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Sonntag, 30. September 2012

Leer

Ich kann mich nicht konzentrieren. Durchstöbere meine Blogroll, schaue aus Gewohnheit jeden neuen Beitrag an, überfliege die Zeilen und hängen bleibt - nichts.
Das liegt an diesem seit heute unbewohnten Zimmer, der ganze Tag hängt darin fest; wenn ich ihn hinausscheuchen will, krallt er sich in die Winkel. Ich habe ihm nachgegeben und muss das weiter tun, bis ich schlafen kann.
Oh, wie dramatisch das klingt, das soll es gar nicht. Es ist nur so: Die Wirkung meines Mantras, das sich im Laufe der letzten zwei Monate von "England ist nicht weit" zu "Hamburg ist viel näher als England" gewandelt hatte, ist heute mit dem Schließen der Tür hinter einem großen Kind mit Rollkoffer einfach so verpufft.
Hamburg ist nämlich nicht nah, im Gegenteil, wenn auch tatsächlich näher als England. Aber leider ist mit der geringeren Entfernung nicht gleichzeitig das Zimmer weniger leer. Hätte ich vorher wissen können, weiß ich aber erst seit heute. Und deshalb fängt es jetzt erst richtig an.
Dieser Text ist ein langgezogener Seufzer, der raus musste, vielleicht werden weitere folgen. Wer weiß das schon. Wer kennt sich schon so vorhersagbar genau. Sicher werden ab morgen auch wieder die parallelen Ströme fließen. Vermute ich.
Soviele unbekannte Größen in diesem Abschied.
Gleich kommt "Polizeiruf 110", ein kleiner beruhigender Fixpunkt.

4 Kommentare:

  1. Ach, Iris, wie gut ich mir das vorstellen kann! Es geht etwas zu Ende - und wir müssten Steine sein, damit es nicht weh täte. Hamburg ist nicht nah, trotzdem: Wenn´s Not tut, kannst du da sein. Oder sie bei dir.

    (Ich hab gut reden. Was sage ich heute Abend? Wir fahren jetzt in wenigen Minuten los. Ein rosa Zimmer weiß streichen. Und heute Nacht schläft er schon dort, wenn wir zurück fahren. Dann werd ich mich auch so fühlen.)

    Alles Liebe!

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  2. Das kann ich nachempfinden. Mein Nest ist schon lange leer. Es macht - nach den ersten Trauerzeiten - Lust auf ein ganz neues Leben!
    Gruß von Sonja

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  3. Was mir ganz besonders gefällt, nicht nur an diesem langgezogenen Seufzer, ist, dass Du es annimmst, alles so annimmst, wie es eben gerade ist, ohne es sofort nutzbar oder anders machen zu wollen. Das imponiert mir. Das ist ein Vorbild für mich.

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  4. Ihr Lieben, ich danke Euch und nehme Euch als meine Verbündeten. Eine, die gerade dasselbe erlebt, eine, die es bereits hinter sich hat und eine, der es noch bevorsteht - bessere Solidaritätspartnerinnen kann man sich nicht wünschen. :-)

    @Melusine: Genau das ist es, dass etwas zu Ende geht, unwiederbringlich. Das schmerzt, tat es schon immer ein wenig, bei jedem kleinen Schritt der Kinder in eine größere Selbstständigkeit (Kindergarten, Grundschule, weiterführende Schule ...). Der Schritt ganz hinaus aus dem gemeinsamen Alltag ist schon ein sehr großer, der Schmerz hat eine neue Qualität.
    Ich wünsche Dir alles Gute für den heutigen Tag und bin mit solidarischem Empfinden bei Dir!

    @wildgans: Diese Lust spürte ich schon im Vorfeld, sie ist auch noch da, ich habe Pläne, gerade ist das alles überlagert, aber es wird wiederkommen, das weiß ich.
    Deine Lebenslust und Energie ist in dem, was und wie Du in Deinem Blog schreibst, deutlich zu spüren. Deshalb lese ich dort so gerne.

    @muetzenfalterin: Das fällt mir selbst gar nicht auf, aber es ist wohl so. Danke, dass Du mich darauf aufmerksam machst, denn dadurch wird mir bewusst, dass ein Gefühl von Hilflosigkeit einem Kontrollversuch oder dem Versuch der Abwehr geschuldet wäre, da beides ja vergeblich wäre, dass aus einem Hin- bzw. Annehmen hingegen neue Kraft erwachsen kann. Darauf vertraue ich.
    Vielleicht muss man einfach neugierig bleiben auf alles, was das Leben so mit sich bringt.

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