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Mittwoch, 4. September 2013

Ende und Anfang 1 (nach dem Traum 16)

Als ich am Morgen aufwache, liegst du nicht neben mir. Das ist nicht ungewöhnlich. Seit die hungrige Hitze unserer ersten Wochen nachgelassen hat, unternimmst du fast täglich Spaziergänge im frühen Dämmerlicht. Um diese Tageszeit liegt ein besonderer Schimmer auf dem Fluss, sagst du, ein Funkenspiel, das deine Seele berührt und von etwas kündet. Von was, möchte ich lieber nicht wissen, deshalb frage ich nicht, und du erzählst mir nicht unaufgefordert davon.
Obwohl ich also den leeren morgendlichen Platz an meiner Seite kenne, lässt er heute mein Herz den Takt wechseln. Das muss daran liegen, dass ich mich nach der recht kühlen Nacht gerne ein wenig an deiner Haut gewärmt hätte. Ja natürlich, nur daran liegt es, Herz, sei ruhig. 

Ich schlage die Decken zurück und richte mich auf, lasse meinen Blick bis zur nahen Flussbiegung schweifen. Du bist nicht zu sehen. Ein Blick auf die Nachtigall, sie schläft noch immer, nichts anderes habe ich erwartet.
Ich recke und dehne meine Glieder, schlüpfe in die Schuhe und schlendere am Ufer entlang, streiche mit den Fingern durch die hohen, taubenetzten Gräser, lausche dem Vogelsang. Irgendwann wird unsere Nachtigall das schönste Lied von allen anstimmen, davon bin ich überzeugt.
Ich lasse mir Zeit, beuge mich hin und wieder hinab, um einen flachen Stein aufzuheben und ihn übers Wasser springen zu lassen. Es will mir heute nicht gelingen, jedesmal versinken sie nach dem ersten Auftreffen.
Dann entdecke ich dich.

Natürlich hast du diese Stelle aufgesucht! Handelt es sich doch um einen unserer Lieblingsplätze im Fluss. Der ist hier ganz seicht, man sieht bis auf den Grund und kann die Stichlinge beim Herumflitzen beobachten. Sein Lauf beschleunigt sich um eine Sandbank herum, auf der wir uns häufig sonnen, das Gurgeln des Wassers und das Sirren der Luft im Ohr. 
Du liegst ausgebreitet auf dem Rücken, die beschuhten Füße im Wasser, den Kopf auf einen Stein gebettet. Wie unbequem, denke ich, bevor mein Herz erneut den Takt wechselt und ich in die Knie gehe, weil mich eine plötzliche Schwäche erfasst.
Die Welt hält kurz inne, zu kurz, schon muss ich wieder in die Höhe und einen Fuß vom Ufer hinüber auf die Sandbank setzen, den zweiten folgen lassen, neben dir erneut in die Knie gehen. 
Wie schön du bist, fährt es mir durchs Herz.


Fortsetzung folgt

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