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Sonntag, 2. Oktober 2011

Höher, weiter

Wenn man über viele Jahre hinweg auf alles eine Antwort bekommen hat, häufig ungefragt, wenn der Geist unterfordert war und der Verstand vergewaltigt wurde, dann beginnt man, die Fragen zu lieben und etwas anderes zu suchen als Antworten, man stürzt sich auf Kompliziertes und Dinge, die man nicht auf Anhieb versteht, man verbittet sich Eingängiges und Erklärungen für weniger Eingängiges, man schaut immer eine Stufe höher, einen Schritt weiter, als der eigene, in Grenzen gehaltene Horizont reicht, man macht schmerzhafte Dehnungsübungen, um sich der Herausforderung des Fremden zu nähern, badet in dunklen Gewässern und springt hoch in die Luft, ohne zu wissen, wo man landen wird, man trainiert die verkümmerte Muskulatur seines Selbst und holt sich Blessuren, die schmerzen, die immer wieder die Begrenzung zeigen, aber auch die Kraft und die Möglichkeit eines tatsächlich eigenen Willens, man kehrt zurück in frühe Instinkte, die übersprungen wurden, verdeckt, aber nicht gelöscht, lässt sie Luft holen und sich ausbreiten, man nimmt sich seinen Hunger und seinen Durst und durchquert damit jede offen daliegende Welt, man staunt und wundert sich und liebt über alles die Vielfalt und ihre selbstverständliche Inanspruchnahme des Rechts auf Dasein und Ausdruck. Und man lässt sich nicht mehr bremsen.

2 Kommentare:

  1. Fetziger Text! Hätte auch gut zum Frühling gepasst. Man beginnt neue Dinge, es spriest etwas, ein neuer Abschnitt, mit vielem Schönen aber auch mit Gefahren, beginnt. leider sind die meisten Menschen nicht so, sie bauen auf Routine auf und haben Angst vor Veränderung. Und später fragen sie sich dann: Was hab ich in meinem Leben eigentlich besonderes getan?!
    Alejandro

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  2. Aus irgendwelchen Gründen freut mich das 'fetzig' besonders. Danke. :-)
    Auf die Neugier!

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