritte Klasse. Ein Jahr später nach Saarbrücken, vierte Klasse. Nicht schön, diese vielen Umzüge, aber das ist ein anderes Thema, oder nein, natürlich auch Bestandteil des Themas Heimat, aber aktuell nicht der Aspekt, der mich hier in meinem Urlaub beschäftigt. Dass die gesamte Familie meiner Mutter in Köln blieb, ließ uns die Verbindung zur Stadt halten, in den Sommerferien waren meine Schwester und ich regelmäßig bei einer Tante zu Besuch, die selbst kinderlos geblieben war und uns restlos verwöhnte. Erst mit der Gründung meiner eigenen kleinen Familie wurden die Heimatbesuche spärlicher, brachen irgendwann ab. Wir leben tief im Süden, auch schön da, Nähe zur Schweiz und zu Frankreich. Nur das Meer ist so weit weg! Alle Meere. 
Jedenfalls ist es schon ein paar Jahre her, seit ich das letzte Mal in Köln, in meiner Stadt war.

Gestern alles wie geplant: Kaffee, Käthe Kollwitz, Kurrywurst, kurze Pause, Konditorei-Café, Kino, Kommunikation, kein Kölsch (ich vertrage leider kein Obergäriges)
Später mehr, ich habe viele Notizen gemacht unterwegs, zahlreiche Erinnerungen stellten sich ein, nicht nur eigene, interessanterweise, sondern auch Erinnerungen meiner Eltern, meiner Mutter vor allem, mein Vater erzählte nie viel, eigentlich so gut wie nichts, leider. Erinnerungen an die letzten Kriegsjahre. Bestimmt ausgelöst durch den Besuch des Käthe-Kollwitz-Museums. Und durchs Gehen. Das setzt viel in Bewegung.
Aber wie gesagt: Später. Jetzt will ich wieder los.

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