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Sonntag, 30. Dezember 2012

Bonne et Heureuse Année 2013 !




Et maintenant: Départ en Alsace.

Je vous souhaite une bonne et heureuse année.
 
A très bientôt!

  

Mittwoch, 26. Dezember 2012

Mit Herz und Hand und Mund

Es muss ja nichts, dachte sie, dieses Datum ist ein beliebiges, warum soviel hineinlegen.
Sie glitt zurück in die Kissen, in die schlafwarme Mulde eines fast vergangenen Jahres, in den Frieden ihrer Stummheit. Sie konnte sich darauf verlassen, dass niemand an ihre Tür klopfen würde, dass niemand durchs Fenster spähen oder einen Zettel in den Briefkasten werfen würde. Sie hatte einen gründlichen Schnitt gemacht vor genau einem Jahr. Und wie gut es funktioniert hatte. Bereits nach wenigen Wochen war sie vollkommen unbelästigt geblieben.
Sie schmiegte sich in die Wärme der Kissen, lediglich die Feuchtigkeit störte sie ein wenig, den metallischen Geruch hingegen nahm sie gar nicht mehr wahr. Sie schob die Finger unter den Rücken, dorthin, wo sich eine Lache gebildet hatte. Es irritierte sie ein wenig, dass sie die Blutung nie hatte stoppen können. Und dass der Fluss nicht versiegte. Sie zog eine Hand wieder hervor und griff in ihren Brustkorb. Ihr Herz fühlte sich an wie ein frisch geschlüpftes Vögelchen, wild und hungrig und angewiesen. Ein wenig zaghaft.
Sie seufzte und schloss die Augen. Wenn sie schlafen könnte. Wenn sie sich einem Traum in die Arme werfen könnte, der sie forttrüge. Wenn er mit ihr übers Meer flöge und sie dort fallen ließe. Wenn sie bis auf den Grund sänke, sich dort mit beiden Füßen abstieße und wieder auftauchte. Wenn ein unberührter Strand auf sie wartete. Wenn sie diesen reingewaschen betreten könnte, um einen Anfang zu machen, ein bewusstes erstes Mal.
Sie strich noch einmal mit den Fingern über ihr Herz und führte dann die Hand an ihren Mund. Aus diesen dreien sollte das erste Wort entspringen, das sie an dem weißen Strand sprechen würde. Und aus diesem ersten Wort würde ihr neues Leben entstehen. Es wollte also gut überlegt sein. Dafür bedurfte es mehr als eines bloßen Zeitpunkts, dafür bedurfte es eines weiten Raums.
Sie sank immer tiefer in die Kissen, so tief, dass diese schließlich über ihr zusammenschlugen. Eine Umarmung, dachte sie beglückt und glitt hinüber in ein weiteres unbenanntes Jahr.

Sonntag, 23. Dezember 2012

Alle Jahre wieder (Loses Blatt #53)

Sich vor allen anderen Dingen Frieden wünschen und feststellen, dass es ihn weder geschenkt noch zu kaufen gibt.

Freitag, 21. Dezember 2012

Lieblings... - Liste 2012 (kleiner Jahresrückblick)

Schon jetzt, da ich in den nächsten zwei Wochen u.a. aus diesen Gründen vielleicht nicht dazu kommen werde, ein kleiner Jahresrückblick, der alles beinhaltet, was auf irgendeine Weise mit meinem Bloggerinnendasein zu tun hat. Anderes - Privateres - bleibt außen vor.

*

Vorsichtig eingetaucht, mit den Füßen zuerst und da zuerst mit den Zehenspitzen. Immer wieder zum Luftholen auf- und abgetaucht. Die Oberfläche durchstoßen, aber nicht untergegangen. Vom Fliegen geträumt und Schwimmen gelernt. Türen aufgestoßen, nach innen und nach außen. Raum eingenommen und ihn für Besucher geöffnet. Vorbehalte gegen Erfahrungen getauscht. Für jeden Schritt, für jeden Schwimmzug beschenkt worden. So viel gewonnen.

 *

2012 war ein volles und gutes Jahr für mich. Wesentlichen Anteil daran hat das Bloggen: mein eigenes Schreiben und die damit verbundene Entwicklung, das Lesen anderer und der Austausch mit ihnen. Das Kennenlernen neuer Menschen, von denen einige zu Freunden wurden. Mein Fazit ist Dankbarkeit, mein Vorsatz: so weitermachen.

*

Es folgt eine Liste meiner diesjährigen Lieblinge, unsortiert und mit Sicherheit unvollständig:


Lieblingsbuch: Mit Blick aufs Meer von Elizabeth Strout

Lieblingsfilm: Moonrise Kingdom von Wes Anderson

Lieblingsalbum: Tempest von Bob Dylan

Lieblingstweet: "Es tanzt am Ende der Fiktionen." von @monikavincent

Lieblingsgedicht: Echo von Ulrich Koch (siehe auch hier: Milchmädchenpresse)

Lieblingsgeschenk: eis/ erinnerung von Sebastian van Roehlek

Lieblingsblog: Gleisbauarbeiten von J. S. Piveckova aka Melusine Barby

Lieblingsfarbe: nach wie vor Grün

Lieblingsfreiraum: mein Blog

Lieblingszustand: durchlässig

Lieblingsausrede: "Ich würde ja fliegen, hinge nicht ein ganzer Planet an meinen Füßen."

Lieblingsprojekt: Vögelchen (läuft derzeit unter Verschluss weiter)

Lieblingssprachfindung: Vater Mutter Kind

Lieblingsübung: Lieben was war und was ist

Lieblingserfahrung: Teilen

Lieblingserfolg: die Umsetzung der zu Jahresbeginn gefassten Vorsätze

...

Freitag, 14. Dezember 2012

Das Gesuchte (Blatt #52)

Versuchen, das Gesuchte zu sein.

Neil Young: Heart of Gold

Was durch die Jahre bleibt: Bestimmte Lieder und unbestimmte Sehnsüchte.
Was ebenfalls bleibt: Momente, in denen das genügt. 

*



I want to live,
I want to give
I've been a miner
for a heart of gold.
It's these expressions
I never give
That keep me searching
for a heart of gold
And I'm getting old.
Keep me searching
for a heart of gold
And I'm getting old.

I've been to Hollywood
I've been to Redwood
I crossed the ocean
for a heart of gold
I've been in my mind,
it's such a fine line
That keeps me searching
for a heart of gold
And I'm getting old.
Keeps me searching
for a heart of gold
And I'm getting old.

Keep me searching
for a heart of gold
You keep me searching
for a heart of gold
And I'm growing old.
I've been a miner
for a heart of gold.

*

Thanks to Neil Young, der bei mir gleich nach Bob Dylan kommt.

Montag, 10. Dezember 2012

Schnee auf blühende Rosen

Vor dem Abwurf der nächsten Haut ein Zögern und die Frage, ob sie sich nicht doch noch ein Weilchen bewohnen ließe.

Über Zuwendung wollte ich schreiben und den wertungsfreien Blick. Über Marina Abramovic, die ich bewundere, und ihre Aktion "The Artist Is Present". Ich habe Sätze in meinem Kopf aufgeschichtet, zahlreich und doch zu wenig. Sie genügen nicht, genügen mir nicht, mein Anspruch an mich selbst ist hoch, aber nicht zu hoch, wie ich finde.
Dazu kommt, dass mich gerade andere Dinge beschäftigen. Es gibt kein Dringlichkeitsgefühl, nichts drängt mit Macht hinaus.

Die Zeit fliegt nicht, nur die Informationen tun es.

Spielt es denn eine Rolle, ob ich heute oder morgen oder im nächsten Jahr über etwas schreibe, das mich mein Leben lang beschäftigt? Wie lange darf etwas reifen? Wen frage ich das?

Wenn die allerletzte Schicht abgetragen ist, liegt eine neue darunter. Und immer so weiter.

Ich habe noch nie einen zusammenhanglosen Raum betreten. Wie denn auch, es gibt ja keinen.
Die Welt ist nicht da, um uns zu beruhigen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es Dinge gibt, die zu erfassen wir mit unseren begrenzten Möglichkeiten nicht in der Lage sind, beträgt 100 %. Eine vergleichbare Sicherheit bietet nur der Tod. Solche Verlässlichkeiten sind mir Gedächtnisstützen fürs Eigentliche.

Die Haut löst sich, ich kann den Finger darunterschieben. Schließe ich die Augen, fällt Schnee auf blühende Rosen.

Lea Brumsack und Tanja Krakowski: CulinARy MiSfiTS

Esst die ganze Ernte!


Das finde ich sinnvoll und mache deshalb gerne Werbung dafür.
Und hier kann man die Aktion unterstützen.

Die passende Kochbuchempfehlung: Taste the Waste
Mehr Infos zum Thema auf der Taste the Waste Homepage.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Mein Brot

Das Haus spreizt seine Äste und legt sie schützend um das Nest, in dem ein Lied seine Jungen füttert. Ich sitze im Schatten des Hauses, an seinen Stamm gelehnt und blättere in einem Brot. Ich verzehre es in kleinen Bissen, manchmal verschlinge ich aber auch mehrere Seiten auf einmal. Es sättigt mich auf angenehme Weise, und als die Dämmerung eintritt, habe ich es fast ausgelesen. Ich wickle den Rest des Brotes in Papier und verstaue es in meinem Rucksack. Die jungen Lieder in den Zweigen über mir sind bereits verstummt, die Eltern hüpfen zum höchsten Ast und danken dem Himmel, bevor sie sich zu den Kleinen betten. Das Haus raschelt leise. Ich trete den Heimweg an. Es ist tiefe Nacht, als ich endlich die Segel hisse. Der Mond schüttet ein Meer aus. Ich schließe die Augen und überlasse mich dem Wind und den Wellen. Mein Brot träumt von mir.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Was lässt Du am liebsten?

Was lässt Du am liebsten? 

Diese Frage stellte ich spontan auf Twitter ein, nicht unbedingt Antworten erwartend. Schließlich werden auf Twitter gerne diejenigen belächelt und beschimpft, die auf Fragen antworten. Soll ja alles nur Denkanstoß von höherer Ebene sein oder rhetorische Frage, weiß man doch schon alles selbst und zwar besser als der Rest, weshalb man gerne belehrt, und weil man so toll ist, belehrt man kunstvoll, rhetorisch kunstvoll. Nunja, was ich davon halte, lässt sich vermutlich schon aus meinem Ton herauslesen. Ich mag keine Überzeugungen mit einem Punkt dahinter, der eine Grenze zieht. Und noch weniger mag ich Überzeugungen, die als Frage verkleidet daherkommen. Ich bin ein Fan von Kommas, die zeigen: Hier ist noch nicht zuende gedacht, ich bin interessiert an allem, was jenseits meiner Meinung liegt, ergänzend, bestreitend, darüberhinausgehend. Und ich bin ein Fan von Fragen, offenen Fragen, die tatsächlich nicht unbedingt an einer abschließenden Antwort, aber an einer Einbeziehung des Gegenübers in einen Denkprozess interessiert sind.
Natürlich bin ich selbst nicht frei von starren Ansichten und erliege viel zu oft der Versuchung, mich rhetorisch über andere erheben zu wollen. Nur ist und bleibt das ein Machtspiel, das nicht zueinander führen kann und selbst im "Sieg" einen schalen Geschmack hinterlässt.

Okay, das klingt vielleicht nach etwas zuviel Überbau für diese doch sehr simple Aktion. Gerade dieses Simple, Unkalkulierte macht für mich aber den Charme des Ganzen aus. Es geht um nichts Weltbewegendes, trotzdem berührt es mich, weil es ein kleines feines Erlebnis von Zugewandtheit und freundlichem Miteinander ist.
Ich fand es schön, zu sehen, wie einfach und spontan und unverfälscht sehr tolle Menschen aus meiner Timeline auf diese einfache, spontane Frage reagierten.

Hier sind die Antworten in chronologischer Reihenfolge:

Was lässt Du am liebsten?

- Baumeln.

- Los.

- Mich gehen.

- nichts.

- bleiben.

- Blöde Zeitgenossen stehen

- 5e grade sein.

- zu.

- die Sau raus.

- mein Leben an mir vorbeiziehen, fasziniert und tatenlos zusehend.

- mich treiben

- zu. Von Herzen.

- den Dingen ihren Lauf!

- Jemanden ins Herz hinein.

- Meine Liebe sprudeln. Ich habe soviel davon.

- das ruder los.

- die Pflicht, damit ich die Kür genießen kann.

- die g-saite schnurren.

- raum

- den Hund von der Leine

- dem Kind seine Freiheit

- Auf jede Frage eine Antwort zu finden!

- Blicke schweifen.


Danke an: @Vittenko, @Silbermund, @kleinemy, @werwild, @HerrVanBohm, @Charlott7777, @UteWeber, @kaedinger, @schriftsteller, @mainwasser, @monikavincent, @_Anna_Log, @strickleiter, @vassility, @textzicke, @poetin, @outist, @Lady_of_Prussia, @e_mm_e1, @FrauFrog (2x), @JenseitsBeyond, @MonaThal


Achja, was lasse ich eigentlich am liebsten?
In manchen der obigen Antworten finde ich mich bereits wieder. Eins fällt mir aber noch ein: frei.