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Donnerstag, 13. Juni 2013

Wie es sein wird (nach dem Traum 14)

Wie es sein wird? Wir wissen es nicht. Das heißt, manchmal glaube ich, du weißt es sehr wohl, willst mich aber nicht teilhaben lassen an diesem Wissen. Ich frage dich auch nicht. Das wäre wie ein Überspringen und ein Auslassen. Aber ich will nichts überspringen und auslassen, ich will alles, jeden einzelnen Augenblick. Ich weiß nicht, wie lange wir uns noch hier am Fluss aufhalten werden. Und warum der Sommer nicht zu enden scheint, weiß ich auch nicht. Vergesse ich diese Fragen und wende mich stattdessen dem zu, was ist, so verengt sich zwar mein Fokus, stellt sich scharf auf den Moment, und dehnt sich aber zugleich die Zeit bis an den äußersten Rand, dort, wo sie nicht mehr fortschreitet und vergeht, sondern wo sie in sich ruht. Eine weiche Kugel mit einem unendlichen Innenraum.

Wären da nicht unsere Leiber, die nach dem erhitzten Aneinander und Ineinander sich wieder voneinander lösen und abkühlen. Unsere Hände streichen über Gänsehaut und winzige Nachbeben, und all dieses zarte, sich aufbäumende Leben scheint gefangen nicht im wieder und wieder sich reproduzierenden Jetzt, sondern im fortlaufenden Variieren. Minimale Veränderungen der Lust, der Gier und des Sattseins. Wir schlafen inzwischen nicht mehr regelmäßig ein in den Bächen, die wir vergossen haben, lassen sie nicht mehr von unserer Haut und der Erde, auf der wir erschöpft in den Schlaf sinken, einsaugen, sondern waschen sie im Fluss ab. Und waschen sie uns inzwischen nicht mehr gegenseitig ab, was dann regelmäßig zu neuen Ausbrüchen von Lust führte, sondern waschen jedes sich selbst. Wie mein Körper sich anfühlt, so losgelöst von deinem. Kaum zu glauben, dass er für sich ein Ganzes ist.

Erinnerst du die Nacht, die erste, die wir voneinander abgewandt einschliefen? Ich lag noch lange wach und erforschte mich. Und fragte mich, ob du das gleiche tatest. Und in der zweiten Nacht schon fragte ich mich das nicht mehr, sondern wandte mich mir zu und der Möglichkeit, meinen Arm weit zur Seite strecken zu können, ins Dunkle, an der Unterseite das feuchte Gras und an der Oberseite himmelhoch Luft.

Wie es sein wird? Ich versuche, diese Frage vom Zwischenuns zur Nachtigall umzulenken. Ich stelle mir vor, wie sie eines Tages aufwachen wird. Wie sie singen wird. Und dass es unbeschreiblich schön sein wird.
 



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