Er war ein Betrachter, seit er denken konnte, vermutlich sogar von Geburt an. Sein Inneres beherbergte unbearbeitete Bilder einer vorbewussten Zeit, in denen er manchmal blätterte. Fern aller Sprache verankerten sie ihn in einer Unmittelbarkeit, die ihm mit dem Erwerb der Lesefähigkeit Stück für Stück abhanden gekommen war.
Er betrachtete die Dinge und die um sie herum drapierten Wörter, die einen Zugang schaffen sollten, allzu häufig aber Barrieren darstellten. Ebenso betrachtete er die Menschen und die Wörter, die sie auf den Tisch legten, "offen auf den Tisch legen" nannten sie es, und er verstand es nicht, denn die Wörter türmten sich zu Bildern, ihren Schöpfern entfernt ähnlich, jedoch nie mehr als das. Sie sollten beschreiben, was man bei einfacher Betrachtung doch mit bloßem Auge erkennen konnte.
Er hatte erlebt, dass Besucher seine Mutter fragten, warum er so still sei, und wie sie anfangs mit einem Gesicht voller Liebesglanz darauf erwiderte "Er ist ein Betrachter". Eines Tages dann sprach sie diese Worte zum wiederholten Mal, und ihr Mund formte eine Schale aus Stolz, aber in ihren Augen lagen Steine, und der Satz passte nicht mehr zu ihrem Gesicht. Sie schien es selbst zu bemerken, denn bald änderte sie ihre Antwort in "Er ist ein Zurückhalter", und die Steine verschwanden aus ihren Augen, aber der frühere Glanz kehrte nicht zurück.
Er überlegte, dass er vielleicht selbst einmal Wörter auf den Tisch legen sollte und tat dies, als das nächste Mal Besucher kamen. Die Wörter kamen ihm mickrig vor und passten nicht zu ihm, eigentlich war es gut, dass er sie aus sich herausgenommen hatte. Die Besucher beugten sich staunend darüber, klatschten in die Hände und kniffen ihn augenzwinkernd in die Wangen. Er war nicht sicher, ob er wiederholt solche Reaktionen hervorrufen wollte. Seine entfernt stehende Mutter war zu einem bewegungslosen Bild geworden, für einen Moment nur, aber es jagte ihm einen gehörigen Schrecken ein. Etwas lief verkehrt, und es hatte mit ihm zu tun.
Fortan lag er des Nachts häufig wach und dachte über sich nach, darüber, ob alles mit ihm seine Richtigkeit hatte. Die Wörter waren abgelegt, das ließ sich nicht mehr rückgängig machen, er hatte im Laufe der Zeit noch weitere dazu gelegt. Keins von ihnen glänzte, keins schien ihm in irgendeiner Weise zu entsprechen. Er legte ganze Sätze zwischen sich und sein Selbst. Die Besucher rückten näher und nannten es "vertraut werden", sie schmiegten sich in seine Worte und glaubten, ihr Duft entströme seinem Wesen.
Wann immer man ihm gestattete, das Haus zu verlassen, schlug er den Weg zum Fluss ein. Seinen Körper der Länge nach in die Wiese gepresst, die Nase ins Gras und eine Hand in den Strom getaucht, gelang es ihm, die Wörter beiseite zu schieben, und
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Setzen wir uns ein Stück entfernt auf einen Stein und lassen ihm die Zeit, die er braucht, um von selbst wieder aufzutauchen und uns weiter an seiner Geschichte teilhaben zu lassen.