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Montag, 13. Oktober 2014

auf Zeit

Du sagst: Schreib doch mal was, das Bestand haben könnte, wesentlich ist, Allgemeingültigkeit besitzt.
Ich lache.
Du sagst: Du nimmst mich nicht ernst. So wie du nichts richtig ernst nimmst.
Ich sage: Hör zu, wir haben Krieg.
Du sagst: Wir?
Ja, wir, sage ich, oder willst du den Rest der Welt ausklammern?
Nein, sagst du, natürlich nicht. Aber dass du immer gleich so grundsätzlich werden musst, so allgemein.
Tja, sage ich, genau das wolltest du doch.
?, sagst du.
Schau nicht so fragend, sage ich. Willst du wissen, was meiner Meinung nach das einzige Allgemeingültige ist und seit je war und auf immer sein wird?
Sag's mir, sagst du.
Die Vergänglichkeit, sage ich, deine, meine, unsere, die der ganzen Welt.
Ist doch klar, sagst du.
Genau, sage ich, denk mal drüber nach, und noch was, sage ich: Der Vergänglichkeit etwas entgegenzusetzen, indem man etwas Bleibendes schafft, ist lächerlich und kann niemals überprüfbar sein und deshalb, sage ich, will ich etwas schaffen, das die Vergänglichkeit genau abbildet.
So, sagst du.
Ja, sage ich. In den Sand will ich schreiben und in den Wind sprechen, verlöschen soll alles mit der Zeit, so wie auch wir verlöschen mit der Zeit, tröstlich-solidarische Werke auf Zeit will ich schaffen.
Ach, sagst du, das klingt so traurig.
Ich lache.
Schon wieder, sagst du, nichts nimmst du ernst.
Morgen, sage ich, schon morgen werde ich vielleicht nicht mehr sein, und meine Worte werden verwischen im Sand, sie werden verfliegen im Wind, ich werde nichts in Stein gemeißelt haben, aber ich werde Teil eines Prozesses gewesen sein, und ich werde etwas Inhärentes geschaffen haben.
Blödes Fremdwort, sagst du, und fängst deine Tränen in der Phiole auf, die du stets bei dir trägst.
Ich liebe dich, sage ich in den Wind.
Das sagst du jetzt, sagst du.
Ja, sage ich, jetzt sage ich das, und jetzt liebe ich dich, jetzt, eine andere Zeit haben wir nicht. 
Ach, sagst du.
Wenn du willst, gebe ich's dir auch noch schriftlich, schreibe ich in den Sand.
Du schraubst die Phiole fest zu und versenkst sie in deiner Manteltasche. Du machst mich hilflos, sagst du.
Komm, lass uns noch eine Umarmung zu den Worten in den Wind stellen, sage ich.

10 Kommentare:

  1. Ich und Ich - sie sollten sich vielleicht umarmen und ineinander aufnehmen.

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  2. Tränen ins Gläschen.
    Wofür? Warum? Was geschieht damit? Sind doch nicht einfach für "in die Tasche"?
    Ich stelle mir grad vor, wie jemand noch schnell kurz vor dem Tod all seine Tränen trinkt...

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    1. Ich vermute, er ist einer, der alles aufbewahren, konservieren möchte. Vielleicht gibt ihm das ein Gefühl von Sicherheit? Gegen die Zumutung der Endlichkeit? Könnte ich mir vorstellen.
      Sie hingegen hat lieber alles im Fluss und veränderlich. Das bedeutet für sie Leben.
      So in etwa. :-)

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  3. Schön. Nicht leicht für alle, aber wahr. ;)

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  4. Wie schön.
    Die Vergänglichkeit abbilden.
    Der Text trifft mich, buchstäblich, mitten ins Herz.

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    1. Den Bezug zu dir habe ich auch sofort hergestellt, nachdem ich deinen Staying alive Post gelesen habe. Mein Post wurde dadurch plötzlich viel realer. Ich bin froh, dass du so kompetente Helfer hattest.

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