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Sonntag, 14. Juli 2013

Geglättete Zeit

- Na, was hast du so gemacht?

- Oh, ich habe die Zeit geglättet und vom Wind Wellen hineinpusten lassen. Dann bin ich kopfüber hineingesprungen, bis zum Grund getaucht und wieder an die Oberfläche gestiegen. Ich habe mich auf dem Rücken treiben lassen und die Sonne hat mir ins Gesicht geschienen. Am Abend habe ich mich an Land spülen lassen, die Zeit brandete weiter zu meinen Füßen, bis in meinen Schlaf hinein. Sie ist eine Hüterin und kennt die besten Geschichten, sie hat sie mir jeweils kurz vor dem Aufwachen erzählt. Nicht alle konnte ich mir merken, aber das macht nichts, auch die verlorengegangenen haben mich durchquert und etwas zurückgelassen. Eine Glätte, einen Wellenschliff, einen klaren Funken, die weiche Farbe der Nacht. Jede Geschichte trug ich mit in den darauffolgenden Tag. Oder trug sie mich? Jedenfalls tauchte ich erneut und ließ mich treiben und von der Sonne bescheinen und an Land spülen und so weiter. Tag für Tag für Tag.
Beantwortet das deine Frage? 

- Nunja, ich hatte mit etwas Konkreterem gerechnet.

- Ich auch, mein Lieber, ich auch. Oder vielleicht mit etwas auf andere Weise Konkretem.
Und nun sag, was hast du so gemacht?

- Auf dich gewartet. Aber lass uns darüber ein andermal reden.

- Einverstanden. Übrigens habe ich dir etwas mitgebracht.

- Wirklich? Was denn? 

- Worüber würdest du dich am meisten freuen?

- Über eine Geschichte.

- Gut, dann habe ich dir also eine Geschichte mitgebracht.

- Erzähl sie mir!

- Morgen ...

- Versprochen?

- ... vielleicht.
 

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