ich dachte schon du meintest mich als du dich noch einmal umsahst aber nein du prüftest deinen Schatten den du hinter dir herzogst wie eine Schleppe prüftest die Kontur richtetest dich auf rücktest den Hut gerade als stündest du vor einem Spiegel so tief blicktest du in den Asphalt und als dir endlich gefiel was du sahst hobst du den Blick der mich im Abwenden deines Gesichts kurz streifte und an deinem Innehalten erkannte ich dass du mich bemerkt hattest und deinem Rücken sah ich an dass du einen Sekundenbruchteil lang versucht warst dich erneut umzudrehen diesmal nicht um deinen Schattens zu prüfen sondern um meinetwillen aber du tatest es nicht sondern strebtest vorwärts der Straße zu die du zügig überquertest und auf deren anderer Seite du in dem Menschenstrom untertauchtest der gerade aus dem dortigen Bürohaus zum Feierabend eilte und so vergaß ich dich bis ich heute erneut die Stelle passierte an der du dich zu deinem Schatten umgedreht hattest und siehe da ich fand ein Zipfelchen desselben an der einen Seite ausgefranst dort wo er abgerissen war und ich erinnerte mich dass ich als du innehieltest einen Schritt vorwärts machte hoffnungsvoll auf dich zu dabei musste ich auf deinen Schatten getreten sein so dass er als du davoneiltest riss und das Stück auf dem mein Fuß stand zurückblieb und als ich mich nun bückte um es genauer zu betrachten erkannte ich den blassen Abdruck meines Schuhs darauf wie ein Stempel haftet dieser Beweis unserer letzten Begegnung auf dem Asphalt anscheinend wetterfest und resistent gegenüber jeglichen Einflüssen und ich fragte mich wie genau wohl etwas sein kann das lediglich ein Schatten ist mit einer Trittspur darauf ein Schatten eines Ereignisse das von so geringem zeitlichen Ausmaß und zugleich von so immenser Bedeutung für unser weiteres Leben war denn das war es doch möchte ich glauben oder nicht wie sonst ließe sich Bedeutung definieren als über das bleibende Zeugnis der Verbindung von zwei so flüchtigen Dingen wie einem Schatten und einem Fußabdruck
2 Wochenrückblick 3. - 9. August 2015 (Ausschnitt)
2 Wochenrückblick 3. - 9. August 2015 (Ausschnitt)
[...]
Gescheitert:
mit der Absicht, zu einem bestimmten Post in einem bestimmten Blog einen Kommentar zu hinterlassen. „Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.“, heißt es da. Nein, muss ich nicht. Ich setze ihn einfach hier bei mir hinein:
... und im Schuppen hinterm Haus steht eine mechanisch betriebene Zeitmaschine, mit der man sich wahlweise ins Pliozän (um auf einem wilden Hipparion zu reiten?) oder ins Internetzeitalter (um einen Blogartikel zu verfassen?) katapultieren kann ...
Wer den zugehörigen Blogartikel findet, gewinnt ....
... einen Einblick in den Zusammenhang. Wofür ich natürlich nicht garantiere.
Derweil beobachte ich einen vor vielen Jahren auf der Straße liegen gebliebenen Schatten eines Mannes dabei, wie er seinen Hut zum Gruß einer Zeit, die er nicht mehr erleben wird, zieht und dann wieder aufsetzt.
An der Rückwand ihres Hauses steht ein Gartenregal aus pulverbeschichtetem Eisen, die Stangen teils gedreht, teils geschwungen, die Böden mit türkisfarbenen Mosaiksteinen besetzt. In diesem Regal bewahrt sie jedoch kein Gärtnereizubehör wie Töpfe, Blumenerde, Hacken und Schäufelchen auf, sondern schmale gerollte Ballen aus – feinstem Chiffonstoff? So sieht es für mich aus.
Als ich sie danach frage, zwinkert sie mir verschwörerisch zu – so empfinde ich es – und nimmt mich bei der Hand. „Pst“, sagt sie, „erzähl es nicht weiter. Ich bewahre hier meine Schattenfunde auf.“
„Du tust was?“, entfährt es mir.
„Ich weiß“, sie tätschelt meinen Arm, „die gehören eigentlich in den Keller. Aber ich bin der Meinung, sie brauchen Luft und Licht.“
Sie ist verrückt geworden. Trotzdem hake ich nach: „Du sammelst also Schatten?“
„Ich schenke ihnen eine Bleibe.“
„Wo findest du sie? Ich meine, wie kommt man an einen Schatten, der nicht der eigene ist?“ Wieso lasse ich mich eigentlich darauf ein?
„Du darfst sie gerne anfassen“, beantwortet sie meine nächste Frage, bevor ich sie gestellt habe.
Ich trete näher an das Regal heran, meine nun auch, einen leichten Geruch wahrzunehmen, der von den Ballen ausgehen muss. Ein leise wehender, mit nichts, was ich kenne, vergleichbarer Duft.
„Trau dich, sie sind unempfindlicher als man denkt.“
Ich strecke meine Hand aus und streiche über ein asphaltgraues – ein – ein undefinierbares Etwas. Auch hier fällt mir nichts Vergleichbares ein. „Es fühlt sich seltsam an. Wie nichts, das ich kenne. Wie –“
„Wie ein Schatten“, sagt sie. „So fühlt sich ein Schatten an. Nun weißt du es.“ Sie lächelt. Meinen eigenen Gesichtsausdruck kann ich mir lebhaft vorstellen.
„Haben sie Namen?“, frage ich.
„Ja natürlich, aber die kenne ich nicht. Ich bohre auch nicht nach. So viel Freiheit muss sein.“
So viel Freiheit muss sein. Ja. Dennoch liegen sie hier zusammengerollt und verschnürt.
„Das mache ich nur aus Platzgründen.“ Sie hat meinen Gedanken gehört. „Sie können jederzeit entkommen, wenn sie wollen. Einzelne haben das bereits getan. Die meisten bleiben, sie tauschen hin und wieder die Plätze, breiten sich auch mal auf dem Rasen aus, hängen sich an einen Ast, schaukeln im Wind."
Ich möchte, dass es wahr ist, denke ich.
„Aber das ist es doch“, sagt sie.
Als ich sie danach frage, zwinkert sie mir verschwörerisch zu – so empfinde ich es – und nimmt mich bei der Hand. „Pst“, sagt sie, „erzähl es nicht weiter. Ich bewahre hier meine Schattenfunde auf.“
„Du tust was?“, entfährt es mir.
„Ich weiß“, sie tätschelt meinen Arm, „die gehören eigentlich in den Keller. Aber ich bin der Meinung, sie brauchen Luft und Licht.“
Sie ist verrückt geworden. Trotzdem hake ich nach: „Du sammelst also Schatten?“
„Ich schenke ihnen eine Bleibe.“
„Wo findest du sie? Ich meine, wie kommt man an einen Schatten, der nicht der eigene ist?“ Wieso lasse ich mich eigentlich darauf ein?
„Du darfst sie gerne anfassen“, beantwortet sie meine nächste Frage, bevor ich sie gestellt habe.
Ich trete näher an das Regal heran, meine nun auch, einen leichten Geruch wahrzunehmen, der von den Ballen ausgehen muss. Ein leise wehender, mit nichts, was ich kenne, vergleichbarer Duft.
„Trau dich, sie sind unempfindlicher als man denkt.“
Ich strecke meine Hand aus und streiche über ein asphaltgraues – ein – ein undefinierbares Etwas. Auch hier fällt mir nichts Vergleichbares ein. „Es fühlt sich seltsam an. Wie nichts, das ich kenne. Wie –“
„Wie ein Schatten“, sagt sie. „So fühlt sich ein Schatten an. Nun weißt du es.“ Sie lächelt. Meinen eigenen Gesichtsausdruck kann ich mir lebhaft vorstellen.
„Haben sie Namen?“, frage ich.
„Ja natürlich, aber die kenne ich nicht. Ich bohre auch nicht nach. So viel Freiheit muss sein.“
So viel Freiheit muss sein. Ja. Dennoch liegen sie hier zusammengerollt und verschnürt.
„Das mache ich nur aus Platzgründen.“ Sie hat meinen Gedanken gehört. „Sie können jederzeit entkommen, wenn sie wollen. Einzelne haben das bereits getan. Die meisten bleiben, sie tauschen hin und wieder die Plätze, breiten sich auch mal auf dem Rasen aus, hängen sich an einen Ast, schaukeln im Wind."
Ich möchte, dass es wahr ist, denke ich.
„Aber das ist es doch“, sagt sie.
Heute fiel mir ein, dass ich 2013 ein Gedicht geschrieben habe, das perfekt zu den drei Texten passt, die ich in den letzten Tagen unter dem Label „Schatten“ gepostet habe. Drei ganz unterschiedliche Texte, von denen einer nicht mehr als ein Fragment, eine kleine Assoziation innerhalb des letzten Wochenrückblicks darstellt (unter dem Absatz „Gescheitert“).
Das Gedicht habe ich damals „Letztes Gesicht“ betitelt. Heute würde ich es vielleicht mit einem anderen Titel versehen? Ich schreibe es hier noch einmal neu auf:
Eveline Hasler. In: Neue Freuden, neue Kräfte. Ermutigungen. Hrsg. Herbert Schnierle-Lutz. Insel Verlag Berlin 2013
... Glitt er hinüber aus der beliebigen Welt, wählte sie, die sie war, als sein Kleid, als sein Schuhwerk, als sein Haar. War sie ihm alles, war selbst sein Schatten, für eine Weile, während derer er lernte: wie das Gras singt, wie der Asphalt flüstert, wie die Erde mit den Zähnen knirscht. War er ihr Schüler, glaubte ihr gern, womit sie ihn umhüllte, trug, bespielte, ansprang, unterlief, verwarf ... War ihr leidenschaftlicher Schüler, wusste sie doch auf eine außerordentlich innewohnende Weise von der Welt zu erzählen, trieften ihre Federn von irdener Wahrheit, so schwer ihre Schwingen, so leicht ihr Flug ... Oh ... Widersprüche, scheinbar, die ihm sonst zuwider, nun aber widerhakengleich sich verhakten in seiner Widerstandslosigkeit. Stand da, er, der er war, hockte dann, vornüber, und überließ sich zur Gänze ihr, die sie wusste, ihr, kaum zu glauben, der Schattin, bat sie um Schutz und: um einen neuen Namen, ja, sogar das ...
(manchmal stößt man auf einen Text, stößt man auf ein Bild, und dann will etwas her-/hinaus, muss, darf ... auch wenn man es nicht kennt/kannte)
Das Gedicht habe ich damals „Letztes Gesicht“ betitelt. Heute würde ich es vielleicht mit einem anderen Titel versehen? Ich schreibe es hier noch einmal neu auf:
*
Liegt ein gefalteter Schatten
unter der Schwinge
Hebt sich die Schwinge
löst sich der Schatten
und steigt
Verfliegen die Jahre
Senkt sich die Schwinge
legt sich ein Schatten
über die Zeit
Liegt die gefaltete Schwinge
unter dem Schatten
und schweigt
Wie alles sich neigt
selbst die Wandelbarkeit
hat ein letztes Gesicht
das verleugnest du nicht
*
Ich mag dieses Gedicht sehr und es bedeutet mir viel. Ließe ich meine Finger, sie würden eine detaillierte Interpretation ins Schreibfeld tippen. Ich habe damals eine Weile gebraucht, um eine endgültige Fassung zu finden. Dann schließlich war es für mich perfekt. Es ist sehr genau. Aber ich halte meine Finger im Zaum. Mein Gefühl ist: Da kommt/kommen noch mehr. Die Schatten sollen eine offene Tür vorfinden.
Dann fällst du über den Rand und merkst: Es gab gar keine Grenze. Nichts hielt deinen Schritt ins Leere und den Sturz. Den Fall. Unter dir ein Schatten, der auf dich zu rast. Er breitet die Arme aus wie du, gerät wie du ins Trudeln. Aber er ist still. Stumm. Du hingegen rufst ihm etwas zu. Dann fängt er dich auf. Augenblicklich seid ihr nicht mehr voneinander zu unterscheiden.
Aber diese Geschichte ist zu unheimlich, um sie zu erzählen. Zu brutal. Erschreckend. Abstoßend? Vielleicht.
Also erzählst du eine andere. Ein Märchen.
Es war einmal ...
... und wenn sie nicht gestorben sind, dann ...
Langweilig, nicht wahr? Weil absolut vorhersehbar.
Du wirfst einen Stein, triffst deinen Schatten, der hält sich die Stirn, du entschuldigst dich, er schüttelt den Kopf. Wie sollst du das deuten? Tut er die Sache als nichtig ab? Oder will er dir nicht verzeihen?
Du reichst ihm eine Rose, da blüht er sichtlich auf, hebt sich vom Asphalt in die Höhe, zieht seinen Hut und deutet eine Verbeugung an.
Du bist beschämt. Reichst ihm zögerlich die Hand. Als er sie mit seiner Hand umschließt, spürst du die erwartete Kälte.
Ihr geht ein paar Schritte, weiter ist es nicht bis zum Rand.
Mit dem, was dahinter liegt, habe ich keine Erfahrung, sagt er und gibt dir einen Schubs. Einen leichten nur, trotzdem verlierst du das Gleichgewicht und machst einen unwillkürlichen Schritt nach vorn. Dann fällst du...
Es ist unausweichlich, da können wir noch so viele Märchen einfügen, das alles zögert es nur künstlich hinaus. Besser du versöhnst dich beizeiten mit deinem Schatten. Beginne damit, die Steine liegen zu lassen. Nicht umsonst haben sie ein Gewicht, das sie am Boden hält.
Mein Schatten
Ich will nicht in der Hocke leben
um zu essen und zu trinken von euren
Becherchen und Tellerchen
auf Kindsgröße schrumpfen
um in euren Betten zu schlafen
mir Streicheleinheiten
erschleichen
Ich richte mich auf
Die Arme wachsen aus den Fenstern
Mein Kopf hebt das Dach ab
Vögel nisten in meinem Haar
Ich bin die Solitärin
mein Schatten fällt
wo er fällt
Eveline Hasler. In: Neue Freuden, neue Kräfte. Ermutigungen. Hrsg. Herbert Schnierle-Lutz. Insel Verlag Berlin 2013
Gefunden in Sonjas Wildgansblog, hier, und gedacht, dass ich es zu mir rüberholen muss, wegen der Schatten, you know.
Ich richte mich ebenfalls auf. Und aus. Und verabschiede mich in den Urlaub. Farben sammeln. Licht und Schatten. Eindrücke.
Bis bald!
*
Bis bald!
(to be inspired. oh. some different words. yes. an exciting picture. hey! just do it. thx. let it out.)
... Glitt er hinüber aus der beliebigen Welt, wählte sie, die sie war, als sein Kleid, als sein Schuhwerk, als sein Haar. War sie ihm alles, war selbst sein Schatten, für eine Weile, während derer er lernte: wie das Gras singt, wie der Asphalt flüstert, wie die Erde mit den Zähnen knirscht. War er ihr Schüler, glaubte ihr gern, womit sie ihn umhüllte, trug, bespielte, ansprang, unterlief, verwarf ... War ihr leidenschaftlicher Schüler, wusste sie doch auf eine außerordentlich innewohnende Weise von der Welt zu erzählen, trieften ihre Federn von irdener Wahrheit, so schwer ihre Schwingen, so leicht ihr Flug ... Oh ... Widersprüche, scheinbar, die ihm sonst zuwider, nun aber widerhakengleich sich verhakten in seiner Widerstandslosigkeit. Stand da, er, der er war, hockte dann, vornüber, und überließ sich zur Gänze ihr, die sie wusste, ihr, kaum zu glauben, der Schattin, bat sie um Schutz und: um einen neuen Namen, ja, sogar das ...
(manchmal stößt man auf einen Text, stößt man auf ein Bild, und dann will etwas her-/hinaus, muss, darf ... auch wenn man es nicht kennt/kannte)
Nichts muss.
Die Schatten jagen
fern der Stirn
in diesen Tagen
weiß dein Hirn:
Nichts muss.
Nichts muss.
Die Schatten fallen
von der Wand
in deinem Innern
liegt ein Land
durch das fließt warm
ein steter Fluss
der raunt dir zu:
Nichts muss.
Nichts muss.
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